Epidemiologie <strong>des</strong> Drogenkonsmussum ist gestiegen. Im Jahr 1998 rauchten 90% dieserTabakkonsumierenden wöchentlich oder täglich min<strong>des</strong>tenseine Zigarette; 1994 lag dieser Anteil noch bei60%. Zudem ist ebenfalls der Tabakkonsum jungerFrauen im besonderen Masse gestiegen 3,10 .Die Daten zum Konsum legaler Drogen der Jugendlichenergeben ein klares Bild. Sämtliche Indikatoren zufrühem Beginn, Prävalenz, Häufigkeit und Ausmass <strong>des</strong>Konsums weisen erhöhte Werte auf. Verschiedene imJahr 2002 durchgeführte Befragungen werden zeigen,ob diese Entwicklung anhält.Einstellung der Bevölkerung zum Drogenproblemin der SchweizEnde der 1980er Jahre und in der ersten Hälfte der1990er Jahre wurden vier telefonische Befragungendurchgeführt. Damit wollte man die Einstellung derSchweizer Bevölkerung zu den Problemen im Zusammenhangmit den Drogen in Erfahrung bringen. Eineerste Befragung aus dem Jahr 1989 hatte bereits ergeben,dass die Abgabe von sterilem Injektionsmaterial<strong>zur</strong> Schadenminderung in Zusammenhang mit Aids vonder Schweizer Bevölkerung positiv aufgenommenwurde. Drei andere telefonische Befragungen aus denJahren 1991, 1994 und 1997 ergaben, dass die Drogensuchtals ein soziales Problem unter anderengesellschaftlichen Problemen und die Drogenabhängigenals randständige Kranke angesehen wurden, welchedie verschiedensten Ängste hervorriefen. Im Jahr1997 sprachen sich sieben von zehn Schweizern fürdie ärztliche Verschreibung von Betäubungsmitteln und72% für die Einrichtung von Injektionsräumen aus. DieMassnahmen <strong>zur</strong> Liberalisierung <strong>des</strong> Verkaufs und/oder<strong>des</strong> Konsums weicher Drogen wurden hingegen wenigerbefürwortet. Allgemein wurde festgestellt, dassbesser informierte Personen mit näherem Kontakt zuDrogenkonsumierenden den Liberalisierungsmassnahmenam offensten gegenüberstanden und den Konsumam ehesten tolerierten (siehe Tabelle im Anhang) 16 .Handlungen im Zusammenhang mit der Beschaffungvon Cannabis zu persönlichen Zwecken von 48% derBevölkerung toleriert wurden, sprachen sich ebensoviele Personen (48%) dagegen aus. Die Hälfte derBefragten war für den freien Verkauf von Cannabis und45% waren dagegen. 53% hiessen die Entkriminalisierung<strong>des</strong> Konsums gut und 41% lehnten sie ab.Während 42% der Antwortenden sich für die Beibehaltungder jetzigen Situation, also ein Verbot von Konsum,Herstellung und Verkauf, aussprachen, waren54% dagegen. Allgemein nahmen junge Leute (15-24-Jährige) und Männer die liberalste Haltung gegenüberCannabis ein. Die Entkriminalisierung <strong>des</strong> Konsums füralle, Minderjährige eingeschlossen, wurde in derDeutschschweiz gutgeheissen (58%), ebenso dieLegalisierung <strong>des</strong> Verkaufs (52%). Hingegen sprachsich die Bevölkerung der Westschweiz und <strong>des</strong> Tessinslediglich für die Entkriminalisierung bei den Volljährigenaus. Aus der Befragung ging auch hervor, dass 47%der Befragten der Ansicht waren, dass eine liberalePolitik zu einem Anstieg <strong>des</strong> Cannabiskonsums führenwürde. 57% glaubten ausserdem, dass der Griff zuCannabis der erste Schritt zum Konsum von schädlicherenDrogen darstelle. Eine grosse Mehrheit (70%)war hingegen der Ansicht, ein Verbot <strong>des</strong> Cannabiskonsumshabe keine abschreckende Wirkung, und61% der Antwortenden meinten, der Konsum in derÖffentlichkeit müsse verboten bleiben, um keinschlechtes Vorbild zu geben.Im Jahr 2000 führte die SFA eine Befragung durch, mitder die Meinungen der Schweizer zum Cannabiskonsumund einer möglichen Entkriminalisierung ermitteltwerden sollten 8 . Diese Befragung ergab ein kontrastreichesBild. Während der Cannabiskonsum und die43
Epidemiologie <strong>des</strong> DrogenkonsmusEntwicklung von Betreuung/BehandlungenLaut den in der Schweiz und der Europäischen Unionermittelten statistischen Angaben zu den verschiedenenBehandlungstypen werden die meisten Patientenwegen <strong>des</strong> Konsums von Heroin als Hauptdroge aufgenommen,während Kokain oft als Sekundärdrogebetrachtet wird. Die Patienten sind meist Konsumierendebeider Substanzen, zu denen manchmal nochandere legale oder illegale Drogen dazukommen 1,14,17 .Methadonbehandlungen200001800016000140001200010000800060004000200001979198019811982198319841985198619871988198919901991199219931994199519961997199819992000Bei der Entwicklung der Anzahl Behandlungen proKanton liess sich in den meisten Kantonen zwischen1993 und 2000 ebenfalls ein Anstieg feststellen (Abbildung4.4). Mehr als die Hälfte sämtlicher Behandlungenin der Schweiz entfiel auf vier Kantone (ZH, BE, GE,VD).Zählt man die Anzahl Behandlungen pro 1000 Einwohnerim Alter von 20 bis 64 Jahren, so weisen die KantoneBasel-Stadt (8.86), Genf (6.6) und Neuenburg(6.51) die höchsten Werte auf (Abbildung 4.6). Ausserdemzeigt sich, dass sowohl bei der Gesamtzahl derBehandlungen als auch beim Anteil auf 1000 Einwohnerdiese Kantone mit der stärksten medizinischenDichte die Spitzenreiter sind.Die Zahl der Substitutionsprogramme mit Methadonhat Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahrebeträchtlich zugenommen und ist von etwas wenigerals 2000 Behandlungen im Jahr 1987 auf nahezu14’000 im Jahr 1994 gestiegen. Diesem Anstieg folgteeine Stabilisierungsphase, die bis 1996 dauerte. Diesewar zweifellos auf die Entwicklung der ärztlichen Verschreibungvon Heroin <strong>zur</strong>ückzuführen. Von 1997 anZur Entwicklung der Methadondosierung lässt sich Folgen<strong>des</strong>feststellen: Bezieht man die Menge <strong>des</strong> in derSchweiz jährlich konsumierten Methadons k auf dieAnzahl der jährlich bewilligten Behandlungen, so hat dieMethadonmenge pro Behandlung von 1997 bis 2000um 17% zugenommen. Dabei entfallen 10% auf dasletzte Jahr (Abbildung 4.5).zeichnete sich bei der Anzahl Methadonbehandlungenerneut ein Anstieg ab und im Jahr 2000 wurden 18’393Behandlungen verzeichnet (Abbildung 4.3).Abbildung 4.5Anzahl Methadonbehandlungen in der Schweiz: 1979-2000 j 28017Entwicklung der Menge <strong>des</strong> konsumierten Methadons und derMenge <strong>des</strong> Methadons pro Behandlung, 1997-2000400203803601934032018Abbildung 4.3300260240220200jk19971998Menge <strong>des</strong> konsumierten Methadons (kg)Menge pro Behandlung (g)Quelle BAG, Methadonstatistik.19992000Die von Swissmedic <strong>zur</strong> Verfügung gestellten Daten entsprechenden in der Schweiz jährlich gelieferten Mengen. Es ist anzunehmen,dass diese Mengen mittelfristig konsumiert werden.161544