5Monitoring und Beurteilung<strong>des</strong> MaPaDro Phase 4Dieses Kapitel bildet den Kernteil dieses Berichts;sein Inhalt soll die wichtigsten Fragen beantworten,die für die <strong>Globalevaluation</strong> festgelegt wordensind:1 Sind die allgemeinen Ziele <strong>des</strong> MaPaDro sowiediejenigen je<strong>des</strong> Bereichs angemessen?2 Wie organisiert sich das BAG, um MaPaDroumzusetzen?3Welche Kontrolle übt es auf die Entwicklung seinerAktionen aus?4Welche Probleme tauchten auf und mit welchenMitteln wird Abhilfe geschaffen?5 Fügt sich MaPaDro nahtlos in die gesamtenMassnahmen ein, die in der Schweiz vonanderen Partnern getroffen wurden (Kantone,Organisationen, Institutionen)?Unter welchen Bedingungen?6Welche Aktionen wurden durchgeführt und mitwelchen Resultaten (Zwischenoutputs)?Für die Beantwortung der Evaluationsfragen undgleichzeitig die detaillierte Beschreibung der verschiedenenmit dem Programm verbundenen Herausforderungenund Projekte wurde für diesesKapitel ein spezielles Konzept ausgearbeitet.Jedem Bereich <strong>des</strong> MaPaDro ist ein separatesUnterkapitel gewidmet, das folgende Themenzusammenfasst:1Allgemeine Situation in der Schweiz: WelcheBedürfnisse bestehen und welche Mittel sindvorhanden?2 Ziele und Strategie <strong>des</strong> BAG: Welche Veränderungenmöchte das BAG mit dem MaPaDroerreichen und wie soll dies geschehen (Antwortauf die Evaluationsfrage 2)?3 Umsetzung und durchgeführte Aktivitäten: WelcheMassnahmen wurden umgesetzt und welcheAktivitäten wurden durchgeführt (Antwortenauf die Evaluationsfrage 6)?4 Beurteilung der Aktion <strong>des</strong> BAG: Stimmen dieZiele und die Strategie mit den Bedürfnissenund Mitteln in der Schweiz überein (Antwortenauf die Evaluationsfragen 1 und 5) und entsprichtdie Umsetzung der Massnahmen denZielen <strong>des</strong> BAG (Antworten auf die Evaluationsfragen3 und 4)?Aufgrund der Bedeutung, die ihnen im Rahmen<strong>des</strong> Programms zukommt, sind die Beschreibungenund Analysen zu den Bereichen (oder Säulen)Prävention, Behandlung und Schadenminderungausführlicher als die der anderen Bereiche.PräventionAufgabe der Prävention ist es zu verhindern, dassGesundheitsprobleme auftreten (Primärprävention) odersich verschlimmern (Sekundärprävention). Die Gesundheitsförderungsoll die Mittel stärken, die das physische,psychische und soziale Wohlbefinden von Gruppenund Individuen fördern. Am häufigsten geschiehtdies mittels Information, Sensibilisierung und Motivierung<strong>des</strong> Publikums. Die Mittel können auf das individuelleVerhalten und/oder den jeweiligen Kontext, indem dieses Verhalten auftritt, ausgerichtet werdensowie verschiedene Gruppen oder Lebensräumeanpeilen. Bei den verwendeten Ansätzen, Strategienund Mittel werden die oben erwähnten Elemente meistkombiniert.Allgemeine Situation in der SchweizGemäss Artikel 15a <strong>des</strong> Betäubungsmittelgesetzes istdie Prävention <strong>des</strong> Missbrauchs von BetäubungsmittelnSache der Kantone. Diese müssen die Informationund Beratung fördern und die dafür notwendigen Institutionenschaffen. Der Bereich der Suchtpräventionwurde somit in den Kantonen, aber auch in den Städtenausgebaut. Oft erfolgte diese Entwicklung über privateOrganisationen, welche subventioniert wurden.65
Monitoring und Beurteilung <strong>des</strong> MaPaDro Phase 4In den lokalpolitischen Debatten war die Präventioneher nebensächlich. Es gibt nur wenige Stellungnahmenund Entscheide von Kantonen und Städten zudiesem Thema und Auseinandersetzungen scheinenselten zu sein 1 . Davon ausgenommen sind zweifellosnur die laufende Revision <strong>des</strong> Betäubungsmittel-gesetzesund vor allem die Entkriminalisierung <strong>des</strong> Cannabiskonsums.Die Prävention bildet eine der vier Säulen der Drogenpolitik<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>. Gemäss den gesetzlichen Bestimmungenbesteht das Engagement <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> in diesemBereich darin, die Interventionen von Kantonenund Städten zu unterstützen.BedürfnisseDer rasche Anstieg <strong>des</strong> Heroinkonsums, der Ende der1980er Jahre und Anfang der 1990er Jahre beobachtetwurde, scheint gestoppt zu sein. Es gibt jedoch nochkeine Hinweise auf eine bedeutende Abnahme der Zahlder Personen in der Schweiz, die Opiate und Kokain konsumieren.Im Übrigen stellt man fest, dass die sich ineiner Behandlung befindenden Personen immer älterwerden. Dies könnte auf einen verminderten Suchteinstieg,insbesondere beim Heroin, hinweisen.Die Indikatoren zum Konsum von Tabak, Alkohol undCannabis lassen hingegen eine andere Entwicklungerkennen. Sie weisen auf einen deutlichen Anstieg <strong>des</strong>Konsums dieser Substanzen bei den Jugendlichensowie auf ein tieferes Einstiegsalter hin. Das hat verschiedeneFolgen. So wirkt sich der allgemeine Anstiegmittel- und langfristig sicherlich auf die Gesundheit derBevölkerung aus. Dies könnte sich durch das gesunkeneEinstiegsalter noch verstärken. Vor allem beimTabak ist bekannt, dass dieses Phänomen sich auf dieKontrolle und die Fähigkeit auswirkt, den Konsum einzustellen.Schliesslich könnte die Häufung der konsumiertenSubstanzen sowie der Fälle von gelegentlicherTrunkenheit kurzfristig eventuell zu einem erneutenAnstieg <strong>des</strong> Konsums härterer und schädlicherer Drogenführen. Diese Hypothese muss jedoch erst nochüberprüft werden. Die derzeitigen Herausforderungenim Bereich der Überwachung sowie der Primär- undSekundärprävention sind jedenfalls sehr gross.Der Konsum von synthetischen Stimulanzien und Halluzinogenenbei den Jugendlichen ist bisher kaum dokumentiert.Mit den bestehenden Mitteln ist es schwierig, dieSubstanzen einzuordnen und sich auf die Entwicklung<strong>des</strong> Drogenschwarzmarktes einzustellen. Es machtjedoch den Anschein, dass der Konsum von synthetischenDrogen (Partydrogen) kein vorübergehen<strong>des</strong> Phänomenist. Aus den wenigen an Techno-Abenden durchgeführtenBefragungen geht hervor, dass der Konsum einhohes Ausmass erreicht hat. Zudem werden häufig mehrereSubstanzen (Amphetamine, Cannabis, Alkohol)gleichzeitig konsumiert und der Einstieg in den Konsumerfolgt relativ früh. Hier besteht somit ein echter Bedarfnach Präventionsarbeit.Die Aussicht auf eine mögliche Einstellung der Strafverfolgung<strong>des</strong> Cannabiskonsums sowie die Einführungeines kontrollierten Marktes haben zweifellos den Konsumdieser Substanz bei den Jugendlichen bereitsbeeinflusst. Aufgrund dieser Entwicklungen könnte essein, dass die Präventionsarbeit neue Bedürfnissebewältigen muss. Die Entwicklung von Massnahmen<strong>zur</strong> Früherkennung und Frühintervention, wie sie imEntwurf <strong>zur</strong> Revision <strong>des</strong> Betäubungsmittelgesetzesebenfalls vorgesehen sind, bilden somit eine neue Herausforderungfür diesen Bereich.Angebot/MittelBisher gibt es kein systematisches Inventar der in derSchweiz ergriffenen Präventionsmassnahmen. Diejüngsten diesbezüglichen Angaben stammen aus demZeitraum 1993-1996 2,3 . Man geht jedoch davon aus,dass die damals festgestellte Entwicklung der Interventionenin der Folge angedauert hat. Die meisten neuenPräventionsprojekte wurden im Informationsbereichumgesetzt und wandten sich an ein breites Publikum.Schule und Gemeinden wurden etwas weniger oft unddie Familie und die Arbeitswelt sogar nur selten angesprochen.Die neuen Interventionen richteten sich vorallem an Erwachsene (Eltern, Lehrkräfte, Multiplikatoren).An zweiter Stelle folgten Projekte, die gleichzeitigan Erwachsene und Jugendliche oder nur an Jugendlichegerichtet waren. Hingegen gab es nur wenige Projektefür Kinder. Die übrigen Bestrebungen richtetensich vor allem auf den angestrebten Ausbau derSekundärprävention, die Weiterbildung der Lehrkräfte,66