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ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern

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Wenn <strong>der</strong> Vater im Alltag fehlt<br />

100<br />

Zwischen den geleisteten Unterhaltszahlungen und dem Kontakt zum Kind besteht ein enger<br />

Zusammenhang: Getrennt lebende Väter, die regelmäßige Transferleistungen erbringen, stehen<br />

deutlich häufiger im Kontakt mit ihren Kin<strong>der</strong>n als Väter, die sich unregelmäßig o<strong>der</strong> gar nicht<br />

am Unterhalt des Kindes beteiligen. Der Erwerbsstatus <strong>der</strong> getrennt lebenden Väter entscheidet<br />

maßgeblich darüber, ob das finanzielle Engagement erbracht wird bzw. erbracht werden kann.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass erwerbstätige Männer den Kontakt zu ihren Kin<strong>der</strong>n aufrechterhalten<br />

ist dementsprechend doppelt so hoch, wie bei arbeitslosen Vätern (s. Dunn 2004: 666). Insbeson<strong>der</strong>e<br />

junge Väter haben nach <strong>der</strong> Trennung erhebliche Schwierigkeiten die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

finanziellen Mittel für Unterhaltszahlungen zu erwirtschaften (s. Dunn 2004). Verschiedene Forscher(innen)<br />

gehen davon aus, dass sich väterliche Kompetenz in unserer Gesellschaft nach wie<br />

vor entscheidend daran bemisst, inwieweit Männer die Ernährerrolle erfüllen können (Doherty<br />

et al. 1998; Limmer 2004). Getrennt lebende Väter, die aufgrund geringer Einkünfte nicht in <strong>der</strong><br />

<strong>Lage</strong> sind, die Unterhaltszahlungen zu erbringen, können diesem Anspruch, <strong>der</strong> speziell an<br />

Väter und weniger an Mütter gestellt wird, nicht gerecht werden. Das Scheitern an <strong>der</strong> Ernährerrolle<br />

ist einer <strong>der</strong> Gründe dafür, dass sich getrennt lebende Väter häufiger als getrennt lebende<br />

Mütter aus dem Kontakt zum Kind zurückziehen o<strong>der</strong> ihnen <strong>der</strong> Zugang zum Kind durch den<br />

an<strong>der</strong>en Elternteil häufiger als getrennt lebenden Müttern erschwert wird (Doherty et al. 1998).<br />

Die Bedeutung des sozialen Kapitals<br />

<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

Die Interaktionserfahrungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> mit dem Vater gelten als soziales Kapital das die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> beeinflusst (Amato/Sobolewski, 2001). Studien, die sich mit dieser Thematik<br />

befassen, stützen sich auf Auskünfte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Befragungen <strong>der</strong> Mütter. An<strong>der</strong>e methodische<br />

Zugänge, wie z. B. Beobachtungsstudien o<strong>der</strong> die Befragung <strong>der</strong> Väter selbst, werden<br />

bisher selten beschritten. Ausgehend von <strong>der</strong> Annahme, dass ein häufiger Kontakt zum Vater<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> för<strong>der</strong>t, wurde in zahlreichen Studien zunächst <strong>der</strong> reinen Kontakthäufigkeit<br />

Aufmerksamkeit geschenkt. Mittlerweile gilt diese These als weitgehend wi<strong>der</strong>legt<br />

(zusammenfassend s. Amato/Gilbreth 1999, Amato 2000). Nur für wenige Aspekte <strong>der</strong> kindlichen<br />

Entwicklung und bestimmte Bevölkerungsgruppen finden sich Hinweise darauf, dass<br />

eine häufige Kontaktfrequenz die Entwicklung von Kin<strong>der</strong>n för<strong>der</strong>n kann. So stellen<br />

Sprujit/Goede/Van<strong>der</strong>valk (2004) in ihrem repräsentativen Längsschnitt fest, dass eine im Nachgang<br />

<strong>der</strong> elterlichen Trennung allmählich anwachsende Kontakthäufigkeit internalisierende Verhaltensprobleme<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, wie z. B. Suizidgedanken, geringfügig reduziert. Ein häufiger Kontakt<br />

zum getrennt lebenden Vater kann zudem die Entwicklung schwerer, behandlungsbedürftiger<br />

Verhaltensprobleme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> verringern (Flouri 2005). Auch für Kin<strong>der</strong>, die Sozialhilfe erhalten,<br />

sind positive Auswirkungen eines häufigen Kontakts zum Vater belegt (Perloff/Bruckner<br />

1996 nach Flouri 2005: 156). Dies gilt jedoch nur dann, wenn <strong>der</strong> Vater nicht psychisch gestört<br />

o<strong>der</strong> verhaltensauffällig ist. Aktuelle Studien belegen, dass ein häufiger Kontakt zum getrennt<br />

lebenden Vater auch gegenteilige Auswirkungen für das Kind haben kann. Negative Auswirkungen<br />

zeigen sich insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn sich <strong>der</strong> Vater aggressiv o<strong>der</strong> antisozial verhält o<strong>der</strong><br />

die Mutter dem häufigen Kontakt des Kindes zum getrennt lebenden Vater ablehnend gegenübersteht<br />

(vgl. Dunn et al. 2004; Flouri 2005).<br />

Auch Studien, die anstelle <strong>der</strong> reinen Kontakthäufigkeit, die Einbindung <strong>der</strong> getrennt lebenden<br />

Väter in das Leben ihrer Kin<strong>der</strong> untersuchen, zeichnen ein uneinheitliches Bild 71 : Daten aus den<br />

USA und Großbritannien belegen, dass ein hohes Engagement getrennt leben<strong>der</strong> Väter weißer<br />

Jugendlicher mit einer deutlich geringeren Delinquenz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> einhergeht 72 . Bei schwarzen<br />

71 Die Kontakthäufigkeit und das väterliche Engagement wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Einen zusammenfassenden Überblick<br />

bieten: Dunn 2004; Flouri 2005; Doherty et al. 1998.<br />

72 Väterliches Engagement wird in den Studien in Form von Unterstützung, Ermutigung und väterliche Anleitung erfasst (Dunn 2004: 662).

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