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ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern

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Väter im Spiegel <strong>der</strong> amtlichen Statistik<br />

54<br />

Es scheint auch sehr subjektive und unbewusste Gründe zu geben, die Männer davon abhalten,<br />

Väter werden zu wollen. Deren Motive wurden mittels biographischer Interviews (nach Thomae<br />

1987) und mit zwei projektiven Verfahren, dem TAT (Revers 1979) und dem Sceno-Test (von<br />

Staabs 1992, jeweils zit. nach Schlottner) in einer qualitativen Studie untersucht 44 . Dazu wurden<br />

sechs Väter und sechs Männer mit unerfülltem Kin<strong>der</strong>wunsch befragt, die seit mindestens zwei<br />

Jahren vergeblich versuchen mit ihrer Partnerin ein Kind zu zeugen. Es zeigt sich, dass vor<br />

allem die Männer, die ihren Vater als häufig abwesend in Erinnerung haben und noch kein Kind<br />

haben, entschlossen sind, ihren zukünftigen Kin<strong>der</strong>n ein an<strong>der</strong>er Vater zu sein. Dieser Wunsch<br />

bzw. diese Erwartung an die eigene Vaterrolle lässt sich nach dieser Studie darauf zurückführen,<br />

dass die Väter die Defizite, die sie als Kind in <strong>der</strong> Beziehung zum eigenen Vater erlebt haben<br />

wie<strong>der</strong> „gut machen“ wollen. Gleichzeitig aber befürchten sie ihrer Erwartung an eine „anwesende<br />

Vaterschaft“ nicht gerecht werden zu können. Sie sind mangels eines Vorbildes unsicher,<br />

wie sie die Vaterrolle konkret ausfüllen können. Diesen Männern ist es sehr wichtig eine eigene,<br />

von <strong>der</strong> Frau unabhängige Beziehung, zu ihrem Kind zu entwickeln. Teilweise wird die Vorstellung<br />

von einem eigenen Kind auch unbewusst mit Konkurrenz um die Liebe <strong>der</strong> Partnerin verbunden.<br />

Dies kann auch als ein Grund für die Ambivalenz von Kin<strong>der</strong>wunsch und Kin<strong>der</strong>angst<br />

bei Männern interpretiert werden 45 .<br />

2.5.2 Das Alter <strong>der</strong> Männer beim Übergang zur Vaterschaft<br />

<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

Während über das durchschnittliche Alter <strong>der</strong> Mütter bei <strong>der</strong> Geburt ihres ersten Kindes seit langem<br />

Daten vorliegen, gibt es für die verheirateten Väter hierzu aus <strong>der</strong> amtlichen Statistik erst<br />

seit dem Jahr 2000 Zahlen. Über das Alter <strong>der</strong> wachsenden Zahl an Männern, die unverheiratet<br />

Vater werden, kann auf dieser Basis keine Aussage gemacht werden.<br />

Auch weist die amtliche Statistik für die letzten Jahre einen steigenden Anteil an kin<strong>der</strong>losen<br />

Frauen aus 46 , dagegen gibt es keine entsprechenden Informationen über die Kin<strong>der</strong>losigkeit von<br />

Männern.<br />

Zu <strong>der</strong> Frage, wie hoch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>losigkeit bei Männern ist und wie sich diese Gruppe<br />

sozialstrukturell zusammensetzt, wurde am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung eine Expertise<br />

erstellt. Sie basiert auf den Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP), einer seit<br />

1984 jährlich stattfindenden repräsentativen Wie<strong>der</strong>holungsbefragung von Deutschen, Auslän<strong>der</strong>n<br />

und Zuwan<strong>der</strong>ern in den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n. Im Rahmen einer ab dem Jahr<br />

2000 erhobenen Zusatzstichprobe ist es möglich, die Geburtsbiographie von Frauen und Männern<br />

detailliert abzubilden. Somit liegen zum ersten Mal für Deutschland auch biographische Informationen<br />

zur Vaterschaft vor. Dabei zeigt sich, dass trotz <strong>der</strong> verbreiteten Annahme einer<br />

Zeugungsfähigkeit von Männern bis ins hohe Alter die erstmalige Vaterschaft bereits ab Mitte<br />

40 ein äußert seltenes Ereignis ist. „Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Zum Einen<br />

nimmt mit steigendem Alter die Fruchtbarkeit bei<strong>der</strong> Partner ab, also auch die <strong>der</strong> Männer. 47<br />

Zum An<strong>der</strong>en sind trotz eines hinsichtlich des Alters leicht asymmetrischen Partnerwahlverhaltens<br />

die Männer in <strong>der</strong> Regel nur wenige Jahre älter als Ihre Partnerinnen. Eine späte Vaterschaft<br />

wird damit auch durch die Konzeptionsfähigkeit <strong>der</strong> Partnerinnen begrenzt“ 48 .<br />

44 Schlottner, I. (2002): Der Kin<strong>der</strong>wunsch von Männern: Bewusstes und Nicht-Bewusstes. In Walter, H. (Hrsg.): Männer als Väter. Gießen, S. 235-256.<br />

45 Schlottner, I. (2002), 252 f.<br />

46 Engstler, H./Menning, S. (2003), S. 74.<br />

47 Wenn auch weniger abrupt, vgl. Eskenazi, B. et al. (2003): The association of age and semen quality in healthy men. In: Human Reproduction,<br />

Vol. 18 No. 2/2003, p. 447-454.<br />

48 Schmitt, C. (2003): S. 2.

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