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ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern

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<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

4.2 Einflussfaktoren auf väterliche Einstellungen und väterliches Verhalten<br />

Befinden sich „neue Väter“ in Europa auf dem Vormarsch? Auf den ersten Blick scheinen einige<br />

Gründe für die Herausbildung eines solchen neuen Vatertypus zu sprechen:<br />

• Die Bildungsexpansion <strong>der</strong> 60er und 70er Jahre hat dazu beigetragen, dass sich in vielen<br />

europäischen Län<strong>der</strong>n die schulischen Qualifikationen von Frauen denjenigen von Männern<br />

angeglichen haben und Frauen oftmals sogar die Mehrzahl aller Universitätsstudenten ausmachen<br />

(European Commission 2002: E-24, Eurostat 2002: 154). Dieser Zunahme an arbeitsmarktrelevantem<br />

Bildungskapital, <strong>der</strong> steigenden Nachfrage nach weiblicher Arbeitskraft in<br />

expandierenden Dienstleistungsbereichen und dem zunehmenden Engagement europäischer<br />

Staaten für die Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und Beruf (Dienel 2004, Hofäcker 2004, 2006) ist es<br />

zuzuschreiben, dass die Arbeitsmarktteilnahme von Frauen im erwerbstätigen Alter in Europa<br />

von 42 % (1970) auf 60,2 % (2000) zunahm (OECD 2001b). Durch die steigende weibliche<br />

Erwerbstätigkeit werden den <strong>Familie</strong>n zeitliche Ressourcen für Hausarbeit und Erziehungstätigkeiten<br />

entzogen, die neu delegiert bzw. verhandelt werden müssen.<br />

• Parallel dazu beobachten Sozialwissenschaftler in den vergangenen Jahrzehnten einen Wandel<br />

von „materiellen“ Werten wie Autorität und Akzeptanz hin zu „post-materiellen“ Werten,<br />

zu denen Wohlstand und Selbstentfaltung, aber auch <strong>der</strong> Wunsch nach größerer Geschlechtergleichheit<br />

gezählt werden können (Inglehart 1977, 1997).<br />

Zusammengenommen legen diese Entwicklungen nahe, dass das Ernährermodell <strong>der</strong> 50er<br />

Jahre angesichts <strong>der</strong> Erwerbsteilnahme bei<strong>der</strong> Ehepartner an Boden verliert, die Verteilung von<br />

Haus- und Erwerbsarbeit zwischen den Ehepartnern verhandelbar geworden ist, und damit eine<br />

graduelle Auflösung geschlechtsspezifischer Arbeitsteilungsmuster und eine steigende Beteiligung<br />

von Vätern an <strong>der</strong> <strong>Familie</strong>narbeit erwartet werden können.<br />

4.2.1 Makroebene: Nationale Län<strong>der</strong>kontexte<br />

Den oben genannten Entwicklungen steht jedoch eine Reihe von Barrieren für die Realisierung<br />

von Geschlechtergleichheit entgegen. Diese „Hin<strong>der</strong>nisse“ erschweren eine Angleichung von<br />

Erwerbs- und <strong>Familie</strong>nrollen und behin<strong>der</strong>n damit auch die Herausbildung und Etablierung<br />

„neuer Väter“. Im Folgenden soll ein systematischer Überblick über diese Hin<strong>der</strong>nisse und<br />

<strong>der</strong>en Ausprägung in verschiedenen europäischen Staaten anhand einer international vergleichenden<br />

Betrachtung von Arbeitsmarkt, <strong>Familie</strong>npolitik und betrieblichen Maßnahmen zur Vereinbarkeit<br />

von <strong>Familie</strong> und Beruf gegeben werden. Sozialwissenschaftliche Vergleichsstudien<br />

legen nahe, dass hier zwischen bestimmten Län<strong>der</strong>gruppen unterschieden werden kann, die<br />

sich systematisch in den o. g. Dimensionen unterscheiden (vgl. Esping-An<strong>der</strong>sen 1990, 1999,<br />

Fouquet et al. 1999, Blossfeld et al. 2005). In Anlehnung an diese Arbeiten differenzieren die folgenden<br />

Darstellungen zwischen nordeuropäischen (Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden),<br />

mitteleuropäischen (Belgien 77 , West-Deutschland, Frankreich, Nie<strong>der</strong>lande, Österreich,<br />

Schweiz), südeuropäischen (Italien, Spanien, Portugal, Zypern), angelsächsischen (Großbritannien,<br />

Irland, Nordirland und die USA) und osteuropäischen Staaten (Bulgarien, Lettland, Ost-<br />

Deutschland 78 , Polen, Russland, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn).<br />

77 Die empirischen Auswertungen in Abschnitt 3 beziehen sich dabei nur auf den flandrischen Landesteil.<br />

78 Aufgrund ihrer über mehrere Jahrzehnte andauernden Prägung durch den Sozialismus werden die neuen Bundeslän<strong>der</strong> den osteuropäischen<br />

Staaten zugeordnet.<br />

Väter im internationalen Vergleich<br />

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