ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern
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<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />
2 Väter im Spiegel <strong>der</strong> amtlichen Statistik<br />
2. Väter im Spiegel <strong>der</strong> amtlichen Statistik<br />
Das Schwerpunktthema des vorliegenden <strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong>s 2006 widmet sich dem Informationsstand,<br />
<strong>der</strong> sich aus <strong>der</strong> amtlichen Statistik über Väter ableiten lässt.<br />
Ziel dieses Kapitels ist es, anhand von Datenquellen <strong>der</strong> amtlichen Statistik ein Bild von <strong>der</strong> Lebenswirklichkeit<br />
<strong>der</strong> Männer, die mit ihren leiblichen, Stief-, Adoptiv- o<strong>der</strong> Pflegekin<strong>der</strong>n zusammen<br />
leben, zu zeichnen. Dabei wird auf zentrale Thesen <strong>der</strong> empirischen Vaterforschung eingegangen<br />
und z. B. hinterfragt, welche empirische Relevanz den in den Massenmedien viel<br />
diskutierten „neuen“ Vätern zukommt.<br />
2.1 Vorbemerkungen zum Informationsbedarf und zur Datenlage über Väter<br />
In Deutschland wirkt bekanntlich das klassische Ernährer-Modell nach, das dem Mann die Rolle<br />
des Vollzeit erwerbstätigen Alleinverdieners zuschreibt und in dem die Frau die Hausfrauenund<br />
Mutterrolle ohne eigene Berufstätigkeit ausfüllt. Dieses Modell wurde in Westdeutschland<br />
durch die institutionellen Rahmenbedingungen 13 bis in die jüngste Vergangenheit geför<strong>der</strong>t und<br />
entspricht den traditionellen <strong>Familie</strong>nleitbil<strong>der</strong>n und Vorstellungen von <strong>der</strong> Mutterrolle, die in<br />
Deutschland, verglichen mit an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n, immer noch stark verbreitet sind.<br />
Die These vom Wandel <strong>der</strong> Geschlechterrollen unterstellt, dass jüngere Generationen, angesichts<br />
verän<strong>der</strong>ter Lebensbedingungen, solche traditionellen Rollenvorstellungen zunehmend<br />
in Frage stellen und für sich neue Leitbil<strong>der</strong> von Männlichkeit und Weiblichkeit bzw. von Vaterschaft<br />
und Mutterschaft entwickeln 14 .<br />
Im Zuge <strong>der</strong> Bildungsexpansion und gestiegener Erwerbsbeteiligung von Frauen haben sich in<br />
den letzten Jahrzehnten die Unterschiede zwischen Frauen und Männern hinsichtlich <strong>der</strong> Ausstattung<br />
mit ökonomischen und sozialen Ressourcen deutlich verringert. Auf Basis <strong>der</strong> Theorien,<br />
die das relative Einkommenspotenzial von Männern und Frauen für die Erklärung <strong>der</strong><br />
innerfamilialen Aufgabenteilung heranziehen, wäre demnach eindeutig eine Angleichung <strong>der</strong><br />
Geschlechterrollen zu erwarten 15 .<br />
Der soziale Wandel <strong>der</strong> Frauenrolle, <strong>der</strong> u. a. durch die gestiegenen Bildungsniveaus <strong>der</strong> Frauen<br />
hervorgerufen wurde, führt dazu, dass bei den jüngeren Kohorten ein dauerhafter Ausstieg aus<br />
dem Erwerbsleben nach dem Übergang zur Mutterschaft an Attraktivität eingebüßt hat. Die<br />
Neuregelungen zur Elternzeit für beide Elternteile und <strong>der</strong> geplante Ausbau <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuungseinrichtungen<br />
in Deutschland erleichtern Müttern die Vereinbarkeit ihrer <strong>Familie</strong>narbeit mit<br />
einer Teilzeittätigkeit, so dass bei jungen <strong>Familie</strong>n das modifizierte Ernährer-Modell weiter zunehmen<br />
dürfte, bei dem die Mutter als Zuverdienerin in einer Ehe mit männlichem Haupternährer<br />
fungiert. Es ist in diesem Modell charakteristisch für die Frau, dass sie einer doppelten<br />
13 vgl. z. B. Mühling, T. (2005): Die Bedeutung institutioneller Regulierungen für die Arbeitsmarktsituation von Min<strong>der</strong>heiten.<br />
In: Abraham, M./Hinz, T. (2005): Arbeitsmarktsoziologie. Probleme, Theorien, empirische Befunde. VS Verlag für Sozialwissenschaften.<br />
Wiesbaden, S. 241-262; Mühling, T./Rost, H./Rupp, M./Schulz, F. (2006): Kontinuität trotz Wandel. Die Bedeutung traditioneller <strong>Familie</strong>nleitbil<strong>der</strong><br />
für die Berufsverläufe von Müttern und Vätern. Weinheim; München: Juventa Verlag, S. 76-79.<br />
14 vgl. z. B. Zollinger Giele, J./Holst, E.(2004): New life patterns and changing gen<strong>der</strong> roles. Changing life patterns in western industrial societies.<br />
J. Zollinger Giele and E. Holst. Amsterdam/Boston/Heidelberg/London/New York/Oxford/Paris/San Diego/San Francisco/Singapore/Sydney/<br />
Tokyo, Elsevier, S. 3-22.<br />
15 Zu diesen Theorieansätzen gehören insbeson<strong>der</strong>e die von Gary S. Becker formulierte ökonomische Theorie <strong>der</strong> <strong>Familie</strong> (Becker, G. S. 1998) und<br />
ökonomische Verhandlungstheorien (Manser, M./Brown, M. 1980; Ott, N. 1989a; 1989b; Lundberg S./Pollak R. 1993), aber auch Theorien vom<br />
sozialen Tausch (Blau, P. M. 1964).<br />
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