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ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern

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<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

Die osteuropäischen Län<strong>der</strong> stellen schließlich im Hinblick auf die hier vorgenommene Klassifikation<br />

einen Grenzfall dar: Zu Zeiten des Sozialismus waren Männer und Frauen, geför<strong>der</strong>t<br />

durch eine umfangreiche staatliche <strong>Familie</strong>npolitik, zumeist beide in Vollzeit erwerbstätig. Im<br />

Zuge des Reformprozesses in Osteuropa ging jedoch die Frauenerwerbstätigkeit zurück und sowohl<br />

<strong>der</strong> Abbau familienpolitischer Leistungen als auch jüngere Einstellungsdaten (vgl. Hofäcker<br />

& Lück 2004) deuten auf eine zunehmende „Re-Traditionalisierung“ <strong>der</strong> Formen familialer Arbeitsteilung<br />

hin, die einer Herausbildung „neuer Väter“ eher entgegensteht.<br />

4.2.2 Mikroebene: Persönliche Charakteristika, Haushalt und soziales Umfeld<br />

Zusätzlich zur skizzierten internationalen Variation von Rahmenbedingungen für die Entwicklung<br />

„neuer Väter“ ist davon auszugehen, dass die Verbreitung dieser Lebensform auch innerhalb<br />

von Län<strong>der</strong>n unter verschiedenen Kontextbedingungen variiert. Mehrere Studien haben<br />

hier zunächst auf die Bedeutung von Haushaltscharakteristika für die Organisation <strong>der</strong> Arbeitsteilung<br />

in <strong>Familie</strong>n hingewiesen. Insbeson<strong>der</strong>e die <strong>Familie</strong>nphase, in <strong>der</strong> sich Eltern befinden,<br />

spielt hier eine zentrale Rolle: Während sich in <strong>der</strong> „kin<strong>der</strong>losen Phase“ eine partnerschaftliche<br />

Aufgabenteilung von Haushaltsaufgaben noch vergleichsweise einfach realisieren lässt, nimmt<br />

mit Geburt des ersten Kindes <strong>der</strong> Umfang familiärer Aufgaben meist zu. Im Falle umfassen<strong>der</strong><br />

und finanzierbarer staatlicher Kin<strong>der</strong>betreuungsangebote lässt sich die zusätzlich anfallende Arbeit<br />

teilweise durch Externalisierung von Haushaltsaufgaben ausgleichen (Haushaltshilfe, externe<br />

Kin<strong>der</strong>betreuung). Ist diese Option jedoch nicht verfügbar o<strong>der</strong> zu kostspielig, so muss die<br />

zusätzlich anfallende Arbeit innerhalb <strong>der</strong> <strong>Familie</strong> (um-)verteilt werden. Dies kann prinzipiell<br />

zwar zum einen ein größeres Engagement von Vätern an Haushaltsaufgaben stimulieren und<br />

damit zu einer größeren Egalität partnerschaftlicher Arbeitsteilung führen (Hartmann 1998:<br />

144f.; Covermann 1985). Allerdings steht die Umverteilung <strong>der</strong> zusätzlichen Arbeit in dieser<br />

„<strong>Familie</strong>nphase“ oft in engem Zusammenhang mit dem relativen Erwerbseinkommen <strong>der</strong> beiden<br />

Ehepartner bzw. <strong>der</strong>en Humankapital: Ökonomischen Erklärungsansätzen zufolge „spezialisiert“<br />

sich zur Maximierung des Haushaltseinkommens <strong>der</strong> Ehepartner mit dem höheren Einkommen<br />

auf die Erwerbsrolle, während <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e die Verantwortung im Bereich des Haushalts<br />

übernimmt und ggf. seine vorherige Erwerbstätigkeit aufgibt o<strong>der</strong> reduziert (Hartmann 1998:<br />

142f.). Väter, <strong>der</strong>en Einkommen deutlich über dem <strong>der</strong> Ehefrau liegt, werden somit ein geringeres<br />

familiäres Engagement zeigen als Väter in Partnerschaften mit ähnlich hohem Einkommen<br />

bei<strong>der</strong> Ehepartner.<br />

Darüber hinaus ist anzunehmen, dass das soziale Umfeld von Vätern Auswirkungen auf <strong>der</strong>en<br />

Wertvorstellungen und die Übernahme familiärer Aufgaben hat. Mehrere Studien verweisen<br />

hier auf die Bedeutung regionaler Unterschiede, v. a. zwischen städtischen und ländlichen Regionen<br />

(Cyprian 1996: 93f., Duncan 1999, Kurz 1998: 175). Demzufolge haben verwandtschaftliche<br />

Beziehungen in ländlichen Regionen eine höhere Bedeutung, <strong>der</strong> Wunsch nach Selbständigkeit<br />

ist dort geringer ausgeprägt und die Einstellungen zur familialen Aufgabenteilung sind<br />

traditioneller.<br />

Schließlich kann auf <strong>der</strong> individuellen Ebene davon ausgegangen werden, dass die Bildung von<br />

Vätern <strong>der</strong>en Einstellungen und die Realisation einer egalitären Partnerschaft beeinflusst. Eine<br />

höhere Bildung för<strong>der</strong>t eine Reflektion von Werten wie dem <strong>der</strong> Geschlechtergleichheit und beför<strong>der</strong>t<br />

damit eine größere Offenheit ihnen gegenüber. Dieser „aufklärerischen“ Komponente<br />

kann jedoch auf <strong>der</strong> alltagspraktischen Ebene gegenüberstehen, dass es oft gerade die Ehemänner<br />

mit hoher Bildung sind, die einen großen Anteil zum <strong>Familie</strong>neinkommen beitragen bzw. in<br />

„Karriereberufen“ mit hoher Stundenzahl beschäftigt sind und dadurch nur geringe zeitliche<br />

Väter im internationalen Vergleich<br />

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