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ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern

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<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

Die oftmals für Deutschland diagnostizierte „verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehen<strong>der</strong> Verhaltensstarre“<br />

von Vätern bestätigt sich mehrheitlich auch im internationalen Vergleich. Mögliche<br />

Erklärungen für diese bemerkenswerte Konstanz väterlichen Verhaltens bieten sowohl <strong>der</strong> noch<br />

unzureichende Ausbau familienpolitischer Anreize für „neue Väter“, existierende Geschlechterungleichheiten<br />

am Arbeitsmarkt sowie weiterhin einflussreiche gesellschaftliche Vorstellungen<br />

von „typischen“ Geschlechterrollen. Um <strong>Familie</strong>n die Wahlfreiheit für ihr individuelles Modell<br />

<strong>der</strong> Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und Beruf zu ermöglichen und „neuen Vätern“ mehr Handlungsspielräume<br />

zu gewährleisten, bedarf es daher einer gemeinsamen Initiative aller Beteiligten –<br />

des Staates, <strong>der</strong> Unternehmen, und <strong>der</strong> beteiligten <strong>Familie</strong>n.<br />

Kap. 5: Das Väterdilemma: Die Balance zwischen Anfor<strong>der</strong>ungen im Beruf<br />

und Engagement in <strong>der</strong> <strong>Familie</strong><br />

Engagierte Väter sind heute zu einem selbstverständlichen Bestandteil <strong>der</strong> Alltagskultur geworden.<br />

Verschiedene Facetten, Väterlichkeit zu leben, existieren dabei nebeneinan<strong>der</strong>: Es gibt<br />

„neue“ und traditionelle Väter, Ledige und Verheiratete, harmonisch getrennt Lebende und im<br />

Streit Geschiedene. Außerdem Stief-, Pflege- und Adoptivväter, Allein- und Haupternährer,<br />

Hausmänner o<strong>der</strong> Väter, die mit geteilter Elternschaft experimentieren.<br />

Die meisten Frauen betrachten ihren Beruf nicht mehr als Zwischenspiel vor Heirat und <strong>Familie</strong>ngründung.<br />

Mütter haben heute hohe Erwartungen an aktive Unterstützung durch Väter. Diese<br />

sollen verlässliche Ernährer, aber auch einfühlsame Partner und liebevolle Erzieher sein. Ansprüche,<br />

von denen sich ein Teil <strong>der</strong> jungen Männer offenbar überfor<strong>der</strong>t fühlt: Plakativ machen<br />

demografische Studien den „Zeugungsstreik“ für sinkende Geburtenzahlen verantwortlich.<br />

Die geringe Nutzung <strong>der</strong> Elternzeit durch Väter gilt in vielen öffentlichen Diskussionen als Gradmesser<br />

für die männliche „Verhaltensstarre“. Immerhin haben verbesserte Bedingungen zu<br />

einem Anstieg <strong>der</strong> männlichen Antragsteller von unter zwei auf knapp fünf Prozent geführt.<br />

Aber auch Vollzeit arbeitende Männer können gute Väter sein. In Umfragen geben sie mehrheitlich<br />

an, nicht <strong>der</strong> Beruf, son<strong>der</strong>n Frau und Kin<strong>der</strong> seien für sie das Wichtigste im Leben. Das ist<br />

kein Wi<strong>der</strong>spruch, denn sie betrachten das Geldverdienen als eine männliche Form <strong>der</strong> Sorge.<br />

Einer stärkeren familiären Beteiligung steht bei vielen Vätern die große Unsicherheit am Arbeitsplatz<br />

im Wege. Das klassische Leitbild des finanziellen Versorgers hat weiterhin große Bedeutung:<br />

Stabile wirtschaftliche Verhältnisse sind Männern wichtig, bevor sie Vater werden wollen.<br />

Wer zu Hause nicht randständig sein will, gerät in eine Zwickmühle zwischen privaten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

und beruflichen Zwängen. Dieses „Väterdilemma“ beginnt gleich nach <strong>der</strong> Ausbildung:<br />

Selbst Hochschulabsolventen müssen sich über Jahre hinweg mit Zeitverträgen und befristeter<br />

Beschäftigung arrangieren. Das Zeitfenster für die <strong>Familie</strong>ngründung ist eng: Manchmal vergehen<br />

Jahre, bevor junge Akademiker ihre erste feste Stelle finden. Ist die gewünschte Position<br />

endlich erreicht, wird volle berufliche Verfügbarkeit erwartet.<br />

Männern droht <strong>der</strong> Absturz auf <strong>der</strong> Karriereleiter, in extremen Fällen sogar die Kündigung,<br />

wenn sie versuchen, in Elternzeit zu gehen o<strong>der</strong> ihre Wochenstundenzahl zu reduzieren. Es<br />

braucht Mut und Selbstbewusstsein, in einer von traditionellen Normen geprägten Arbeitskultur<br />

abweichendes Verhalten zu zeigen. Viele Väter scheuen das Risiko, im Unternehmen eine<br />

ausgeprägte private Orientierung offen zu vertreten. Vorgesetzte interpretieren den Wunsch,<br />

weniger zu arbeiten, häufig als Ausdruck von Unzufriedenheit und mangelndem Engagement.

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