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ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern

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<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

Unabhängig von <strong>der</strong> konkreten Ausgestaltung des Elternurlaubs ist jedoch allen betrachteten<br />

Län<strong>der</strong>n gemeinsam, dass dieser nahezu ausschließlich von Müttern in Anspruch genommen<br />

wird. So legen in den mitteleuropäischen Län<strong>der</strong>n weniger als ein Zehntel aller Väter eine Erziehungspause<br />

ein. In den skandinavischen Län<strong>der</strong>n beteiligt sich zwar eine größere Zahl von Ehemännern<br />

am Elternurlaub, oft wird dieser dann jedoch nur für eine sehr begrenzte Zeit in Anspruch<br />

genommen 82 . Gründe für die geringe Inanspruchnahme des Elternurlaubs durch Männer<br />

liegen vor allem in <strong>der</strong> Befürchtung finanzieller Einbußen, da durch die väterliche Anspruchnahme<br />

oft <strong>der</strong> größere Teil des <strong>Familie</strong>neinkommens entfällt und durch Urlaubsgeldzahlungen<br />

nicht ausreichend o<strong>der</strong> nur teilweise kompensiert werden kann. Neben diesem ökonomischem<br />

Beweggrund befürchten viele Väter durch eine familienbedingte „Auszeit“ aber auch berufliche<br />

Abstiege bzw. eine direkte o<strong>der</strong> indirekte Sanktionierung durch Vorgesetzte und Kollegen, bzw.<br />

sie finden für ihren Wunsch nach einer „Kin<strong>der</strong>pause“ nur wenig Unterstützung am Arbeitsplatz<br />

(Beckmann 2001, Fagnani 1999, Haas & Hwang 1999, Hausegger et al. 2003, IfD Allensbach 2005,<br />

Rostgaard et al.1999, Thenner 1999, Vaskovics & Rost 1999). Darüber hinaus zieht ein nicht<br />

geringer Anteil von Vätern eine Beteiligung an <strong>der</strong> <strong>Familie</strong>narbeit aus prinzipiell-normativen<br />

Erwägungen nicht in Betracht 83 .<br />

Um das Ungleichgewicht in <strong>der</strong> Inanspruchnahme von Elternurlaubsregelungen zu verringern,<br />

haben einige Län<strong>der</strong> spezielle „Vaterschaftsurlaubsregelungen“ eingeführt, die nur von Vätern<br />

in Anspruch genommen werden können. Einkommensorientierte Kompensationsleistungen<br />

setzen dabei in den meisten Län<strong>der</strong>n Anreize für einen zeitweiligen Erwerbsausstieg von Vätern<br />

und <strong>der</strong>en aktive Beteiligung am <strong>Familie</strong>nleben. Insbeson<strong>der</strong>e in den skandinavischen Län<strong>der</strong>n,<br />

in denen mehr als die Hälfte aller Väter diese Regelungen in Anspruch nehmen, treffen Vaterschaftsurlaubsregelungen<br />

auf ein positives Echo. Trotz dieser Entwicklungen sind die genuin<br />

väterlichen Urlaubsansprüche jedoch meist nur von begrenzter Dauer, so dass bezweifelt werden<br />

kann, ob sie mehr als einen nur kurzfristigen bzw. vorübergehenden Anstieg <strong>der</strong> <strong>Familie</strong>nbeteiligung<br />

von Vätern bewirken.<br />

Zusammenfassend ist es bislang somit nur sehr bedingt gelungen, geschlechtsspezifische Ungleichheiten<br />

in Beruf und Erwerbsleben durch familienpolitische Maßnahmen auszugleichen.<br />

Trotz positiver Entwicklungen in den vergangenen Jahren sind es immer noch vor allem Frauen,<br />

die Urlaubsregelungen nutzen und für eine begrenzte Zeit aus dem Erwerbsleben aussteigen,<br />

um sich auf Kin<strong>der</strong>betreuung und Haushalt zu konzentrieren. Diese Entwicklung beför<strong>der</strong>t eine<br />

hohe Beharrlichkeit klassischer geschlechtsspezifischer Rollenmuster. Es ist zu erwarten, dass<br />

diese umso ausgeprägter ausfällt, je expliziter staatliche <strong>Familie</strong>npolitik ein solches „klassisches<br />

Modell“ begünstigt: In Län<strong>der</strong>n, in denen eine längere berufliche Auszeit von Müttern im<br />

Umfeld <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>geburt familienpolitisch geför<strong>der</strong>t wird (mittel-, süd- und osteuropäische<br />

Staaten) ist davon auszugehen, dass die Arbeitsteilung zwischen Ehepartnern traditioneller ausfällt<br />

und sich eher verfestigt, als in Län<strong>der</strong>n, in denen Auszeiten von kürzerer Dauer sind (angelsächsische<br />

und skandinavische Staaten) bzw. staatliche Politiken zusätzlich ein verstärktes Engagement<br />

von Männern bei familiären Aufgaben unterstützen (skandinavische Staaten).<br />

82 Haas und Hwang (1999: 55f.) zeigen etwa für Schweden, dass Männer, die sich am Elternurlaub beteiligten, im Durchschnitt nur zwei <strong>der</strong><br />

insgesamt 12 Monate für Paare in Anspruch nahmen. Von Vätern genutzte Elternurlaubszeiten machen in Schweden nur etwa 10% <strong>der</strong><br />

insgesamt in Anspruch genommenen Zeiten aus. Ähnliche Ergebnisse finden Salmi & Taskulla für die finnische Elternurlaubsregelung (1999: 92).<br />

83 So berichtet etwa ein Fünftel deutscher Väter, dass sie „nie daran gedacht haben“, Elternurlaub zu nehmen bzw. diese Maßnahme für sie<br />

grundsätzlich „nicht in Betracht“ komme (Vaskovics & Rost 1999: 64). Ähnliche Wertvorstellungen zeigen sich in Frankreich, wo nahezu zwei<br />

Drittel aller Männer <strong>der</strong> Ansicht ist, dass prinzipiell die Frau den Erziehungsurlaub nehmen solle (Fagnani 1999: 74).<br />

Väter im internationalen Vergleich<br />

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