ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern
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<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />
Betrachtet man zunächst die Ergebnisse zur innerfamilialen Rollenverteilung, so ist in allen<br />
untersuchten Län<strong>der</strong>n eine Liberalisierung <strong>der</strong> Einstellungen von Ehemännern bzw. Vätern zu<br />
beobachten. Im Laufe <strong>der</strong> vergangenen zwei Jahrzehnte nahm die Zustimmung zu einer Aufteilung<br />
in männliche Ernährer- und weibliche Hausfrauenrolle deutlich ab, so dass 2002 in den<br />
meisten europäischen Län<strong>der</strong>n deutlich weniger als die Hälfte aller befragten Männer und Väter<br />
dieses Modell favorisiert. Allerdings zeigen sich deutliche internationale Unterschiede in <strong>der</strong><br />
Ausprägung <strong>der</strong> Zustimmung und in <strong>der</strong>en Entwicklung im Zeitverlauf, die weitgehend im Einklang<br />
mit den hypothetisch formulierten Län<strong>der</strong>gruppenunterschieden stehen.<br />
Am geringsten fällt die Zustimmung erwartungsgemäß in den nordeuropäischen Staaten aus,<br />
in denen nur eine Min<strong>der</strong>heit aller befragten Ehemänner und Väter ein Ernährermodell befürwortet.<br />
Weniger als ein Drittel befürchten negative Effekte mütterlicher Erwerbstätigkeit auf die<br />
Entwicklung von Kleinkin<strong>der</strong>n. Die lange Tradition kontinuierlicher weiblicher Erwerbstätigkeit,<br />
unterstützt durch den Ausbau qualitativ hochwertiger Kin<strong>der</strong>betreuungseinrichtungen, hat offenbar<br />
dazu beigetragen, dass sich mo<strong>der</strong>ne, an bei<strong>der</strong>seitiger Erwerbstätigkeit und egalitärer<br />
Arbeitsteilung orientierte familiäre Leitbil<strong>der</strong> für Väter bereits weitgehend etabliert haben. In<br />
den ebenfalls durch hohe Frauenerwerbstätigkeit gekennzeichneten angelsächsischen Staaten<br />
fällt die Zustimmung zur klassischen Arbeitsteilung nach einem deutlichen Rückgang in den<br />
80er/90er Jahren im Jahr 2002 ähnlich gering aus, was den Schluss nahe legt, dass eine hohe<br />
Frauenerwerbstätigkeit positiv sozialisierend auf die Geschlechterrolleneinstellungen von Vätern<br />
wirkt. Allerdings werden in den angelsächsischen Län<strong>der</strong>n die Auswirkungen weiblicher Erwerbstätigkeit<br />
auf die Entwicklung von Kleinkin<strong>der</strong>n deutlich skeptischer beurteilt – vermutlich<br />
eine Konsequenz <strong>der</strong> Individualisierung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuungsproblematik durch das geringe<br />
Angebot an staatlichen Betreuungseinrichtungen. In den weiteren Staaten, insbeson<strong>der</strong>e in den<br />
osteuropäischen Län<strong>der</strong>n, finden sich noch höhere Zustimmungswerte zu einem klassischen Ernährermodell;<br />
wobei auch hier in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine deutliche Liberalisierung<br />
väterlicher Wertvorstellungen in Richtung einer ausgewogeneren Aufgabenteilung zwischen<br />
den Geschlechtern erkennbar ist. Weiterführende Analysen des ISSP 2002 zeigen, dass<br />
europäische Väter ein klassisches Rollenmodell keineswegs nur „abstrakt“ ablehnen, son<strong>der</strong>n<br />
ebenso die Notwendigkeit einer größeren Eigenbeteiligung an Haushalts- und Erziehungsarbeit<br />
erkennen. So sind in fast allen untersuchten Län<strong>der</strong>n mindestens 40 bis 50 % aller Befragten <strong>der</strong><br />
Ansicht, dass Väter sich mehr in Erziehung und Haushaltsarbeit engagieren sollten. Bemerkenswerterweise<br />
wird diese Eigenbeteiligung insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung gewünscht,<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> betrachteten Län<strong>der</strong> deutlich mehr als die Hälfte aller befragten<br />
Väter zustimmt. Reservierter fällt hingegen die Zustimmung zur Beteiligung von Vätern an<br />
Hausarbeit aus, wenngleich auch hier die Mehrzahl aller Väter ein zunehmendes Engagement<br />
für wünschenswert erachtet.<br />
Tabelle 45 ergänzt die international vergleichende Analyse familienbezogener Einstellungen um<br />
eine Betrachtung verschiedener soziodemographischen Subgruppen, um herauszuarbeiten,<br />
welche Väter und in Partnerschaft lebenden Männer sich innerhalb <strong>der</strong> verschiedenen Län<strong>der</strong>gruppen<br />
einem mo<strong>der</strong>nen Vaterbild gegenüber am aufgeschlossensten erweisen 88 . Die Ergebnisse<br />
bestätigen weitgehend die in Abschnitt 4.2. aufgestellten Hypothesen: Auf <strong>der</strong> individuellen<br />
Ebene ist in allen Län<strong>der</strong>gruppen insbeson<strong>der</strong>e die Bildung von Männern von zentraler Bedeutung<br />
für <strong>der</strong>en Einstellungsmuster: Männer mit geringer Bildung o<strong>der</strong> einem nur basalen Schulabschluss<br />
zeigen län<strong>der</strong>übergreifend die höchste Zustimmung zum klassischen Arbeitsteilungsmodell,<br />
während Männer mit Sekundarschul- bzw. Hochschulabschluss dieses Modell meist deutlich<br />
ablehnen. Ebenso begünstigt eine hohe Religiosität traditionellere <strong>Familie</strong>nvorstellungen 89 .<br />
88 Aus Platzgründen erfolgt <strong>der</strong> Vergleich exemplarisch anhand <strong>der</strong> Zustimmung zum Ernährermodell 2002. <strong>Zur</strong> besseren Veranschaulichung<br />
werden die Zustimmungswerte nicht nach Län<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n nach Län<strong>der</strong>gruppen wie<strong>der</strong>gegeben.<br />
89 Analysen zur Rolle konfessioneller Zugehörigkeit (hier nicht wie<strong>der</strong>gegeben) ergaben keine systematischen Ergebnisse.<br />
Väter im internationalen Vergleich<br />
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