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ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern

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<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

Somit ist auf Basis <strong>der</strong> vorliegenden Daten <strong>der</strong> Diagnose zuzustimmen, dass bislang <strong>der</strong> „neue<br />

Vater“ in Europa noch kein verbreitetes Modell darstellt“ (Willemsen 2002: 11; eigene Übersetzung).<br />

Wie aber steht es gegenwärtig um die Entwicklungsmöglichkeiten dieses Typus von Vätern?<br />

In den vergangenen Jahrzehnten haben zwar insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Ausbau familienpolitischer<br />

Maßnahmen und <strong>der</strong>en spezifische Erweiterungen für Väter zu einem zunehmenden<br />

öffentlichen Problembewusstsein hinsichtlich innerfamilialer Arbeitsteilung beigetragen – eine<br />

Entwicklung, die sich in den gewandelten Einstellungsmustern von Vätern wi<strong>der</strong>spiegelt. Im<br />

Hinblick auf einen Verhaltenswandel von Vätern scheint <strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong>artiger Maßnahmen<br />

indes bislang gering. Dies mag zum einen in dem begrenzten Ausmaß väterbezogener <strong>Familie</strong>npolitik-Maßnahmen<br />

begründet liegen, die ein langfristiges, umfassendes Engagement von<br />

Vätern in familialen Aufgabenfel<strong>der</strong>n bislang nur bedingt för<strong>der</strong>n (vgl. Abschnitt 4.1.2). Hier bestünde<br />

dementsprechend noch politischer Erweiterungsbedarf. Gleichzeitig ist aber die bislang<br />

unzureichende Nutzung familienpolitischer Angebote durch Väter auch eine Konsequenz <strong>der</strong><br />

Arbeitsmarktungleichheiten zwischen Männern und Frauen, die eine asymmetrische Inanspruchnahme<br />

familienpolitischer Leistungen nahe legen. <strong>Familie</strong>npolitische Maßnahmen stellen somit<br />

zwar eine notwendige Maßnahme zur För<strong>der</strong>ung „neuer Väter“ dar, eine Angleichung des familialen<br />

Engagements bei<strong>der</strong> Ehepartner und eine zunehmende Einbindung von Vätern in familiale<br />

Aufgabenfel<strong>der</strong> kann langfristig jedoch nur dann erfolgen, wenn die Arbeitsmarkt- und Einkommenschancen<br />

von Männern und Frauen angeglichen werden und es für beide Ehepartnern<br />

damit auch aus ökonomischer Sicht rational ist, ihre Erwerbs- und <strong>Familie</strong>nzeiten flexibler einzuteilen.<br />

In diesem Kontext kommt auch dem Arbeitgeber eine zentrale Rolle in <strong>der</strong> Ermöglichung<br />

einer <strong>der</strong>artigen Flexibilität durch familienfreundliche Maßnahmen im Betrieb zu – existierende<br />

Maßnahmen in diesem Bereich, die sich zurzeit noch vergleichsweise in den Kin<strong>der</strong>schuhen<br />

befinden, bedürfen einer weiteren politischen För<strong>der</strong>ung.<br />

Die Tatsache, dass sich in allen betrachteten Län<strong>der</strong>n eine asymmetrische Arbeitsteilung im <strong>Familie</strong>nhaushalt<br />

selbst bei höheren Ressourcen <strong>der</strong> Mutter bzw. Partnerin einstellt, verdeutlicht<br />

jedoch, dass es sich bei <strong>der</strong> innerfamilialen Arbeitsteilung keinesfalls nur um einen nach ökonomischen<br />

Nutzengesichtspunkten verlaufenden Aushandlungsprozess handelt, wie ökonomische<br />

Austauschtheorien nahe legen. Vielmehr scheint es, dass trotz <strong>der</strong> zunehmenden Infragestellung<br />

klassischer Arbeitsteilungsmuster durch die Väter selbst und trotz des verstärkten<br />

Interesses von Vätern an Beschäftigung mit ihren Kin<strong>der</strong>n klassische Geschlechterrollen-Stereotypen<br />

noch eine hoch strukturierende Wirkung auf das Verhalten von Vätern ausüben:<br />

Ein stärkeres familiales Engagement von Vätern stößt durch Stigmatisierung im privaten<br />

(Oberndorfer & Rost 2002: 49ff.) ebenso wie im beruflichen Umfeld (vgl. 2.2 bzw. 2.3) noch auf<br />

bedeutende Wi<strong>der</strong>stände, die europäischen Vätern eine Realisierung des mo<strong>der</strong>nen Vatermodells<br />

erschweren.<br />

Im Hinblick auf die Zukunft „neuer Väter“ in Europa muss daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />

ein skeptisches Fazit gezogen werden; sowohl strukturelle als auch kulturelle Bedingungen<br />

scheinen <strong>der</strong>en Entwicklung gegenwärtig noch entgegenzustehen. Politische und zum Teil auch<br />

betriebliche Rahmenbedingungen haben hier zwar zu einer schrittweisen Erosion <strong>der</strong> normativen<br />

Grundlage des klassischen Vatermodells beigetragen. Es bedarf jedoch weiterer Initiativen<br />

aller Beteiligten – des Staates, <strong>der</strong> Unternehmen, und <strong>der</strong> beteiligten Väter – um langfristig die<br />

Grundlage für ein gesellschaftlich verbreitetes „neues Vatermodell“ zu legen.<br />

Väter im internationalen Vergleich<br />

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