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ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern

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Das Väterdilemma: Die Balance zwischen Anfor<strong>der</strong>ungen im Beruf und Engagement in <strong>der</strong> <strong>Familie</strong><br />

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son<strong>der</strong>n eher über Sportvereine o<strong>der</strong> Bürgerzentren. Beim Herstellen von Leichtwinddrachen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> akkuraten Feinarbeit am Holzbumerang sollen Väter ihren persönlichen Stil entfalten.<br />

„Einfach leben. Wald, <strong>Lage</strong>rfeuer, weg von <strong>der</strong> Berieselungskiste“, heißt es in einer Ausschreibung.<br />

Vater-Kind-Freizeiten, die ein Wochenende o<strong>der</strong> auch eine ganze Woche dauern können,<br />

sind häufig gut gebucht. Solche Aktivitäten ermöglichen gemeinsame Erlebnisse und geben<br />

Männern die Möglichkeit, das Zusammensein mit ihren Kin<strong>der</strong>n mit eigenen Interessen zu verbinden.<br />

Die Chancen für Frauen, sich in <strong>der</strong> Arbeitswelt zu behaupten, haben sich erheblich verbessert.<br />

So wie sich Mütter ein „feminisiertes“ Klima im Beruf wünschen, so brauchen Väter ein stärker<br />

von männlichen Werten geprägtes Leben mit Kin<strong>der</strong>n. Bildungsarbeit kann dazu mit unterstützenden<br />

Angeboten einen Beitrag leisten.<br />

5.6 Zeitpioniere und Dinosaurier – Betriebliche Hürden<br />

für engagierte Vaterschaft<br />

<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

Männer, die das Aufwachsen ihrer Kin<strong>der</strong> miterleben und sich dafür Zeit nehmen wollen, sehen<br />

sich am Arbeitsplatz mit massiven betrieblichen Hin<strong>der</strong>nissen konfrontiert. „Männer haben ein<br />

Interesse an aktiver Vaterschaft, die sie zum Teil auch unter Inkaufnahme beruflicher Risiken einlösen“<br />

(Grottian, Kassner und Rüling 2003). Es bereitet häufig große Schwierigkeiten, Elternzeito<strong>der</strong><br />

Teilzeitwünsche tatsächlich zu realisieren. „Die höheren Hierarchieebenen werden von traditionellen<br />

Wertvorstellungen beherrscht“, stellt eine Studie fest, die das Thema „Männer zwischen<br />

<strong>Familie</strong> und Beruf“ aus betriebswirtschaftlicher Perspektive als „Anwendungsfall für die<br />

Individualisierung <strong>der</strong> Personalpolitik“ untersucht hat (Peinelt-Jordan 1996, S. 129).<br />

Der gesellschaftliche Druck, konform mit traditionellen Rollen zu leben, ist nach wie vor enorm.<br />

Es braucht viel Selbstbewusstsein, in einer männlich geprägten Arbeitskultur abweichendes<br />

Verhalten zu zeigen. Wer nicht richtig funktioniert und auch mal demonstrativ früher geht, gilt<br />

schnell als Außenseiter. Viele Väter scheuen die Risiken, die damit verbunden sind, im Unternehmen<br />

eine ausgeprägte private Orientierung offen zu vertreten. Die meisten Vorgesetzten<br />

messen Leistung immer noch an betrieblicher Präsenz und weniger an Ergebnissen. „Karrieren<br />

werden nach 17 Uhr entschieden“ bekommt zu hören, wer genau um diese Zeit endlich gehen<br />

will. Im Kern geht es dabei weniger um Betriebswirtschaft als um Psychologie: Die Unternehmensleiter<br />

betrachten es fast als erzieherische Aufgabe, ihre Erwerbsorientierung als Kern persönlicher<br />

Identität an die jüngere Generation weiterzugeben (Schnack/Gesterkamp 1998, S. 202 ff.)<br />

Wer sich seinen Posten durch lange Arbeitszeiten mühsam erkämpft hat, stellt auch hohe Ansprüche<br />

an die Anwesenheitsdisziplin seiner Untergebenen. Überstunden gelten als Zeichen<br />

von Unentbehrlichkeit, Loyalität und Identifikation mit dem Unternehmen (Dellekönig 1995). Die<br />

Appelle, männliche Arbeitnehmer auf freiwilliger Basis von geringeren Arbeitszeiten (bei entsprechend<br />

niedriger Entlohnung) zu überzeugen, haben bisher wenig gefruchtet. Nahezu unverän<strong>der</strong>t<br />

gilt die Feststellung: „Es sind vor allem jüngere, im tertiären Sektor und im öffentlichen<br />

Dienst beschäftigte Männer mit relativ hohem Bildungsstand, die zu einer Abkehr von <strong>der</strong> traditionellen<br />

männlichen Berufszentriertheit bereit sind“ (Prenzel 1990, S. 106).<br />

Als Vertreter einer „Gleichgewichtsethik“ charakterisierte die Berliner Untersuchung die freiwilligen<br />

Teilzeit-Männer: Es handelt sich um „Leute, für die materielle Bestrebungen wie ‘Beruflichen<br />

Erfolg haben’, ‘Ein eigenes Haus haben’, ‘Sich etwas leisten können’ fast ohne Bedeutung<br />

sind“ (ebd., S. 107). Diese hedonistische Haltung stößt auf Hin<strong>der</strong>nisse und Ressentiments.

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