ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern
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Väter im internationalen Vergleich<br />
134<br />
<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />
4.4 Zusammenfassung: <strong>Zur</strong> Zukunft <strong>der</strong> „neuen Väter“ in Europa<br />
Zu Beginn dieses Beitrags stand die Frage nach <strong>der</strong> Existenz und den Entwicklungsmöglichkeiten<br />
neuer Väter in Europa. Die dargestellten Ergebnisse liefern in bei<strong>der</strong>lei Hinsicht ein differenziertes<br />
Bild:<br />
Die Analyse familialer Rollenvorstellungen von Vätern zeigte, dass auf <strong>der</strong> Einstellungsebene<br />
egalitäre Geschlechterrollenbil<strong>der</strong> zunehmend an Bedeutung gewinnen, und dass das Leitbild<br />
eines in <strong>Familie</strong> und Hausarbeit engagierten Vaters in allen europäischen Län<strong>der</strong>n mehrheitlich<br />
begrüßt wird. Diese Entwicklung ist in den skandinavischen Län<strong>der</strong>n am ausgeprägtesten, die<br />
sich explizit einer an Geschlechtergleichheit orientierten Arbeitsmarkt- und <strong>Familie</strong>npolitik verschrieben<br />
haben, während sie in Län<strong>der</strong>n, die durch staatliche Institutionen ein Ernährermodell<br />
för<strong>der</strong>n, noch deutlich geringer ausfällt. Die Ergebnisse deuten somit auf einen positiv sozialisierenden<br />
Effekt politischer Maßnahmen auf die Einstellungen von Vätern hin. Darüber hinaus<br />
erweisen sich in allen betrachteten Län<strong>der</strong>gruppen diejenigen Ehemänner und Väter egalitäreren<br />
Rollenbil<strong>der</strong>n gegenüber am aufgeschlossensten, <strong>der</strong>en soziales Millieu ihnen eine Reflexion<br />
über traditionelle Rollenbil<strong>der</strong> ermöglicht: Männer mit höherer Bildung, einem urbanen<br />
Wohnumfeld und geringer religiöser Bindung. Sie stellen traditionelle Verhaltensmuster in<br />
Beruf und <strong>Familie</strong> am deutlichsten in Frage.<br />
Die Analysen zeigen aber ebenso, dass diesen Entwicklungen auf <strong>der</strong> Einstellungsebene noch<br />
eine weitgehende Persistenz traditioneller Rollenbil<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Verhaltensebene gegenübersteht –<br />
ein Ergebnis, das die von Oberndorfer und Rost (2002: 14) für Deutschland diagnostizierte „verbale<br />
Aufgeschlossenheit bei weitgehen<strong>der</strong> Verhaltensstarre“ von Vätern auch im internationalen<br />
Vergleich bestätigt. Väter sind nach wie vor zumeist in Vollzeitarbeit mit hoher Stundenzahl<br />
tätig und reduzieren nur in wenigen Ausnahmefällen ihr berufliches Engagement zu Gunsten<br />
<strong>der</strong> <strong>Familie</strong>. Die hierdurch entstehende zeitliche Restriktion spiegelt sich entsprechend in <strong>der</strong> für<br />
Hausarbeit und Kin<strong>der</strong>betreuung verwendeten Zeit wie<strong>der</strong>, die bei Männern – trotz positiver Beteiligungstrends<br />
insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung – deutlich unter <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong><br />
Ehefrauen bzw. Mütter verbleibt. Län<strong>der</strong>, die sich einer egalitäreren <strong>Familie</strong>n- und Arbeitsmarktpolitik<br />
verschrieben haben, gelingt es zwar, dieses Ungleichgewicht in <strong>der</strong> innerfamilialen Arbeitsteilung<br />
zu verringern, jedoch ist dieses Ergebnis eher auf die Entlastung <strong>der</strong> Ehefrauen von<br />
Haushalts- und Betreuungsarbeit als auf ein gesteigertes väterliches Engagement in <strong>der</strong> <strong>Familie</strong><br />
zurückzuführen. Neben diesem quantitativen Unterschied im Zeitaufwand bei<strong>der</strong> Ehepartner<br />
verweisen die vorliegenden Ergebnisse auch auf ein deutliches qualitatives Gefälle in <strong>der</strong> Übernahme<br />
spezifischer Tätigkeitsfel<strong>der</strong>: Während sich Mütter, sowohl im Hinblick auf Haushaltsarbeit<br />
als auch auf Kin<strong>der</strong>betreuung, zeitlich umfangreich in alltäglichen Reinigungs-, Versorgungsund<br />
Pflegetätigkeiten engagieren, fällt die Beteiligung von Ehemännern bzw. Vätern insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei interaktiv-kommunikativen Tätigkeiten mit dem eigenen Kind, bei unregelmäßigen<br />
innerhäuslichen Reparaturen und bei außerhäuslichen Transfers (Einkauf) hoch aus. Bemerkenswert<br />
im Hinblick auf die Hausarbeitsbeteiligung von Männern ist zudem die Tatsache, dass<br />
individuelle Charakteristika bzw. Einflüsse des sozialen Millieus, die auf <strong>der</strong> Einstellungsebene<br />
noch eine stark strukturierende Bedeutung inne hatten, auf <strong>der</strong> Verhaltensebene von vergleichsweise<br />
geringerer Wichtigkeit sind. Dagegen erweisen sich die zeitlichen und insbeson<strong>der</strong>e<br />
finanziellen Ressourcen bei<strong>der</strong> Ehepartner als relevante Einflussgrößen für die Strukturierung<br />
innerfamilialer Aufgabenteilung und väterlichen Verhaltens. Da Väter jedoch aufgrund weiterhin<br />
existieren<strong>der</strong> quantitativer und qualitativer geschlechtsspezifischer Arbeitsmarktungleichheiten<br />
zumeist über die größeren Ressourcen verfügen, verbleibt die Arbeitsteilung oftmals<br />
traditionell.