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ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern

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Väter im Spiegel <strong>der</strong> amtlichen Statistik<br />

36<br />

<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

Orientierung folgt, <strong>der</strong> Beteiligung auf dem Arbeitsmarkt einerseits und den Aufgaben in Haushalt<br />

und <strong>Familie</strong> an<strong>der</strong>erseits. Dies führt zu <strong>der</strong> viel beklagten „Doppelbelastung“ <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Mütter, wenn sich die Rolle <strong>der</strong> Männer nicht komplementär mit verän<strong>der</strong>t.<br />

Die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> männlichen Rolle vollzieht sich sehr viel langsamer als die <strong>der</strong> weiblichen<br />

Rolle. Väter begrüßen zwar in aktuellen Umfragen egalitäre Rollenverteilungen in <strong>der</strong><br />

<strong>Familie</strong>, allerdings haben sich diese Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> Einstellungsebene bislang kaum auf<br />

<strong>der</strong> Verhaltensebene auswirken können. Gerade was die Nutzung <strong>der</strong> Elternzeit und <strong>der</strong> Teilzeitarbeit<br />

angeht, kann bei den Vätern in Deutschland von einer Angleichung an die Mütter noch<br />

keine Rede sein. Neue empirische Längsschnittuntersuchungen zum Geschlechtsrollenwandel<br />

in Deutschland zeigen außerdem, dass Paare nach dem Übergang zur Elternschaft ihre vormals<br />

egalitäre Rollenteilung zugunsten traditionellerer Formen <strong>der</strong> Arbeitsteilung aufgeben 16 . Obwohl<br />

jüngere Kohorten von Müttern die Dauer ihrer familienbedingten Erwerbsunterbrechungen<br />

reduzieren 17 , wird mit dem Übergang zur Elternschaft die Arbeitsteilung im Haushalt dauerhaft<br />

zulasten <strong>der</strong> Frau umverteilt, also „traditionalisiert“. Untersuchungen auf Basis des Bamberger-<br />

Ehepaar-Panels zeigen, dass Väter sogar eine deutlich geringere Neigung als kin<strong>der</strong>lose Männer<br />

haben, sich an <strong>der</strong> anfallenden Hausarbeit zu beteiligen und ihre Ehepartnerin zu entlasten 18 .<br />

Dass trotz <strong>der</strong> verbesserten relativen Ressourcen und des gestiegenen Arbeitsmarktengagements<br />

von Frauen in Deutschland nach wie vor traditionelle Arrangements bei <strong>der</strong> häuslichen<br />

Arbeitsteilung und Kin<strong>der</strong>betreuung dominieren, wird in Ansätzen, die das Alltagshandeln von<br />

Paaren bezüglich ihrer Aufteilung <strong>der</strong> Hausarbeit und Kin<strong>der</strong>betreuung durch die gesellschaftliche<br />

Konstruktion von „Geschlecht“ und geschlechtsspezifischen Normen erklären 19 , auf gesellschaftliche,<br />

soziale und strukturelle Gegebenheiten zurückgeführt, von denen hohe Wi<strong>der</strong>stände<br />

gegen neue geschlechtsspezifische Muster und Identitäten ausgehen.<br />

Neben <strong>der</strong> bisher angesprochenen Ebene <strong>der</strong> Paarbeziehung rückt bei Analysen des Wandels<br />

<strong>der</strong> Vaterrolle die Vater-Kind-Beziehung selbst in den Mittelpunkt des Interesses. Im traditionellen<br />

Ernährer-Modell übt <strong>der</strong> Mann als Vater im wesentlichen die Rolle des überwiegend abwesenden<br />

Ernährers aus. „Positive Väterlichkeit“ wird heute jedoch mit Verhaltensanfor<strong>der</strong>ungen<br />

verbunden, die eine größere emotionale Nähe zwischen Vater und Kind bedingen, z. B. regelmäßiges<br />

Spielen und Alltagsrituale 20 . Im Zuge <strong>der</strong> in den letzten beiden Jahrzehnten stattgefundenen<br />

„Professionalisierung von Elternschaft“ 21 haben pädagogische und intellektuelle Investitionen<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>erziehung an Bedeutung gewonnen und <strong>der</strong> Stellenwert <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>erziehung eine gesellschaftliche Aufwertung erfahren. Aufgrund <strong>der</strong> zunehmenden gesellschaftlichen<br />

Bedeutung des ‚parental investment’ ist es für bestimmte Gruppen von Vätern<br />

attraktiver geworden, mehr Zeit mit dem Kind zu verbringen, unabhängig von <strong>der</strong> sonstigen<br />

Rollenteilung im Paar.<br />

16 Fthenakis, W. E., B. Kalicki und G. Peitz (2002): Paare werden Eltern: die Ergebnisse <strong>der</strong> LBS-<strong>Familie</strong>n- Studie. Opladen, Leske + Budrich.;<br />

Grunow, D. (2006a): Convergence, Persistence and Diversity in Male and Female Careers: Does Context Matter in an Era of Globalization?<br />

A Comparison of Gen<strong>der</strong>ed Employment Mobility Patterns in West Germany and Denmark. Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.<br />

Bamberg, Otto-Friedrich Universität; Schulz, F./Blossfeld, H.-P. (2006): Wie verän<strong>der</strong>t sich die häusliche Arbeitsteilung im Eheverlauf?<br />

Eine Längsschnittstudie <strong>der</strong> ersten 14 Ehejahre in Westdeutschland. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, (58) 1, S. 23-49.<br />

17 Engstler, H./Menning, S. (2003): Die <strong>Familie</strong> im Spiegel <strong>der</strong> amtlichen Statistik: Lebensformen, <strong>Familie</strong>nstrukturen, wirtschaftliche Situation <strong>der</strong><br />

<strong>Familie</strong>n und familiendemographische Entwicklung in Deutschland. Berlin, Erstellt im Auftrag des Bundesministeriums für <strong>Familie</strong>, Senioren,<br />

Frauen und Jugend in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt, S. 108-109; Grunow, D. 2006a<br />

18 Schulz, F./Blossfeld, H.-P. (2006): Wie verän<strong>der</strong>t sich die häusliche Arbeitsteilung im Eheverlauf? Eine Längsschnittstudie <strong>der</strong> ersten 14 Ehejahre<br />

in Westdeutschland. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. 58. Jhrg., Heft 1, S. 23-49.<br />

19 Hier sind v. a. <strong>der</strong> Doing Gen<strong>der</strong>-Ansatz (West, C./Zimmermann, D. H. 1987; Fenstermaker, S./West, C. et al. 1991) und das Identitätsformationsmodell<br />

(Bielby, W. T./Bielby, D. D. 1989) zu nennen.<br />

20 Ballnik, P./Martinetz, E./Garbani-Ballnik, O. (2005): Lebenswelten Vater-Kind, positive Väterlichkeit und männliche Identität. Wien, BMSG.<br />

21 Meyer, T. (2002): Mo<strong>der</strong>ne Elternschaft – Neue Erwartungen neue Ansprüche. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. B 22-23/2002, S.40-46

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