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ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern

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<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

<strong>der</strong>en Inanspruchnahme variieren stark innerhalb von Län<strong>der</strong>n. So nehmen im öffentlichen Sektor<br />

beschäftigte Väter eher Elternurlaub in Anspruch als ihre Pendants in <strong>der</strong> Privatwirtschaft<br />

(Evans 2001, Fagnani 1999, Haas & Hwang 1999, Rostgaard et al. 1999). Selbstständige und Männer<br />

in manuellen Berufen finden sich deutlich seltener in Elternurlaubsmaßnahmen als diejenigen<br />

in Dienstleistungsberufen (Puchert et al. 2005, Rostgaard et al. 1999, Salmi & Lammi-Taskula<br />

1999) und ein hoher Frauenanteil in <strong>der</strong> Belegschaft eines Betriebs scheint sich positiv auf<br />

die Urlaubsbereitschaft von Vätern auszuwirken (Rostgaard et al. 1999). Die Durchsetzung und<br />

Inanspruchnahme familienfreundlicher Arrangements am Arbeitsplatz ist demzufolge ungleich<br />

verbreitet und bedarf noch einer umfassen<strong>der</strong>en, gesellschaftsweiten Verankerung.<br />

Weiterhin ist zu bedenken, dass flexible Zeitarrangements zwar einerseits die Möglichkeit bieten,<br />

Arbeitszeiten flexibel den persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Gleichzeitig übertragen sie<br />

dem Arbeitnehmer eine sehr große Verantwortung für die eigene Arbeit, die unter Umständen<br />

dazu führen kann, dass Väter mit „flexiblen“ Arbeitszeiten eher mehr als weniger arbeiten<br />

(Pucher et al. 2005: 90f.); ein Resultat, dass egalitäreren Geschlechterrollen eher entgegensteht.<br />

Flexible Arbeitszeiten werden zudem von Arbeitgebern und Arbeitnehmern unter unterschiedlichen<br />

Vorzeichen interpretiert, die vielfach nicht deckungsgleich sind und zu Konflikten führen<br />

können: Während Arbeitgeber diese im Sinne einer mittelfristigen flexiblen Anpassung an<br />

schwankende Produktionszyklen verstehen, verbinden Väter damit eher eine kurzfristige flexible<br />

Anpassung ihrer Arbeitszeiten an familiäre Bedürfnisse (BMFSFJ 2005b).<br />

Schließlich zeigen Väter, obwohl sie oft mehr als kollektivvertraglich vereinbart arbeiten (Bielenski<br />

et al. 2002: 44) und sich grundsätzlich geringere Arbeitszeiten wünschen (ibid.: 61), große <strong>Zur</strong>ückhaltung<br />

bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme von Teilzeitregelungen: Abweichungen vom Vollzeitmodell<br />

werden offenbar vielfach noch als „Abweichung von einer männlich geprägten Unternehmensethik“<br />

wahrgenommen (BMFSFJ 2005a: 8).<br />

Trotz dieser unbestreitbaren Nachteile existieren<strong>der</strong> Regelungen stellen betriebliche Maßnahmen<br />

zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und Beruf für den Verhaltenswandel von Vätern<br />

eine zentrale Weichenstellung dar, <strong>der</strong> in zukünftiger Forschung und Politik erhöhte Aufmerksamkeit<br />

gezollt werden muss.<br />

Synthese: Klassifizierung von Län<strong>der</strong>kontexten<br />

Fasst man die Ergebnisse <strong>der</strong> Analyse nationaler Rahmenbedingungen zusammen, so wird<br />

deutlich, dass sich zum einen in allen europäischen Län<strong>der</strong>n die Voraussetzungen für die Herausbildung<br />

neuer Väter durch die zunehmende Erwerbspartizipation von Frauen sowie die Einrichtung<br />

öffentlicher und betrieblicher Maßnahmen zur För<strong>der</strong>ung einer besseren Vereinbarkeit<br />

von <strong>Familie</strong> und Beruf graduell verbessert haben. Gleichzeitig bleiben jedoch aufgrund weiterhin<br />

existieren<strong>der</strong> quantitativer und vor allem qualitativer Unterschiede in <strong>der</strong> Arbeitsmarktteilnahme<br />

von Männern und Frauen und aufgrund <strong>der</strong> (daraus resultierenden) asymmetrischen<br />

Nutzung politischer und betrieblicher Vereinbarkeitsangebote die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

für „neue Väter“ noch begrenzt. Im Ausmaß dieser Begrenzungen zeigen sich jedoch deutliche<br />

Unterschiede zwischen den betrachteten Län<strong>der</strong>gruppen, die Tabelle 43 schematisch zusammenfasst:<br />

Die nordeuropäischen Staaten bieten die vergleichsweise günstigsten Rahmenbedingungen für<br />

„neue Väter“. Durch die umfassende Erwerbsintegration von Frauen wurde eine weitgehende<br />

Gleichstellung <strong>der</strong> Erwerbsarbeit bei<strong>der</strong> Geschlechter erreicht. Umfassende öffentliche Dienstleistungsangebote<br />

entlasten <strong>Familie</strong>n im Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung und reduzieren damit das<br />

Ausmaß des familiären Zeitaufwands; gleichzeitig för<strong>der</strong>n familienpolitische (Vaterschaftsurlaub)<br />

und betriebliche Maßnahmen (flexible Arbeitszeiten) eine egalitäre innerfamiliale Aufgabenteilung.<br />

Väter im internationalen Vergleich<br />

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