ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern
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Väter im Spiegel <strong>der</strong> amtlichen Statistik<br />
48<br />
2.5 In welchem Alter werden Männer Väter?<br />
<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />
In diesem Kapitel wird kurz auf den Kin<strong>der</strong>wunsch von Männern und das Alter beim Übergang<br />
zur Vaterschaft eingegangen. Dies geschieht vor den Hintergrund, dass bislang in <strong>der</strong> amtlichen<br />
Statistik, we<strong>der</strong> auf nationaler Ebene noch im internationalen Vergleich, darüber detaillierter berichtet<br />
wurde, und das Thema auch in <strong>der</strong> <strong>Familie</strong>nforschung erst vor kurzem aufgegriffen<br />
wurde 24 .<br />
Sowohl die meisten demographischen Parameter, wie beispielsweise die gerade bei internationalen<br />
Vergleichen übliche Geburtenrate (TFR-Total Fertility Rate), als auch Daten zum Kin<strong>der</strong>wunsch<br />
beziehen sich in <strong>der</strong> Regel ausschließlich auf Frauen. Dies gilt gleichermaßen für Forschungen<br />
zur Fertilität und zum generativen Verhalten. Beispiele hierfür sind die zahlreichen<br />
Analysen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> sinkenden Fertilität in Deutschland, die sich in <strong>der</strong> Regel<br />
auf den Kin<strong>der</strong>wunsch von Frauen konzentrierten. Der Kin<strong>der</strong>wunsch von Männern und <strong>der</strong><br />
Übergang zur Vaterschaft ist dagegen ein relativ neues Untersuchungsthema.<br />
Die Ursache dafür lag häufig in den zugrundeliegenden bevölkerungswissenschaftlichen und<br />
familiensoziologischen Theorien, die von einem traditionellen <strong>Familie</strong>nmodell ausgingen, d. h.<br />
dem Mann die Ernährerrolle und <strong>der</strong> Frau die <strong>Familie</strong>nrolle zuschrieben. Hinzu kam, dass Frauen<br />
als „letzte Entscheidungsinstanz“ im Prozess des generativen Verhaltens betrachtet wurden.<br />
Letztlich verhin<strong>der</strong>te auch <strong>der</strong> Mangel an verfügbaren zuverlässigen Daten Forschungen zum<br />
generativen Verhalten von Männern. 25<br />
Mittlerweile aber wurde deutlich, dass eine wichtige Bedingung für die Realisierung des weiblichen<br />
Kin<strong>der</strong>wunsches eine tragfähige Partnerbeziehung ist, die eine Bereitschaft des Mannes<br />
zur Übernahme einer aktiven Vaterrolle einschließt. In <strong>der</strong> jüngeren familiensoziologischen und<br />
sozialpsychologischen Forschung gewannen Männer insbeson<strong>der</strong>e unter dem Synonym „Neue<br />
Väter“ – und <strong>der</strong> damit implizierten Modifikation <strong>der</strong> Vaterrolle – als eine <strong>der</strong> „gravierendsten<br />
familiären, und somit auch gesellschaftlich relevanten Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte“<br />
zunehmend an Bedeutung. 26 Infolge dieser Entwicklung gerät nun auch das generative Verhalten<br />
von Männern zunehmend in den Fokus <strong>der</strong> wissenschaftlichen Diskussionen. Das Erkenntnisinteresse<br />
richtet sich dabei insbeson<strong>der</strong>e auf die bestimmenden Faktoren für Partnerschaft und<br />
Elternschaft bzw. Kin<strong>der</strong>losigkeit bei Männern 27 , die <strong>Familie</strong>ngründung von Männern im Partnerschaftskontext<br />
28 , den Einfluss berufsbiographischer Unsicherheiten auf den Übergang zur<br />
24 Daten zum Alter des Vaters werden nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes erst seit dem Jahr 2000 erfasst. Ein großer Schwachpunkt<br />
bei <strong>der</strong> Erfassung ist, dass hierbei nicht nach <strong>der</strong> Geburtenfolge unterschieden wird, es lässt sich daher nicht feststellen, wie alt Männer bei <strong>der</strong><br />
Geburt ihres ersten Kindes, also beim Übergang zur Elternschaft sind. Außerdem wird lediglich das Alter <strong>der</strong>jenigen Männer erhoben, die zum<br />
Zeitpunkt <strong>der</strong> Geburt mit <strong>der</strong> Mutter verheiratet sind. Über das Alter <strong>der</strong> wachsenden Anzahl <strong>der</strong> Männer, die unverheiratet Vater werden (im<br />
Jahr 2004: 65.287), kann demnach auf Basis <strong>der</strong> amtlichen Statistik bis heute keine Aussage gemacht werden.<br />
25 Tölke, A./Hank, K. (Hrsg.)(2005): Männer - Das 'vernachlässigte' Geschlecht in <strong>der</strong> <strong>Familie</strong>nforschung. Son<strong>der</strong>heft 4 <strong>der</strong> Zeitschrift für <strong>Familie</strong>nforschung.<br />
Wiesbaden: VS Verlag.<br />
26 Vgl. Werneck, H. (1998): Übergang zur Vaterschaft. Auf <strong>der</strong> Suche nach den "neuen Vätern". Wien, New York: Springer und von <strong>der</strong> Lippe, H.<br />
(2004): „Neue Väter“ in Ostdeutschland? In: Demographische Forschung Aus erster Hand. Jg. 1, 2004, Nr.4.<br />
27 Vgl. Schmitt, C. (2005): Kin<strong>der</strong>lose Männer in Deutschland – Geschlechtsspezifische Determinanten ausbleiben<strong>der</strong> Elternschaft.<br />
In: Tölke, A./Hank, K. (2005), S. 18-43 und Schmitt, C. (2003): Kin<strong>der</strong>lose Männer in Deutschland – Eine sozialstrukturelle Bestimmung des<br />
Soziooekonomischen Panels (SOEP). Kurzexpertise im Auftrag des Bundesministeriums für <strong>Familie</strong>, Senioren, Frauen und Jugend. Berlin.<br />
28 Vgl. Kurz, K. (2005): Die <strong>Familie</strong>ngründung von Männern im Partnerschaftskontext. Eine Längsschnittanalyse zur Wirkung von Arbeitsmarktunsicherheiten.<br />
In: Tölke, A./Hank, K. (2005), S. 178-197.