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ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern

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<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

2.10 Schlussbemerkungen zum Schwerpunktthema<br />

„Väter in <strong>der</strong> amtlichen Statistik“<br />

Auffällig ist in Deutschland das Auseinan<strong>der</strong>driften mo<strong>der</strong>nisierter Einstellungen <strong>der</strong> Väter<br />

einerseits und praktizierter Rollenarrangements an<strong>der</strong>erseits. Die Selbstdefinition von Vaterschaft<br />

hat sich ohne Zweifel verän<strong>der</strong>t, Männer wollen heute aktiv an <strong>der</strong> Erziehung ihrer Kin<strong>der</strong><br />

mitwirken und sich nicht mehr auf die Rolle des abwesenden Ernährers zurückziehen. Doch verhin<strong>der</strong>n<br />

betriebliche und gesellschaftliche Wi<strong>der</strong>stände vielfältiger Art bis dato, dass sich die<br />

mo<strong>der</strong>nisierten Einstellungen in den Köpfen <strong>der</strong> „neuen“ Väter im vollen Ausmaß umsetzen.<br />

Offensichtlich finden Verän<strong>der</strong>ungen im Alltagshandeln von Vätern statt, ihre Festlegung auf<br />

die Rolle des (Haupt-)Ernährers ist davon aber weitgehend unberührt. Gerade in wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten bleibt Vätern wenig Spielraum für Experimente bei <strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung<br />

und bei <strong>der</strong> Durchsetzung familienfreundlicher Maßnahmen in den Betrieben. Man kann<br />

davon ausgehen, dass die Beibehaltung <strong>der</strong> Ernährerfunktion die väterliche Zeitverwendung<br />

maßgeblich bestimmt. Der enge Rahmen, <strong>der</strong> dem Vater für <strong>Familie</strong>naufgaben zur Verfügung<br />

steht, wird maßgeblich durch seine Erwerbstätigkeit abgesteckt. Dies führt gerade bei Männern<br />

mit einer starken <strong>Familie</strong>norientierung und mo<strong>der</strong>nen Geschlechterrollenvorstellungen zu Zielkonflikten.<br />

Die verän<strong>der</strong>ten Rollenerwartungen scheinen sich im Alltag auf die Vaterrolle „nach<br />

Feierabend“ und am Wochenende zu beschränken 62 . Relativ wenig wissen wir bisher darüber,<br />

wie sich das väterliche Engagement „nach Feierabend“ über die Zeit hinweg entwickelt hat. Es<br />

kann jedoch unterstellt werden, dass die emotionale Nähe zwischen Vater und Kind tendenziell<br />

zugenommen hat. Dazu passen die in diesem Beitrag vorgestellten Ergebnisse, dass sich Väter<br />

für das Spielen und für Sport mit den Kin<strong>der</strong>n stark zuständig fühlen.<br />

Dass die Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und Beruf nicht nur ein weibliches Thema, son<strong>der</strong>n auch ein<br />

Problem von Männern ist, haben Forschung und Betriebe lange Zeit ignoriert. Zwar ist die Zahl <strong>der</strong><br />

Väter in Elternzeit nach wie vor sehr gering, immerhin hat aber die flexibilisierte Elternzeit den Anteil<br />

<strong>der</strong> Väter, die ihr berufliches Engagement zu Gunsten <strong>der</strong> <strong>Familie</strong> zeitweise reduzieren, zumindest<br />

leicht erhöht. Sicherlich kann hier das so genannte Elterngeld, dessen Einführung im Jahr<br />

2007 geplant ist, weitere Anreize schaffen. Demnach sollen berufstätige Eltern, die im ersten Lebensjahr<br />

eines Kindes für die Kin<strong>der</strong>betreuung zu Hause bleiben, spätestens ab 2008 ein Elterngeld<br />

in Höhe von etwa zwei Drittel des letzten Gehaltes bekommen. Immerhin gaben in einer Umfrage 63<br />

46 % <strong>der</strong> Väter und 56 % <strong>der</strong> Männer mit Kin<strong>der</strong>wunsch an, dass sie ein solcher Einkommensersatz<br />

motivieren würde, für ein Jahr o<strong>der</strong> für einige Monate aus dem Beruf auszuscheiden. In Verbindung<br />

mit <strong>der</strong> geplanten „Vaterkomponente“ von zwei Monaten, die nicht auf die Frau übertragen werden<br />

können, besteht also die Chance, dass das Elterngeld die Inanspruchnahme <strong>der</strong> Elternzeit erhöht<br />

und bei den Vätern (und Arbeitgebern!) neue Erfahrungen und Rolleninnovationen provoziert.<br />

Bedauerlich ist, dass die amtliche Statistik hinsichtlich <strong>der</strong> Erfassung und Beschreibung von Vätern<br />

in unterschiedlichen Lebenssituationen und <strong>Familie</strong>nkonstellationen enge Grenzen setzt.<br />

Bei den in diesem Schwerpunktkapitel dargestellten Themen wäre es z. B. höchst spannend gewesen,<br />

vergleichend die Perspektive von Männern darzustellen, die nicht bzw. nicht mehr mit<br />

ihren Kin<strong>der</strong>n in einem Haushalt zusammenleben. In einer Zeit, in <strong>der</strong> immer mehr Kin<strong>der</strong> die<br />

Scheidung ihrer Eltern erleben und danach i. d. R. nicht mehr bei ihrem Vater wohnen, wäre<br />

etwa <strong>der</strong> zeitliche Einsatz dieser Scheidungsväter für ihre Kin<strong>der</strong> eine relevante Fragestellung.<br />

Auch die immer noch unzureichende Erfassung <strong>der</strong> Inanspruchnahme von Elternzeit im Rahmen<br />

<strong>der</strong> amtlichen Statistik stellt eine große Einschränkung dar, insbeson<strong>der</strong>e als von Seiten<br />

<strong>der</strong> <strong>Familie</strong>npolitik die Gruppe <strong>der</strong> jungen Väter zunehmend ins Blickfeld rückt.<br />

62 Rosenkranz, D./Rost, H. et al. 1998; Ballnik, P./Martinetz, E. et al. 2005<br />

63 Institut für Demoskopie Allensbach 2005<br />

Väter im Spiegel <strong>der</strong> amtlichen Statistik<br />

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