ifb-Familienreport Bayern 2006. Zur Lage der Familie - ifb - Bayern
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Väter im internationalen Vergleich<br />
112<br />
Es zeigt sich dabei deutlich, dass Teilzeitarbeit ein weitgehend weibliches Phänomen darstellt:<br />
Während oft nur maximal ein Zehntel aller Männer in Teilzeit arbeitet, schwanken die Quoten<br />
für Frauen zwischen 10 % und 50 %. Die Nie<strong>der</strong>lande nehmen mit nahezu 55 % (2000) den internationalen<br />
Spitzenplatz ein; vermutlich eine Konsequenz <strong>der</strong> von <strong>der</strong> holländischen Regierung<br />
seit mehreren Jahrzehnten verfolgten Politik einer Etablierung von Teilzeitarbeit für beide Geschlechter<br />
(BMFSFJ 2005b: 30f., Knjn 2002), die faktisch jedoch vor allem von Frauen genutzt<br />
wird. Lediglich in den osteuropäischen Län<strong>der</strong>n hat Teilzeitarbeit für beide Geschlechter kaum Verbreitung<br />
gefunden; hier sind maximal 12 % aller Männer bzw. 14 % aller Frauen in Teilzeitarbeit erwerbstätig.<br />
Die skizzierten Unterschiede <strong>der</strong> Teilzeitarbeitsquoten von Frauen und Männern legen nahe,<br />
dass sich die Differenz in <strong>der</strong> Erwerbsteilnahme von Männern und Frauen durch <strong>der</strong>en unterschiedliche<br />
Repräsentation in Voll- und Teilzeitarbeit noch verstärkt. Selbst in Län<strong>der</strong>n mit hoher<br />
weiblicher Erwerbsquote sind Männer oft umfassen<strong>der</strong> in das Erwerbsleben integriert als<br />
Frauen. Insbeson<strong>der</strong>e in Mitteleuropa bzw. in Großbritannien sind eine beachtliche Anzahl von<br />
Frauen trotz ihrer Erwerbstätigkeit lediglich „Zuverdienerinnen“ zum <strong>Familie</strong>neinkommen,<br />
während <strong>der</strong> (Ehe-) Mann als „Haupternährer“ den „Löwenanteil’ dazu beiträgt. Der geringere<br />
Beitrag von Frauen zum <strong>Familie</strong>neinkommen wird zudem noch dadurch verstärkt, dass in allen<br />
betrachteten Län<strong>der</strong>n die Erwerbseinkommen von Frauen durchschnittlich auch in identischen<br />
Berufsfel<strong>der</strong>n oft noch bis zu 25 % unter denen <strong>der</strong> Männer liegen (OECD 2002: 74), und damit<br />
selbst bei gleicher Arbeitszeit bei<strong>der</strong> Ehepartner meist den geringeren Teil des gemeinsamen<br />
Haushaltseinkommens ausmachen. Diese Ungleichheit legt v. a. bei Vorhandensein von Kin<strong>der</strong>n<br />
nahe, dass sich <strong>der</strong> Vater als besser verdienendes <strong>Familie</strong>nmitglied in umfassendem Maße<br />
auf die Erwerbsarbeit „spezialisiert“, während die (Ehe-)Frau, auch bei eigener Erwerbstätigkeit,<br />
den Großteil <strong>der</strong> <strong>Familie</strong>naufgaben übernimmt.<br />
Staatliche <strong>Familie</strong>n- und Vereinbarkeitspolitik<br />
<strong>ifb</strong>-<strong><strong>Familie</strong>nreport</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />
Um den durch die Erwerbsteilnahme bei<strong>der</strong> Ehepartner entstehenden Konflikt zwischen Erwerbstätigkeit<br />
und <strong>Familie</strong> zu entschärfen, haben viele europäische Staaten in jüngerer Vergangenheit<br />
eine Reihe familienpolitischer Programme zur Entlastung von <strong>Familie</strong>n implementiert. Diese<br />
Maßnahmen orientierten sich zunächst primär daran, Frauen eine bessere Kombination von <strong>Familie</strong><br />
und Erwerbstätigkeit zu ermöglichen, ohne Männer stärker in die familiäre Verantwortung<br />
bzgl. Kin<strong>der</strong>betreuung und Hausarbeit einzubinden. Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> jüngeren Vergangenheit<br />
ist indes eine schrittweise Erweiterung familienpolitischer Maßnahmen sowie <strong>der</strong>en explizite<br />
Adressierung an Väter zu beobachten. <strong>Familie</strong>npolitische Programme stellen damit in zunehmendem<br />
Maße relevante Rahmenbedingungen für die Herausbildung und Etablierung<br />
neuer Väter dar. Tabelle 42 fasst daher überblicksartig zentrale familienpolitische Maßnahmen<br />
in Europa zusammen.