Das Relativitätsmärchen und die Fakten - Wissenschaft und ...
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Verhältniszahl über zwei Bewegungen<br />
Kap. 3: <strong>Das</strong> <strong>Relativitätsmärchen</strong><br />
Wer angesichts <strong>die</strong>ser nüchternen Feststellung von „der Zeit als vierter Dimension“ spricht,<br />
redet schlicht Unsinn: <strong>die</strong> Verhältniszahl über zwei Bewegungen ist nämlich eine dimensionslose<br />
Zahl; <strong>und</strong> sie wird nur durch Beobachtung <strong>und</strong> Vergleich von Bewegungen in den<br />
Dimensionen des Raums gewonnen, ist also <strong>die</strong> Konstruktion aufgr<strong>und</strong> eines funktionierenden<br />
Gedächtnisses. Wirklich sind nur der Raum <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bewegungen im Raum: alles andere ist<br />
nützliche Konstruktion.<br />
Die Substantivierung der Verhältniszahl<br />
Die Konstruktion einer Verhältniszahl über zwei Bewegungen ist <strong>und</strong> bleibt eine Abstraktion,<br />
<strong>die</strong> nicht in <strong>die</strong> Wirklichkeit des Raumes zurücktransportiert werden kann. Die Verhältniszahl<br />
ist nirgendwo im Raum anzutreffen.<br />
Die Versuchung dazu ist dennoch groß, weil der Umgang mit Abstraktionen eine gewisse<br />
geistige Anstrengung verursacht, <strong>und</strong> wir zu unserer Entlastung den Sprachgebrauch<br />
eingeführt haben, den Wert der Verhältniszahl über zwei Bewegungen als „<strong>die</strong> Zeit“ zu<br />
bezeichnen.<br />
Mit dem Substantiv kommt <strong>die</strong> Täuschung, wir hätten es mit einer Sache zu tun, von der wir<br />
mehr oder weniger große Stücke abtrennen <strong>und</strong> über sie verfügen können, als eine Sache,<br />
<strong>die</strong>, wie alle Gegenstände, eine Dimension hat.<br />
Wer von einer „Reise in <strong>die</strong> Zeit“ schwadroniert, kann nur eine „Reise in eine Verhältniszahl<br />
über zwei Bewegungen“ meinen: damit entweicht <strong>die</strong> heiße Luft aus „der Zeit“.<br />
Wer von einer „Zeit an einem Punkt“ spricht, übersieht, daß <strong>die</strong> Verhältniszahl über zwei<br />
bestimmte Bewegungen nur aus dem Raum gewonnen wird; sie kann deshalb (1.) physikalisch<br />
nicht mehr auf einen Punkt im Raum beschränkt werden, <strong>und</strong> (2.) aus einer Verhältniszahl<br />
Raffiniert ist der Herrgott - <strong>und</strong> wenn er auch boshaft wäre?<br />
„Auf ungläubige Überraschung stieß es, als aus den Vereinigten Staaten bekannt<br />
wurde, daß bei der Wiederholung eines schon klassischen Versuchs eine „Bewegung<br />
des Äthers“ nachgewiesen worden sei. <strong>Das</strong> lief auf eine Widerlegung der<br />
Speziellen Relativitätstheorie hinaus. Sollte der längst mit dem Nobelpreis<br />
ausgezeichnete amerikanische Physiker Albert Abraham Michelson doch falsch<br />
gemessen haben?<br />
Die Physiker aber waren ihrer Sache sicher. Vor einem Vierteljahrh<strong>und</strong>ert hatten<br />
<strong>die</strong> Messungen Bedeutung gehabt. Inzwischen war <strong>die</strong> Spezielle Relativitätstheorie<br />
ein Teil der Physik geworden, fest verb<strong>und</strong>en mit den anderen Teilen. Man wußte,<br />
wie der Versuch ausfallen mußte. „Der Michelson-Versuch gehört zu den Dingen,<br />
<strong>die</strong> praktisch a priori sind“, sagte Max Born: „Ich glaube kein Wort von dem<br />
Gerücht.“ Auch Einstein ließ sich nicht beunruhigen: „Raffiniert ist der Herrgott,<br />
aber boshaft ist er nicht!“<br />
Herrmann, Armin: Wie <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong> ihre Unschuld verlor. Stuttgart 1982, S. 122-<br />
123.<br />
Füsyk-Blyte Nr. 6<br />
215<br />
1908<br />
Textversion 1.2 - 2004 G. O. Mueller: SRT.