Das Relativitätsmärchen und die Fakten - Wissenschaft und ...
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Kap. 3: <strong>Das</strong> <strong>Relativitätsmärchen</strong><br />
ALLGEMEINE DISKUSSION ÜBER RELATIVITÄTSTHEORIE: 86. Naturforscherversammlung<br />
in Nauheim vom 19.-25. September 1920 / [Beteiligte:] M. Born, A. Einstein, O. Kraus, P.<br />
Lenard, G. Mie, M. Palagyi, H. Rudolph.<br />
In: Physikalische Zeitschrift. 21. 1920, S. 666-668.<br />
Die „Allgemeine Diskussion über Relativitätstheorie“ wurde sehr stark zusammenfassend<br />
auf 2 Seiten formuliert <strong>und</strong> enthält Aussagen von Lenard, Einstein, Rudolph, Palagyi, Born,<br />
Mie, Kraus.<br />
Die redaktionelle Wiedergabe der Diskussion ist streckenweise derart fehlerhaft, daß der Sinn<br />
der Rede abhanden kommt:<br />
Auf S. 667 (linke Spalte, untere Hälfte) stehen mehrere eindeutige Fehler, <strong>die</strong> erst bei genauer<br />
Lektüre auffallen: (1) <strong>die</strong> Einstein-Äußerung „Es gibt kein durch seine Einfachheit ...“ soll<br />
drei Absätze umfassen, was jedoch nicht zutrifft; <strong>die</strong> Einstein-Äußerung geht nur über 5 Zeilen,<br />
bis „unterscheiden“; (2) der nächste Satz „Meine zweite Frage lautet ...“ kann nicht mehr von<br />
Einstein, sondern muß von Lenard stammen, es fehlt also <strong>die</strong> Kennzeichnung des Sprechers;<br />
(3) Lenards zweite Frage schließt mit einem Nebensatz, dessen letztes Wort „aufheben“ völlig<br />
verschrieben worden ist <strong>und</strong> richtig „auftreten“ lauten muß: „wobei Überlichtgeschwindigkeiten<br />
auftreten?“ (4) der unmittelbar folgende kurze Absatz „Der erste Satz ist keine Behauptung,<br />
sondern eine neuartige Definition für den Begriff ‘Äther’.“ muß ebenfalls noch Lenard<br />
zugeordnet werden, weil nur er vorher vom Äther gesprochen hat, jedoch fehlt eine Äußerung<br />
von Einstein, auf <strong>die</strong> er offensichtlich antwortet; (5) der unmittelbar folgende Absatz „Ein<br />
Gedankenexperiment ist ...“ ist eindeutig eine Äußerung von Einstein, es fehlt <strong>die</strong> Angabe<br />
des Sprechers.<br />
Die Dauer der Diskussion in Bad Nauheim wird in der Literatur mit ca. einer Viertelst<strong>und</strong>e<br />
angegeben, dann habe Planck <strong>die</strong> Diskussion aus „Zeitmangel“ abgebrochen.<br />
Der Bericht über <strong>die</strong> Diskussion in der Physikalischen Zeitschrift vermittelt zwei Eindrücke:<br />
(1) in der Hauptsache war es eine Diskussion zwischen Lenard <strong>und</strong> Einstein; (2) <strong>die</strong> erklärten<br />
Relativisten Einstein <strong>und</strong> Born können den vorgetragenen Argumenten der Kritik teilweise<br />
nur anworten mit Eingeständnis von Schwächen, teilweise durch den Rückzug auf <strong>die</strong><br />
Unanschaulichkeit der RT <strong>und</strong> gleichzeitiger Polemik gegen Anschaulichkeit, teilweise mit<br />
der Behauptung über <strong>die</strong> Wirkung der entfernten Massen der Fixsterne. (3) Lenard richtet<br />
seine berühmt gewordene Frage an Einstein:<br />
Frage: „Wie kommt es, daß es nach der Relativitätstheorie nicht unterscheidbar sein soll, ob<br />
im Falle des gebremsten Eisenbahnzuges der Zug gebremst oder <strong>die</strong> umgebende Welt gebremst<br />
wird?“ Einstein hat 1920 in Bad Nauheim darauf geantwortet (S. 666): <strong>die</strong> ART kann <strong>die</strong><br />
Trägheitswirkungen im Zug „ebensogut als Wirkungen eines Gravitationsfeldes deuten“, das<br />
durch <strong>die</strong> entfernten Massen (gemeint: Fixsterne) erzeugt wird. Lenard verlangt, „<strong>die</strong> hinzugedachten<br />
Gravitationsfelder müssen Vorgängen entsprechen <strong>und</strong> <strong>die</strong>se Vorgänge haben sich in<br />
der Erfahrung nicht gemeldet.“ - Einstein kann nicht widerlegen, daß <strong>die</strong> klassische Physik<br />
unterscheidet, ob der Eisenbahnzug abgebremst wird oder <strong>die</strong> Umgebung. Einsteins Antwort<br />
besteht nur darin, etwas hinzuzudenken; nach seiner Interpretation hätte demnach der<br />
Lokomotivführer, als er <strong>die</strong> Bremsung ausführte, ein Gravitationsfeld erzeugt <strong>und</strong> könnte<br />
<strong>die</strong>s nach Belieben wiederholen. - Zu Einsteins Behauptung über <strong>die</strong> Gravitationswirkung<br />
der entfernten Massen ist zu fragen: warum muß vorher der Zug durch Energieaufwand in<br />
G. O. Mueller: SRT.<br />
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Textversion 1.2 - 2004