Das Relativitätsmärchen und die Fakten - Wissenschaft und ...
Das Relativitätsmärchen und die Fakten - Wissenschaft und ...
Das Relativitätsmärchen und die Fakten - Wissenschaft und ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kap. 3: <strong>Das</strong> <strong>Relativitätsmärchen</strong><br />
gilt eine allgemeine Zeit für alle; <strong>die</strong>se Auffassung ist auch mit der SRT vereinbar (S. 103). -<br />
Wie <strong>die</strong> eine allgemeine Zeit für alle, so gibt es auch eine absolute Gleichzeitigkeit (GLZ) für<br />
alle, <strong>die</strong> intuitiv gegeben ist, unabhängig von mathematischen Formeln oder synchronisierten<br />
Uhren; gäbe es sie nicht, würde man keine Uhren bauen, niemand würde sie kaufen (S. 106).<br />
- Einstein erkennt <strong>die</strong> GLZ für nebeneinander befindliche Ereignisse <strong>und</strong> Uhren an, bestreitet<br />
sie jedoch für voneinander entfernte Ereignisse: für <strong>die</strong>se Unterscheidung kann er jedoch<br />
nicht angeben, „où commence la proximité, où finit l’éloignement?“ (S. 106). Einsteins als<br />
benachbart definierte Uhren würden z.B. für intelligente Mikroben als weit entfernt erscheinen,<br />
so daß <strong>die</strong>se Lebewesen <strong>die</strong>se GLZ bestreiten würden, indem sie sagen: „Ah non! nous<br />
n’admettons pas cela. Nous sommes plus einsteiniens que vous, Monsieur Einstein“ (S. 106).<br />
- Bergsons Argumentation wird in seinem Buch „Durée et simultanéité“ desselben Jahres<br />
eingehend dargestellt <strong>und</strong> begründet.<br />
1922, Sept. Leipzig: H<strong>und</strong>ertjahrfeier der Naturforscher<br />
VERHANDLUNGEN DER GESELLSCHAFT DEUTSCHER NATURFORSCHER UND ÄRZTE: 87.<br />
Versammlung zu Leipzig, H<strong>und</strong>ertjahrfeier, vom 17. bis 24. Sept. 1922 / Hrsg.: Alexander<br />
Witting. Leipzig: Vogel 1923. ca. 376 S.<br />
Erscheinungsjahr auf Umschlagtitel: 1922.<br />
Für <strong>die</strong> Entwicklung der Theoriekritik ist <strong>die</strong> H<strong>und</strong>ertjahrfeier in Leipzig der entscheidende<br />
Wendepunkt geworden, weil <strong>die</strong> Fraktion der Relativisten durchsetzen konnte, jegliche Kritik<br />
der beiden Relativitätstheorien aus dem Veranstaltungsprogramm zu verbannen: kein Vortrag<br />
eines Kritikers, keine öffentliche Diskussion. Stattdessen wurden zwei Jubelvorträge angesetzt,<br />
von M. v. Laue (Die Relativitätstheorie in der Physik, S. 45-57) <strong>und</strong> von M. Schlick (Die<br />
Relativitätstheorie in der Philosophie, S. 58-69.)<br />
<strong>Das</strong> Signal<br />
Damit war für <strong>die</strong> Fachöffentlichkeit wie für <strong>die</strong> allgemeine Öffentlichkeit das Signal gegeben,<br />
daß beide Relativitätstheorien künftig als allgemein durchgesetzt zu gelten haben <strong>und</strong> Kritik<br />
an ihnen in der akademischen <strong>Wissenschaft</strong> nicht mehr statthaft ist, <strong>und</strong> wenn künftig Kritik<br />
noch irgendwo vorgetragen werden sollte, sie als unseriös zu betrachten <strong>und</strong> mit Schweigen<br />
zu übergehen ist.<br />
Die Naturforscher<br />
Der feierliche Anlaß der Jahrh<strong>und</strong>ertfeier förderte bei den Naturforschern den Wunsch nach<br />
Großartigkeit; <strong>die</strong> von den Relativisten beherrschten Me<strong>die</strong>n hatten <strong>die</strong> Gesellschaft auf <strong>die</strong><br />
revolutionierenden Erkenntnisse eingestimmt; <strong>und</strong> seit der Verleumdung der Vortragsveranstaltung<br />
in der Philharmonie in Berlin 1920 als antisemitische Hetze hatte <strong>die</strong>ser Rettungsanker<br />
der Relativisten seine Wirkung getan; in <strong>die</strong>ser Seelenlage haben <strong>die</strong> Naturforscher es<br />
zugelassen, daß auf ihrer Jahrh<strong>und</strong>ertfeier <strong>die</strong> Fraktion der Relativisten im Handstreich sich<br />
aller Kritik entledigen konnte. Unter <strong>die</strong>sem Gesichtspunkt hat noch kein <strong>Wissenschaft</strong>shistoriker<br />
es gewagt, <strong>die</strong> Veranstaltung in Leipzig zu erforschen. Wenn <strong>die</strong> von der<br />
Großartigkeit der beiden Relativitätstheorien hypnotisierte <strong>Wissenschaft</strong>shistorie einmal aus<br />
ihrem Tiefschlaf erwachen sollte <strong>und</strong> wieder in <strong>die</strong> Freiheit des Forschens entlassen sein<br />
wird, harren ihrer <strong>die</strong> schönsten Aufgaben. Eine <strong>die</strong>ser Aufgaben wird es sein, aus den Akten<br />
G. O. Mueller: SRT.<br />
270<br />
Textversion 1.2 - 2004