GesteinsPerspektiven 05/23
Die GP GesteinsPerspektiven ist offizielles Organ des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO). Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen. Folgende Bereiche werden publizistisch abgedeckt: Wirtschaft, Politik und Recht mit Auswirkungen auf die Roh- und Baustoffindustrie, Prospektion, Lagerstättenerkundung, Lagerstättenbewertung, Betriebsplanung und Abbautechnik, Gewinnung und Verarbeitung mineralischer Rohstoffe, Aufbereitung: Zerkleinerung, Klassierung, Sortierung, Materialreinigung, Veredelung: Transportbeton, Asphalt, Wiedernutzbarmachung durch Rekultivierung und/oder Renaturierung, Genehmigungsverfahren und Genehmigungspraxis, Forschung sowie Aus- und Weiterbildung.
Die GP GesteinsPerspektiven ist offizielles Organ des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO). Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen. Folgende Bereiche werden publizistisch abgedeckt: Wirtschaft, Politik und Recht mit Auswirkungen auf die Roh- und Baustoffindustrie, Prospektion, Lagerstättenerkundung, Lagerstättenbewertung, Betriebsplanung und Abbautechnik, Gewinnung und Verarbeitung mineralischer Rohstoffe, Aufbereitung: Zerkleinerung, Klassierung, Sortierung, Materialreinigung, Veredelung: Transportbeton, Asphalt, Wiedernutzbarmachung durch Rekultivierung und/oder Renaturierung, Genehmigungsverfahren und Genehmigungspraxis, Forschung sowie Aus- und Weiterbildung.
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142 TREFFPUNKT<br />
Interesse trifft Information<br />
Der thematische Tisch beim vero-Unternehmerforum war reich gedeckt: Die Referierenden sprachen über<br />
nachhaltige Rohstoffgewinnung, Konjunktur und Kapitalmärkte, den Zement von morgen und den Umgang<br />
mit Medien. Die hochkarätig besetzte Rednerrunde unterhielt und informierte erstklassig; auch blieb sie bei<br />
den Wortmeldungen aus dem Publikum keine Antwort schuldig.<br />
Stadthalle Boppard, Ende Juni 20<strong>23</strong>:<br />
Dorthin hatte vero – Verband der<br />
Bau- und Rohstoffindustrie-, neben seiner<br />
Jahresmitgliederversammlung auch<br />
zum diesjährigen Unternehmerforum<br />
geladen. 160 Gäste erlebten ein vielfältiges<br />
Vortragsprogramm, das je zur<br />
Hälfte männlich und weiblich besetzt<br />
war. Den Anfang machte das ausdrucksstarke<br />
Damen-Duo, anmoderiert von<br />
Sören Eiko Mielke. „Reallabor Nivelstein:<br />
Entwicklungen für eine nachhaltige Rohstoffgewinnung“<br />
lautete der Titel des<br />
Vortrags von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Elisabeth<br />
Clausen, die an der RWTH Aachen<br />
das Fach „Advanved Mining Technologies“<br />
verantwortet und den gleichnamigen<br />
Lehrstuhl an der Fakultät für Georessourcen<br />
und Materialtechnik leitet.<br />
„Von 1990 bis 2019 hat sich die globale<br />
Rohstoffgewinnung verdoppelt. Das<br />
erwarten wir bis 2048 erneut“, sagt<br />
Clausen und betont die Notwendigkeit<br />
hochqualitativer Rohstoffe, die mit<br />
nachhaltiger Technik aus künftig „grünen“,<br />
autonomen Gewinnungsstätten<br />
stammen sollten. Eben deshalb forschen<br />
ihr Team und sie interdisziplinär rund um<br />
Automatisierung und Digitalisierung von<br />
Bergbaumaschinen und -prozessen, beschäftigten<br />
sich mit robusten Sensortechnologien<br />
sowie mit Verfahren der<br />
Datenanalyse. Ihre Kooperationspartner<br />
sind Betreiber und Hersteller. Alles<br />
mit dem Ziel einer nachhaltigen, verantwortungsvollen<br />
Rohstoffversorgung.<br />
Clausens Blick in die Zukunft: „Wir<br />
wollen Maschinen sehen, fühlen und<br />
hören beibringen, autonome Navigation<br />
mit Umgebungserkennung koppeln.“<br />
Im Fokus des „Bergwerks der Zukunft“<br />
steht demnach der Mensch als Wegbegleiter<br />
für den Wandel. Im „Reallabor<br />
Nivelstein“ auf dem Betriebsgelände der<br />
Nivelsteiner Sandwerke bei Herzogenrath<br />
testet Clausens Team emissionsarme<br />
und nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung<br />
dank smarter und<br />
autonomer Infrastruktur. Dort, zwischen<br />
Forschungshalle mit Werkstatt, Co-Working-Space<br />
und Testbereichen im Gewinnungsbetrieb,<br />
geht es auch um die<br />
energetische Transformation im Wechselspiel<br />
von Energieangebot und -bedarf<br />
– vom fossil-einzeloptimierten Energiesystem<br />
zu einem, das CO 2 -neutral,<br />
resilient und kostenoptimiert ist.<br />
Die Fragerunde nutzte vero-Präsident<br />
Christian Strunk zum Zahlen-Check in<br />
Sachen Fachkräfte-Nachwuchs: 120<br />
Bergbau-Studierende haben sich laut<br />
Prof. Clausen 2022 in Deutschland eingeschrieben.<br />
Clausen dazu: „Auch wenn<br />
wir damit europaweit führen, wären<br />
mehr wünschenswert. Entscheidend ist<br />
die soziale Akzeptanz!“ Auf dringend<br />
benötigte Metalle und kritische Rohstoffe<br />
angesprochen, bewies die Professorin<br />
klare Kante: „Es ist eine Illusion, den Bedarf<br />
mit Sekundärrohstoffen decken zu<br />
wollen.“<br />
Zweite Referentin war Dr. Gertrud<br />
Rosa Traud, Chefvolkswirtin der Helaba,<br />
die über „Konjunktur und Kapitalmärkte:<br />
Wechselspiel zwischen Politik und Wirtschaft“<br />
sprach – in erstaunlich klaren,<br />
einfachen Worten und mit einem erfrischend<br />
positiven Blick auf die Gegenwart<br />
und Zukunft. „Ich denke in Bildern,<br />
Szenarien“, sagt Dr. Traud und bemüht<br />
die „Bergwelt“: Natürlich sei die derzeitige<br />
Lage eine Gratwanderung, niemand<br />
wolle den Absturz. Für eine „sichere<br />
Tour“ auch bei dünner Luft empfahl<br />
die Chefvolkswirtin den Anwesenden,<br />
dem eigenen Verstand und nicht der Politik<br />
zu vertrauen: „Entscheidend ist, was<br />
für Sie relevant ist. Eine „Gier-Inflation“<br />
etwa ist doch eigentlich ein Zeichen cleveren<br />
Unternehmertums!“ Vom Staat<br />
forderte Dr. Traud weniger Eingriffe in<br />
die Wirtschaft, also Spielraum für Innovationen<br />
zu eröffnen. Am Beispiel Strom<br />
verwies sie auf die Notwendigkeit des<br />
erhöhten Angebots statt künstlicher Verknappung.<br />
Satter Applaus würdigte diesen<br />
kurzweiligen Vortrag.<br />
Michael Scharpf, Leiter Nachhaltiges<br />
Bauen bei Holcim, referierte zum „Ze-<br />
INTERESSIERTE GESICHTER: Das Unternehmerforum<br />
zog das Publikum schnell in seinen Bann. Fotos: tne<br />
GESTEINS Perspektiven 5 | 20<strong>23</strong>