Potentiale zur energetischen Nutzung von Biomasse in der ... - EPFL
Potentiale zur energetischen Nutzung von Biomasse in der ... - EPFL
Potentiale zur energetischen Nutzung von Biomasse in der ... - EPFL
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Anhang 13<br />
Bundesamt für Energie BFE<br />
Die pr<strong>in</strong>zipiell möglichen Prozesse <strong>zur</strong> <strong>energetischen</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Biomasse</strong> können <strong>in</strong> folgende<br />
Kategorien unterteilt werden 1 :<br />
Thermo-chemische Umwandlung<br />
Bei den thermo-chemischen Veredelungsverfahren erfolgt die Umwandlung <strong>der</strong> <strong>Biomasse</strong> primär<br />
unter dem E<strong>in</strong>fluss <strong>von</strong> Wärme, durch die aus biogenen Feststoffen gasförmige, flüssige und/o<strong>der</strong><br />
feste Sekundärenergieträger hergestellt werden können. Dabei wird unterschieden zwischen <strong>der</strong><br />
Vergasung, <strong>der</strong> Verkohlung und <strong>der</strong> Pyrolyse.<br />
Vergasung: Bei <strong>der</strong> Vergasung wird <strong>Biomasse</strong> bei hohen Temperaturen möglichst vollständig <strong>in</strong><br />
brennbare Gase umgewandelt. Dazu wird dem Prozess unterstöchiometrisch e<strong>in</strong> sauerstoffhaltiges<br />
Vergasungsmittel (z. B. Luft) zugeführt. Dieser Sauerstoff wird benötigt, um den <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomasse</strong><br />
enthaltenen Kohlenstoff über diverse Zwischenstufen zu Kohlenstoffmonoxid (CO) zu vergasen. Dazu<br />
wird durch e<strong>in</strong>e teilweise Verbrennung des E<strong>in</strong>satzmaterials die erfor<strong>der</strong>liche Prozesswärme<br />
bereitgestellt. Das produzierte Brenngas kann anschliessend <strong>in</strong> Motoren, Turb<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
Brennstoffzellen <strong>zur</strong> Stromerzeugung e<strong>in</strong>gesetzt werden. In letzter Zeit macht jedoch <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
e<strong>in</strong>e Gruppe <strong>von</strong> neuartigen Verfahren <strong>zur</strong> Herstellung <strong>von</strong> flüssigen Bio-Treibstoffen Schlagzeilen. Mit<br />
Hilfe <strong>von</strong> Verfahren wie <strong>der</strong> Fischer-Tropsch-Synthese (o<strong>der</strong> Methanolssynthese) werden die<br />
gasförmigen Zwischenprodukte <strong>in</strong> flüssige Bioenergieträger (oft auch Bio-Fuels, Designer Fuels o<strong>der</strong><br />
Synthetic Fuels genannt) umgewandelt. Die Beschreibung und Analyse des Fischer-Tropsch-Verfahrens<br />
bildet e<strong>in</strong>en Technologieschwerpunkt im Rahmen dieser Studie.<br />
In <strong>der</strong> Schweiz laufen seit Jahren verschiedene Forschungs-, Pilot- und Demonstrationsprojekte im<br />
Bereich <strong>der</strong> Holzvergasung. E<strong>in</strong>e grosstechnische Stromerzeugung aus <strong>Biomasse</strong> über die Vergasung<br />
ist <strong>der</strong>zeit noch nicht kommerziell verfügbar. Die Chancen stehen jedoch gut, dass diese Technologie<br />
den Durchbruch auf dem Markt schafft und entsprechende Anlagen <strong>in</strong> wenigen Jahren <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
Stückzahlen realisiert werden. Für den Vergleich <strong>der</strong> Technologien wäre es im Rahmen dieser Studie<br />
<strong>in</strong>teressant gewesen, die Vergasung näher zu untersuchen, diese Option wird jedoch aus Prioritäts-<br />
/Budgetgründen <strong>in</strong> dieser Studie nicht weiter verfolgt.<br />
Verkohlung: Darunter wird e<strong>in</strong>e Veredelung <strong>von</strong> fester <strong>Biomasse</strong> mit dem Ziel e<strong>in</strong>er möglichst hohen<br />
Ausbeute an Festbrennstoff (Holzkohle) verstanden. Das organische Material wird dabei thermisch<br />
zersetzt, wobei die erfor<strong>der</strong>liche Prozesswärme meist durch e<strong>in</strong>e Teilverbrennung des Rohstoffs bereit<br />
gestellt wird. Die bei <strong>der</strong> Verkohlung ablaufenden thermo-chemischen Prozesse unterscheiden sich<br />
also nicht grundsätzlich <strong>von</strong> denen <strong>der</strong> Vergasung; sie laufen nur unter an<strong>der</strong>en Prozessbed<strong>in</strong>gungen<br />
ab und führen deshalb zu e<strong>in</strong>em teilweise an<strong>der</strong>en Ergebnis.<br />
<strong>Biomasse</strong> wird <strong>in</strong> Westeuropa <strong>der</strong>zeit fast ausschliesslich mit dem Ziel e<strong>in</strong>er stofflichen <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />
produzierten Holzkohle (z. B. Aktivkohle) o<strong>der</strong> zum E<strong>in</strong>satz als Grillholzkohle verkohlt. Holzkohle als<br />
Energieträger im Energiesystem wird dagegen <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustrialisierten Län<strong>der</strong>n kaum grosstechnisch<br />
genutzt. Dies ersche<strong>in</strong>t auch aus <strong>energetischen</strong> und ökologischen Gründen wenig s<strong>in</strong>nvoll; deshalb<br />
wird diese Option hier nicht näher betrachtet.<br />
Pyrolyse: Bei <strong>der</strong> Pyrolyse wird (feste) <strong>Biomasse</strong> unmittelbar unter kurzfristiger Hitzee<strong>in</strong>wirkung <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en gasförmigen, flüssigen und festen Sekundärenergieträger umgewandelt, <strong>in</strong>dem die langkettigen<br />
organischen Moleküle unter Wärmee<strong>in</strong>fluss aufgebrochen werden. Wird die flüssige Fraktion<br />
abgetrennt und anschliessend aufbereitet, kann das dabei anfallende Bioöl u.U. <strong>in</strong> Motoren und/o<strong>der</strong><br />
Turb<strong>in</strong>en <strong>zur</strong> Strom- und allenfalls <strong>zur</strong> Wärmeerzeugung e<strong>in</strong>gesetzt werden. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz im<br />
Verkehrssektor ist – wenn die noch offenen technischen Fragen gelöst werden – grundsätzlich auch<br />
denkbar. Derartige Verfahren bef<strong>in</strong>den sich bisher noch im Forschungs- und Entwicklungsstadium.<br />
1 Vergl. Kaltschmitt M 2003