Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
einem Medaillon stand geschrieben: Wer du auch seiest, der diesen Ort betritt,<br />
wisse, dass er arbeitsreiche Wonne, nicht faule Ruhe nährt …“. Beim Eintritt in<br />
das Labor „ist in der Mitte des Zimmers eine lange Tafel benebst einer Cathedra<br />
zu sehen, welche zu Dozierung und Anhörung der, von dem Herrn Chemiae<br />
Doctore vorhabenden Doctrin, worinnen er die Theoriam mit der Praxi zugleich<br />
zeiget“.<br />
Das alles war wohl eindrucksvoll für den jungen Studenten Schamberg, der dann<br />
an der bereits 1575 gegründeten, weitbekannten <strong>Universität</strong> Leiden seine Studien<br />
fortsetzte und schließlich zurück in seiner Geburtstadt <strong>Leipzig</strong> im Jahre 1689<br />
als Medicinae Baccal. seine Magister(Doktor)arbeit „Über den Geschmack“, betitelt<br />
DE GUSTU ex recentiorum philosophorum hypothesis einreichte und verteidigte.<br />
Diese Arbeit ist mit Datum 11. September 1689 gedruckt worden und<br />
besteht aus 18 Seiten mit 42 Thesen in lateinischer Sprache (<strong><strong>Universität</strong>sarchiv</strong><br />
<strong>Leipzig</strong>, Phil. Fac. C2, 1689, Nr. 19). Das terminbedingt zugegeben flüchtige<br />
Studium erhellt, dass Schamberg versucht, chemische Sachverhalte (§ 25: Säuren,<br />
Alkalien, gesättigte Salze, Mischungen …) mit dem „Geschmack“ (bitter,<br />
süß, …) in Beziehung zu setzen, und es werden u. a. Eigenschaften von Stoffen<br />
charakterisiert (§ 38: Vitriolum representabat rhomboideces figuras …, Sale marino<br />
in aqua simple dissolute …, Sal ammoniacum ramusculos arborum irregularibus<br />
foliis …). Natürlich hat Schamberg in diesen Jahren seine medizinischen<br />
Kenntnisse und Fertigkeiten vervollkommnet, denn sonst wäre wohl kaum sein<br />
akademischer Aufstieg im Jahre 1693 zum Assessor an der Medizinischen Fakultät<br />
erfolgt. Der Orientierung auf chemische Sachverhalte galt sein besonderes<br />
Interesse, was aus der im Jahre 1699 erfolgten Berufung auf das seit Michael<br />
Heinrich Horns Ableben vakante Extraordinariat für Chymie zu folgern ist.<br />
Immerhin blieb diese Stelle – im Gegensatz zur o. g. Pathologie-Professur – 18<br />
Jahre lang unbesetzt. Die Berufung bzw. Ernennung dazu in der Urkunde des<br />
Von Gottes gnaden, Friedrich August König in Pohlen & Hertzog zu Sachßen,<br />
Julich, Clev Berg, Engern und Westphalen Churfürst, datiert Dressden am 19.ten<br />
May ad 1699 und unterzeichnet von Gottfried Hermann von Bruhlingen, lautet<br />
(<strong><strong>Universität</strong>sarchiv</strong> <strong>Leipzig</strong>, Mediz. Fak. A IV.4, S. 1 – 2):<br />
102<br />
Hochgelehrte und lieben getreuer, Demnach die Professio extraordinaria<br />
Chymia, welche hirbei von Dr. Michael Heinrich Hornen aufgetragen gewesen,<br />
Zeitherr erlediget gewesen und Wiro der nothdurfft befinden solche<br />
vorirzo wiederumb ersezen zulassen, auch solche D. Johann Christian<br />
Schambergern auff dessen Geschehens unterthänigste ansuchen und ohne<br />
einzige Besoldung auffzutragen entschlossen, gestalt Wiro in Krafft dieß<br />
dazu confirmiren und bestetigen. Daß ist hiermit unser Begehren ihr wol-