Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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Ein wesentliches Anliegen, das sie von Beginn an verfolgte, waren der Erhalt<br />
und Ausbau der nunmehr als Julius Lips-Institut für Ethnologie und Vergleichende<br />
Rechtssoziologie benannten Einrichtung für die Ausbildung im Hauptfach.<br />
Ein solches Unterfangen war keineswegs selbstverständlich, gab es doch<br />
an der Humboldt-<strong>Universität</strong> eine entsprechende Neugründung, und in Jena war<br />
über die Fortführung der Ethnologie noch nicht entschieden. Ende der 50er Jahre<br />
und zu Beginn der 60er Jahre stellte sie sich vehement dagegen, am Julius Lips-<br />
Institut auch die Deutsche Volkskunde unter der gemeinsamen Bezeichnung<br />
Ethnologie oder Ethnographie zu etablieren – was auch die gemeinsame oder<br />
alternierende Leitung durch einen Professor der Volkskunde bedeutet hätte.<br />
Mit der Entkolonialisierung und Bildung neuer Staaten gewannen auch „farbige“<br />
ethnische Minderheiten, die keinen eigenen Staat hatten, an kultureller, sozialer<br />
und politischer Bedeutung. Eva Lips fand und suchte dazu kaum einen Zugang.<br />
Nach eigenem Zeugnis sah Eva Lips seit der zweiten Hälfte der 50er Jahre ihre<br />
Aufgabe darin, den Menschen ein realistischeres Indianerbild zu vermitteln. Das<br />
von Karl May gezeichnete sollte gelöscht werden. Alle ihre Bücher über die Indianer,<br />
auch die in zweiter Auflage erschienenen, fanden schnellen Absatz. Das<br />
reale Leben in einer US-amerikanischen Indianerreservation – die ethnische,<br />
soziale und kulturelle Problematik – war aber nicht Gegenstand ihrer Darstellungen.<br />
Mit der Realisierung der dritten Hochschulreform zu Beginn der 70er Jahre fühlte<br />
sich Eva Lips noch einmal außerordentlich gefordert. In enger Zusammenarbeit<br />
mit Dietrich Treide gelang es ihr, die Bibliothek, das Dia-Archiv und andere<br />
Materialien des Julius Lips-Instituts vor der Auflösung und Liquidierung zu bewahren.<br />
Diese Bestände gehören heute zum Fundus des Instituts für Ethnologie<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong>. Mit ihrem Werk über Julius Lips „Zwischen Lehrstuhl<br />
und Indianerzelt“ (1965 und 1986) wollte sie, wie es in den persönlichen Widmungen<br />
heißt, erreichen, dass er nie vergessen wird.<br />
Die Darstellung des Wirkens von Julius Lips seit dem Beginn der 30er Jahre<br />
durch Eva Lips war vor Überhöhung seiner Persönlichkeit nicht frei und verband<br />
sich durchaus mit eigener Selbstdarstellung. Dies führte früher und in der<br />
jüngeren Vergangenheit zu kritischen Äußerungen, die aber beider Leben und<br />
Lebenswerk nicht beeinträchtigen. Eva Lips wurde an der Seite ihres Mannes auf<br />
dem Südfriedhof im „Professoreneck“ bestattet. Beider Grabstein wird von zwei<br />
Bärenköpfen im Profil eingerahmt.<br />
Wolfgang Liedtke<br />
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