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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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fendste Gedächtnisrede hielt ihm Max Planck vor der Deutschen Physikalischen<br />

Gesellschaft, deren Zeitschrift, die Annalen der Physik, Paul Drude von 1900<br />

bis zu seinem Tode als Redakteur betreut hatte, unbestechlich und mit klarem<br />

Blick für neue, zukunftsweisende Gedanken.<br />

Postum wurden Stimmen laut, Drude wäre nicht so tragisch geendet, hätte<br />

er in <strong>Leipzig</strong> bleiben und kontinuierlich weiterarbeiten können. Oskar Drude,<br />

Professor der Botanik und drei Jahrzehnte lang Direktor des Dresdner Botanischen<br />

Gartens, bestätigte den Bruch im Leben seines Halbbruders, den der<br />

Wegzug aus <strong>Leipzig</strong> mit sich gebracht habe.<br />

Paul Drude hinterließ seine Frau Emilie, geb. Regelsberger, die fortan mit den<br />

Kindern Gisela (geb. 1900), Gerthe (1901) und Burkhard (1903) in Göttingen<br />

lebte. Burkhard studierte später Physik und gehörte zu den Göttinger Studienfreunden<br />

von Werner Heisenberg.<br />

Noch ein zweites Mal hatte Paul Drude auf der Vorschlagsliste der Philosophischen<br />

Fakultät der <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong> gestanden, 1902 in Nachfolge von Ludwig<br />

Boltzmann, an zweiter Stelle hinter Willy Wien. Beide lehnten ab. Drude blieb<br />

aus Pflichtgefühl in Gießen, wie er später aus Pflichtgefühl den größten deutschen<br />

Lehrstuhl für theoretische Physik in Berlin annahm. Zuvor hatte er ehrenvolle<br />

Rufe nach Marburg, Tübingen und Breslau abgelehnt. Welch hohen Stellenwert<br />

die theoretische Physik 1902 in <strong>Leipzig</strong> einnahm, bezeugt ein Gutachten von<br />

Heinrich Bruns (Mathematik, Astronomie), Otto Wiener (Physik) und Wilhelm<br />

Ostwald (Physikalische Chemie) für das Kultusministerium in Dresden: „Die<br />

Unterzeichneten fühlen sich zu persönlicher Anteilnahme verpflichtet; dass die<br />

Erziehung der Studierenden der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer in<br />

entscheidender Weise durch den Vertreter der theoretischen Physik beeinflusst<br />

wird, und dass daher vitale Interessen der ihnen anvertrauten Unterrichtsgebiete<br />

in Frage stehen“, falls das Fach unbesetzt bliebe.<br />

Dennoch waren die Fachkollegen einhellig der Ansicht, dass Paul Drude auf der<br />

Höhe seines Wirkens stand und mit Plänen aller Art für die nahe und fernere Zukunft<br />

beschäftigt war, als er seinem Leben plötzlich ein Ende setzte. Betrachtet<br />

man sein wissenschaftliches Werk als ein Ganzes, so kann man sagen, dass sich<br />

in ihm die Geschichte der physikalischen Optik seiner Zeit widerspiegelt. Drude<br />

begann mit theoretischen und anschließend experimentellen Untersuchungen<br />

über die Reflexion des Lichtes und wandte sich dann unter dem Eindruck der<br />

Entdeckungen von Heinrich Hertz den Eigenschaften des elektromagnetischen<br />

Feldes und ihrem Zusammenhang mit optischen Erscheinungen zu. Aus diesen<br />

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