Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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Der aus dem sächsischen Bischofswerda stammende Friedrich Louis Hesse, am<br />
07.12.1849 in einer Arztfamilie geboren, begann Ostern 1868 nach Beendigung<br />
des Gymnasiums in <strong>Leipzig</strong> Medizin zu studieren. Während des Deutsch-Französischen<br />
Krieges 1870, in seinem 5. Semester, unterbrach er das Studium und<br />
meldete sich als Einjährig-Freiwilliger zum Waffendienst. In Frankreich wurde<br />
er auf Bemühen seines Vaters zum Sanitätsdienst kommandiert. Danach nahm<br />
er sein unterbrochenes Studium in <strong>Leipzig</strong> wieder auf. 1873 approbiert, promovierte<br />
er bei dem Anatomen Professor Wilhelm His. Am neuen Anatomischen<br />
Institut erhielt er 1875 die erste Assistenz mit 600 Talern jährlich und freier<br />
Wohnung, und hier erfolgte seine Ernennung zum Prosektor.<br />
Beim Besuch seines in den Vereinigten Staaten von Amerika als Arzt tätigen<br />
Bruders Richard in den Sommerferien 1879 verbrachte er so manche Stunde bei<br />
dessen Zahnarzt, Dr. Shapmann. In Brooklyn besuchte er das seinerzeit unvergleichlich<br />
reichhaltig ausgestattete Medical Department der Pennsylvanischen<br />
<strong>Universität</strong>, wobei ihn besonders das Dental College interessierte. Er gewann<br />
immer größeres Interesse an der Zahnheilkunde, die zu diesem Zeitpunkt im<br />
wesentlichen in Deutschland noch von Medizinern ohne spezielle fachliche<br />
Qualifikation ausgeübt wurde.<br />
In einem Gespräch mit His erklärte dieser ihm, dass er seine Zukunft eher in der<br />
Chirurgie sähe als in der Anatomie. Hesse jedoch äußerte den Wunsch, in den<br />
Vereinigten Staaten Zahnheilkunde zu studieren, um später eine Unterrichtsanstalt<br />
in Deutschland aufzubauen. His unterstützte ihn in seinen Bemühungen um<br />
die Einführung des wissenschaftlichen Zahnheilkundeunterrichts. Von Professor<br />
Carl Ludwig erhielt er den Rat, der Fakultät anzuzeigen, dass er nach einem<br />
zweijährigen Urlaub die Zahnheilkunde in Deutschland zu vertreten wünsche.<br />
Ludwig wollte auch seinen Einfluss beim Ministerium geltend machen, Hesse<br />
die Leitung eines Zahnärztlichen Instituts in <strong>Leipzig</strong> zu übertragen.<br />
So reiste er 1880 ein zweites Mal nach den Vereinigten Staaten und schrieb sich<br />
am New Yorker Dental College ein, wo er im Oktober 1881 sein Examen ablegte.<br />
Auch wenn sein Gesuch nach Einrichtung eines Zahnärztlichen Instituts vom<br />
sächsischen Kultusministerium abgelehnt wurde, kehrte er nach Deutschland<br />
zurück und eröffnete im Februar 1882 in <strong>Leipzig</strong> seine bald sehr erfolgreiche<br />
Praxis. In einem Schreiben der Medizinischen Fakultät vom 21. Juli 1882 an das<br />
Kultusministerium in Dresden wird darauf hingewiesen, dass für das zu gründende<br />
<strong>Leipzig</strong>er Zahnärztliche Institut ein Direktor gesucht werden müsse, der<br />
„an den Fortschritten der Zahnheilkunde wissenschaftlich und technisch beteiligt<br />
ist und dadurch die Bürgschaft gibt für die Vollständigkeit eines immer auf<br />
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