Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Paul Drude Zum 100. Todestag am 5. Juli 2006 Die Anfänge der Theoretischen Physik in Deutschland sind eng mit dem Namen von Paul Drude verbunden. In seinem Lebenswerk spiegelte sich, wie Max Planck schreibt, „die Geschichte der Physikalischen Optik seiner Zeit“ wider. Von seiner frühen Tätigkeit in Leipzig, 1894 – 1900, ist er als außergewöhnlich guter akademischer Lehrer bekannt. In Berlin leitete Drude ein Physikalisches Institut, das einst von Hermann Helmholtz begründet worden ist. 89
Im Jahre 1894 erhielt das Physikalische Institut der Universität Leipzig, in dem man sich vorrangig mit dem physikalischen Experiment als Grundlage des Faches befasste, eine Abteilung für theoretische Physik, die das Experiment mathematisch formulierte, ehe es erprobt wurde. 35 Jahre später erlangte sie – inzwischen ein selbstständiges Institut – Weltgeltung durch die Entwicklung der Quantenmechanik und ihre Anwendung auf die Struktur der Materie, die mit der Berufung Werner Heisenbergs auf den Leipziger Lehrstuhl für theoretische Physik verbunden war. Bereits im Februar 1894 hatte die Philosophische Fakultät dem Kultusministerium dargelegt, „wie wichtig die Errichtung einer außerordentlichen Professur der theoretischen Physik für die Ausbildung der Studierenden der Physik“ sei. Das Ministerium schloss sich dieser Meinung an und berief Hermann Ebert, der aber nach nur wenigen Monaten einem Ruf an die Tierärztliche Hochschule in Hannover folgte. Über dem „Goldenen Zeitalter der Atomphysik“, wie Heisenberg die ersten Jahre seiner Leipziger Tätigkeit genannt hat, kann jener hochbegabte Physiker in Vergessenheit geraten, mit dem das Leipziger theoretisch-physikalische Institut eigentlich seinen Anfang nahm, Paul Drude. Er lehrte theoretische Physik vom Wintersemester 1894 an bis zu seinem Weggang nach Gießen im Jahre 1900. Dem damaligen Rang seiner Abteilung gemäß, hatte er nur eine außerordentliche Professur inne und gehörte der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften nur als außerordentliches Mitglied an, was besagt, dass er in der mathematisch-physischen Klasse zwar Vorträge halten und sie in den Akademieschriften publizieren durfte, bei Wahlen aber nicht stimmberechtigt war. Er stand in Leipzig immer im zweiten Glied und musste dem Aufstieg anderer zusehen, ohne selbst aufzurücken – ein Opfer der Prinzipienreiterei des damaligen Sächsischen Kultusministers, der jede Beförderung am Ort ablehnte und damit die Universität Leipzig einer hervorragenden Kraft beraubte. 1900 wurde Drude ordentlicher Professor der Physik in Gießen, 1905 ging er als Nachfolger von Hermann Helmholtz, August Kundt und Emil Warburg nach Berlin. Diesen Vorbildern wollte er nachstreben und sich an ihnen messen lassen. Am 28. Juni 1906 hielt er nach seiner Wahl zum ordentlichen Mitglied vor der Berliner Akademie seine Antrittsrede, dankbar für die Ehre und voller Zuversicht im Blick auf künftige wissenschaftliche Pläne, aber auch in Sorge, „dass die eigene Fähigkeit und Arbeitskraft“ nicht ausreichen könnte für die gestellten Aufgaben. Am 5. Juli 1906 setzte er, 43-jährig, seinem Leben ein Ende. Sein Tod erschütterte die gesamte physikalische Welt. Die ausführlichste und ergrei- 90
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