Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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der heutigen Karl-Tauchnitz- und Beethovenstraße mit einem Gartenhaus, das<br />
sich an Schwägrichens Garten anschloss. Bis 1909 entstanden an dieser Stelle<br />
das Reichsgerichtsgebäude, die <strong>Universität</strong>sbibliothek, das Konservatorium, die<br />
Kunstakademie, eine Gewerbeschule und Privatvillen.<br />
Testamentarisch legte Auguste Trier fest, dass die <strong>Universität</strong> mit ihrem Vermächtnis<br />
ein von der Medizinischen Fakultät zu entwerfendes und unter besonderer<br />
Aufsicht der Fakultät stehendes Hebammeninstitut schaffen sollte, in dem<br />
„schickliche und fleißige Weiber“ unentgeltlichen Unterricht in „Allem, was<br />
ihnen bei einer natürlich erfolgenden Geburt und Entbindung einer kreißenden<br />
Person zu thun“ sei, erhalten sollten. Dazu gehöre auch die Versorgung der<br />
Wöchnerinnen und des Kindes. Auch junge Ärzte und „Chyrurgi“, die sich der<br />
Geburtshilfe zuwenden wollten, sollten angeleitet werden und praktische Kenntnisse<br />
erwerben. Das Institut solle „das Triersche Institut“ benannt werden. Am<br />
22.05.1806, drei Wochen nach dem Tod der Stifterin, erfolgte die Übergabe des<br />
Grundstücks an die <strong>Universität</strong>.<br />
Ernst Platner (1744 – 1818), als Nachfolger von Gehler von 1796 bis 1810 Dekan<br />
der Medizinischen Fakultät, hatte präzise Vorstellungen zur Tätigkeit eines<br />
Hebammeninstituts, das gleichermaßen für die Ausbildung der Hebammen als<br />
auch der Geburtshelfer zuständig sein sollte. Schwangere in allen Phasen der<br />
Schwangerschaft konnten sich einfinden, der Unterricht sollte durch einen Professor<br />
der Entbindungskunst und durch einen Unterlehrer versehen werden. Die<br />
Ausbildung der Hebammen war in halbjährigem Zyklus vorgesehen. Ziel war<br />
es, Kenntnisse bei der Behandlung der natürlichen und der unnatürlichen Geburt<br />
zu erwerben. Der Unterricht der Studenten sollte ganzjährig erfolgen, und zwar<br />
sowohl als Vermittlung von theoretischem Wissen als auch zum Erlernen praktischer<br />
Fähigkeiten. Vorgesehen waren überdies Übungen am Phantom und die<br />
selbstständige Leitung von Geburten.<br />
1810 forderte Landesfürst Friedrich August I. eine „Obergeburtshelferstelle“<br />
an der Entbindungsanstalt. Der Stelleninhaber sollte der Medizinischen Fakultät<br />
als Professor ordinarius angehören. Vorgeschlagen und mit dieser Aufgabe<br />
betraut wurde Johann Christoph Gottfried Jörg. Als die Entbindungsanstalt am<br />
07.10.1810 eröffnet wurde, hatte sie eine Kapazität von sechs Betten. Am 08.10.<br />
erfolgte die feierliche Einweihung des „Trierschen Instituts“ in den Räumen am<br />
Peterstor an der alten Pleiße. Das erste Kind wurde am 10.10.1810 geboren.<br />
Eine erste Verlegung der Trierschen Instituts erfolgte 1828, da der Garten, in<br />
dem das Gebäude stand, sumpfig war und nach damaligen Vorstellungen Aus-<br />
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