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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Johann Friedrich Christ wurde am 26. (?) April 1701 in Coburg geboren. Er<br />

stammte aus einer begüterten und angesehenen Familie des höheren Beamtentums,<br />

die ihm eine für seinen Stand typische und vielseitige Ausbildung ermöglichte.<br />

Da er seinem Vater in den Staatsdienst folgen sollte, begann Christ 1720<br />

in Jena Recht und Philosophie zu studieren. Seine Vorliebe für antiquarische<br />

Studien und die bildende Kunst weckten in ihm jedoch den Wunsch, eine akademische<br />

Laufbahn einzuschlagen. Doch erhielt er 1726 zunächst eine Anstellung<br />

als Hofmeister und begleitete die beiden jüngeren Söhne des Staats- und Premierministers<br />

von Sachsen-Coburg-Meinigen, Johann Christoph von Wolzogen,<br />

als „Instruktor“ an die <strong>Universität</strong> Halle. Obwohl Christ noch keinen akademischen<br />

Titel besaß, erhielt er dort mit Zustimmung der Philosophischen Fakultät<br />

die Erlaubnis, privat Vorlesungen zu halten.<br />

Erste wissenschaftliche Abhandlungen und der große Zuspruch, den seine Vorlesungen<br />

fanden, verschafften Christ in akademischen Kreisen schnell einen<br />

guten Namen. Sein Ruf drang in das benachbarte <strong>Leipzig</strong>, wo ihm die Philosophische<br />

Fakultät aufgrund seines Ansehens (propter viri famam) Anfang 1728<br />

in Abwesenheit die Magisterwürde erteilte. Zur Ostermesse 1729 siedelte Christ<br />

nach <strong>Leipzig</strong> über und nahm zur Erziehung des zweiten Sohnes des kurfürstlichsächsischen<br />

und königlich-polnischen Kanzlers Graf Heinrich von Bünau erneut<br />

die Stelle eines Hofmeisters an. Nachdem er am 8. Juni 1729 promoviert worden<br />

war und am 26. August des darauf folgenden Jahres sich zum Privatdozenten<br />

habilitiert hatte, erhielt Christ am 11. April 1731 eine von August dem Starken<br />

neu eingerichtete und mit einem kleinen Jahresgehalt versehene außerordentliche<br />

Professur für Geschichte. Im Frühjahr 1733 unterbrach er seine akademische<br />

Tätigkeit, um seinen Zögling, den jungen Adligen Rudolf von Bünau, auf dessen<br />

standesgemäßer Reise an die europäischen Höfe zu begleiten. Die grand tour<br />

führte sie durch Deutschland, Holland und England bis nach Oberitalien.<br />

Im Mai 1735 setzte Christ seine Lehrtätigkeit in <strong>Leipzig</strong> fort und rückte am 11.<br />

März 1739 in der Artistenfakultät in eine ordentliche Professur für Dichtkunst<br />

auf. Während seines langjährigen Wirkens an der <strong>Universität</strong> zeichnete er sich<br />

als ein vielseitiger Akademiker und bei den Studenten beliebter <strong>Universität</strong>sprofessor<br />

aus, der über die gesamten Gebiete der Altertumswissenschaften hinaus<br />

eine breite Kenntnis in der neueren Kunstgeschichte hatte, selbst Gedichte<br />

verfasste und als Radierer ausgebildet war. Da die Disziplinen der insgesamt<br />

neun Professuren an der Artistenfakultät in der Tradition scholastischer Gelehrsamkeit<br />

nicht scharf abgegrenzt waren, behandelte Christ in seinen Vorlesungen<br />

die unterschiedlichsten Gegenstände. Er gab Stilübungen in Latein, hielt Vorlesungen<br />

zur Literatur, über Universalgeschichte und zum Natur- und Völkerrecht<br />

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