Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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Christian Samuel Weiss wurde am 26. Februar 1780 in <strong>Leipzig</strong> als Sohn des Archidiakonus<br />
an der Nikolaikirche geboren. Bereits mit 16 Jahren begann Weiss<br />
an der <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong> zunächst Medizin zu studieren, wandte sich jedoch<br />
bald naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik, Chemie, Mineralogie und Mathematik<br />
zu. Speziell die Physik gewann zu dieser Zeit enorm an Wertschätzung<br />
und Eigenständigkeit als Wissenschaftsdisziplin. Bereits 1785 hatte man im<br />
„Paulinum“ ehemalige Klosterzellen in ein universitätseigenes Physikalisches<br />
Kabinett umgestaltet, wodurch es möglich geworden war, das Experiment als<br />
neues didaktisches Mittel in die Ausbildung einzubeziehen. Die Durchführung<br />
eigener Versuche und die anschließende Auswertung der Ergebnisse konnten<br />
eine völlig neue Lehrmethode begründen und von der bis dahin praktizierten<br />
bloßen Interpretation physikalischer Texte aus der Literatur wegführen.<br />
1800 erwarb Weiss den Magistergrad der Philosophischen Fakultät, der dem<br />
heutigen Dr. phil. entspricht und habilitierte sich bereits ein Jahr später am<br />
23.09.1801 im Fach Physik. In seiner Habilitationsschrift, in der die Wurzeln für<br />
seine eigenen Ideen zur dynamischen Theorie der Kristallisation und zur Klassifikation<br />
der Kristalle nach Haupt- und Nebenachsen zu suchen sind, beschäftigte<br />
er sich mit den Begriffen des festen und des kristallinen Zustands, die in der damaligen<br />
Zeit sehr umstrittenen waren. Dadurch erkannte Weiss sein eigentliches<br />
für künftige Jahre wichtiges Interessengebiet.<br />
1801/02 weilte Weiss an der 1770 durch Friedrich II. gegründeten Bergakademie<br />
Berlin, um seine naturwissenschaftlichen Studien bei dem berühmten Chemiker<br />
Heinrich Klaproth, dem Geologen Leopold von Buch und dem Mineralogen<br />
Dietrich L. G. Karsten zu vervollkommnen. Von Buch und Karsten waren<br />
Schüler Abraham Gottlob Werners an der Bergakademie Freiberg gewesen und<br />
machten Weiss mit Mineralogie und Geologie unter dem Aspekt der praktischen<br />
Bedürfnisse des Bergbaus vertraut. Karsten erkannte sehr bald die Begabung<br />
von Weiss für mineralogische und kristallographische Probleme und beauftragte<br />
ihn mit der Übersetzung von René Just Haüys Lehrbuch der Mineralogie aus<br />
dem Französischen. Während der mehrjährigen Übersetzungsarbeiten studierte<br />
Weiss auf Anraten von Buchs 1802/03 in Freiberg bei Abraham Gottlob Werner<br />
Mineralogie.<br />
In Werner und von Buch hatte Weiss zwei Vertreter gegensätzlicher Theorien<br />
über die Gesteinsentstehung kennen gelernt: Die Neptunisten mit Werner als<br />
Hauptvertreter, zu denen sich auch Goethe bekannte, glaubten, dass die Gesteine<br />
überwiegend aus dem Wasser entstehen. Hingegen vertraten die Plutonisten,<br />
deren berühmtester deutscher Vertreter von Buch war, die Meinung, dass deren<br />
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