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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Wer war Johann Christoph Adelung, der Verfasser dieses lexikographischen<br />

Monumentalwerks? Der Pfarrerssohn wurde am 8. August 1732 in dem Ort<br />

Spantekow bei Anklam in Pommern geboren, besuchte Schulen in Anklam und<br />

Klosterbergen bei Magdeburg, studierte von 1752 bis 1758 Theologie in Halle<br />

und war danach (1759) als Gymnasiallehrer in Erfurt und herzoglicher Bibliothekar<br />

in Gotha (1762) tätig. 1765 zog er nach <strong>Leipzig</strong> und entfaltete hier vielfältige<br />

Aktivitäten als Schriftsteller, Übersetzer, Journalist (von 1769 bis 1787 hatte er<br />

die Schriftleitung bei den „<strong>Leipzig</strong>er Zeitungen“ inne), Korrektor, Historiker,<br />

Privatgelehrter und Lexikograph. 1787 avancierte er zum Hofrat und Kurfürstlichen<br />

Oberbibliothekar in Dresden, wo er bis zu seinem Tode am 10. September<br />

1806 tätig blieb.<br />

Adelungs wissenschaftliche Interessen und publizistische Aktivitäten waren<br />

vielfältig. Heraus ragen allerdings seine sprachwissenschaftlichen Arbeiten, die<br />

das Fundament bildeten für nachfolgende Generationen von Gelehrten. Wichtige<br />

Werke neben dem erwähnten groß angelegten Wörterbuch waren die Deutsche<br />

Sprachlehre. Zum Gebrauch der Schulen in den Königlichen Preußischen Landen,<br />

Berlin 1781 (mit 14 Neuauflagen bis 1828 und sogar Übersetzungen ins Lateinische,<br />

Französische und Englische) und eine Art Kurzversion mit dem Titel<br />

Auszug aus der Deutschen Sprachlehre für Schulen, Berlin 1781, die es bis 1818<br />

auf immerhin acht Neuauflagen brachte. Adelungs zweites Monumentalwerk<br />

neben dem Wörterbuch ist das 1782 in <strong>Leipzig</strong> erschienene zweibändige Umständliche<br />

Lehrgebäude der Deutschen Sprache, zur Erläuterung der Deutschen<br />

Sprachlehre für Schulen. Das Wort umständlich bedeutet im Sprachgebrauch<br />

der Zeit ‚ausführlich‘, nicht etwa ‚kompliziert und langatmig‘. Dieses Werk<br />

ist so etwas wie eine erweiterte wissenschaftliche Version der erwähnten Deutschen<br />

Sprachlehre. Für die Praxis verfasst ist die Vollständige Anweisung zur<br />

Deutschen Orthographie nebst einem kleinen Wörterbuche für die Aussprache,<br />

Orthographie, Biegung und Ableitung, <strong>Leipzig</strong> 1788 (mit 13 Neuauflagen bis<br />

1838).<br />

Worin besteht nun das Novum in Adelungs Arbeiten? Seine praktischen Schriften,<br />

also die Sprachlehre und die Orthographie, gehen weit über bisherige<br />

traditionelle Versuche zahlreicher Schulmeister hinaus, die überkommene Lateingrammatik<br />

auf das Deutsche zu applizieren. Adelung begibt sich z. B. nicht<br />

auf die (vergebliche) Suche nach dem deutschen Ablativ, sondern erkennt in den<br />

vier Kasus des Deutschen ein eigenständiges, voll funktionsfähiges und nicht gegenüber<br />

den sechs Kasus des Lateinischen defizitäres Inventar. Er differenziert<br />

zwischen Tempus und Modus als grammatischen Kategorien und Gegenwart/<br />

Vergangenheit/Zukunft bzw. Faktizität/Möglichkeit/Irrealität als semantischen<br />

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