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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Mit diesem System der Abstufungen und Mindestvoraussetzungen passen die<br />

Aufzeichnungen über die ersten Promotionen in den höheren Fakultäten gut<br />

zusammen. Erst zum Ende der 1420er Jahre dürften die ersten Bewerber von<br />

der Qualifizierung her im Stande gewesen sein, um eines der Doktorate nachzusuchen.<br />

Tatsächlich erfolgen Aufzeichnungen über Doktorpromotionen an den<br />

höheren Fakultäten erst 22 Jahre nach der <strong>Universität</strong>sgründung: in der Medizin<br />

1431, in der Theologie 1432 (Lizentiat), und bei den Juristen sind Aufzeichnungen<br />

zwar vorhanden, aber erst nach 1479 datierbar.<br />

Bevor man aber Doktorhut und -tracht anlegen konnte, galt es noch eine zweite<br />

Hürde zu nehmen – mittelalterliche Graduierungen waren extrem kostspielig.<br />

Die Einnahmen, die die Fakultäten durch die Graduierungen erzielten, entstanden<br />

sowohl durch die Gebühren für den Besuch vorgeschriebener Lehrveranstaltungen<br />

als auch durch direkte Prüfungsgebühren und Sachleistungen. Überschlägt<br />

man die Einnahmen, die der <strong>Universität</strong> aus solchen Gebühren zuflossen,<br />

so zeigt sich, dass sie ein bedeutender Teil der mittelalterlichen <strong>Universität</strong>sfinanzen<br />

gewesen sind. Vergleicht man sie mit den Besoldungen der neun landesherrlichen<br />

Stiftungsprofessuren – dann hätten allein durch die Promotionsgebühren<br />

drei weitere Professorenstellen fest besoldet werden können. So ist es<br />

kein Wunder, dass die Verteilung dieser Gelder immer wieder Eifersüchteleien<br />

erzeugte. Bereits 1446 versuchten die 16 Magister in der Artistenfakultät, die im<br />

beschlussfassenden Consilium saßen, die anderen Magister von der Verteilung<br />

der Promotionsgebühren auszuschließen. Diese „Reform“ der Fakultätsordnung<br />

misslang jedoch. Rund 240 Jahre später, 1685, sorgte der Landesherr dann selbst<br />

für die entsprechende Änderung. Statt der bisherigen Verwaltung der Fakultätsgeschäfte<br />

durch gewählte Magister aus den 4 Nationen waren von nun an nur<br />

noch die 9 Professuren alter Stiftung dazu berechtigt. Am Ende des 18. Jahrhunderts<br />

werden nur noch die Professoren alter Stiftung als empfangsberechtigte<br />

Fakultätsmitglieder betrachtet.<br />

Nach der Reformation kamen auf zukünftige Doktoren noch weitere Auslagen<br />

zu. Mit dem weltlichen Lebensstand der meisten Fakultätsangehörigen wurden<br />

Kosten für die Haushaltsführung der Familienangehörigen fällig. Besonders mit<br />

Bezug auf die Juristen wird berichtet (in der Festschrift von 1909), dass zwar<br />

die Ausgaben der Doktoren für Luxus und Prunk nicht überdurchschnittlich waren<br />

– für ihre weiblichen Familienangehörigen habe das aber nicht im gleichen<br />

Maße zugetroffen: „Selbst die Beschränkungen, welche die Kleiderordnung von<br />

1612 den Doktorenfrauen und -töchtern auferlegte, sind doch immer noch derart,<br />

daß sie heute als unerhörter Aufwand gebrandmarkt werden würden, und wenn<br />

eine Doktorenfrau, der Damastkleider und Sammetschürzen gar nicht zu geden-<br />

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