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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Nachdem schon in den vorhergehenden Semestern immer wieder Lehrveranstaltungen<br />

über ‚Nerven‘, die Struktur der Nervenzellen, über die ‚Sittenlehre der<br />

Vernunft‘ oder die ‚Krankheiten von Gelehrten‘ abgehalten worden waren, kann<br />

in den <strong>Universität</strong>s-Verzeichnissen der zu haltenden Vorlesungen oder in den<br />

‚<strong>Leipzig</strong>er gelehrten Tagebüchern‘ mit den Lehrangeboten von Christian Friedrich<br />

Ludwig (1751 – 1823) und Ernst Gottlob Bose (1723 – 1788) eine gewisse<br />

Regelmäßigkeit von psychiatrischen oder neurologischen Themen ausgemacht<br />

werden. Der erste bietet zum Beispiel im Wintersemester 1784/85 ‚Die Lehre<br />

von den nervösen Krankheitszuständen nach Cullen(ius)‘, der zweite im Sommersemester<br />

1786 die ‚Therapie der die Nerven angreifenden Krankheiten‘ an. In<br />

den folgenden Semestern lesen vor allem Johannes Gottlob Haase (1739 – 1801)<br />

neurologische und Karl Friedrich Burdach (1776 – 1847) mit ‚Psychische Diätetik‘,<br />

‚Über Geisteskrankheiten‘ oder ‚Zur Pathologie der menschlichen Seele‘<br />

immer wieder psychiatrische Themen. Diese <strong>Leipzig</strong>er Vorlesungen zählen mit<br />

zu den ersten Lehrveranstaltungen auf dem Gebiete der Psycho- und Neurofächer<br />

im deutschsprachigen Raum überhaupt.<br />

Ab dem Sommersemester 1806 nimmt sich besonders Johann Christian August<br />

Heinroth (1773 – 1843) Fragen seelischer Gesundheit und Krankheit an. Bereits<br />

sein erstes Kolleg ‚Ueber das Bedürfnis des Studiums der medicinischen Anthropologie<br />

und ueber den Begriff dieser Wissenschaft‘ weist darauf hin, wenn man<br />

beachtet, dass den in <strong>Leipzig</strong> am 17. Januar 1773 Geborenen die medizinische Anthropologie<br />

in ihrer Anwendung auf die Seelenheilkunde interessiert hat. Genau<br />

dies legte er in seinem ersten akademischen Unterrichtszyklus dar, der früh um<br />

7:00 Uhr am 20. Mai 1806 begann und allem Anschein nach an vier aufeinander<br />

folgenden Tagen stattfand – und zwar im Auditorium des Professors für Chemie<br />

Christian Gotthold Eschenbach (1753 – 1831). Was tatsächlich heißt: in dem<br />

zwei Jahre zuvor im Keller der Pleißenburg aus Räumen einer Speisewirtschaft<br />

hergerichteten, feuchten, dunklen und meist nicht zu beheizenden chemischen<br />

Laboratorium. Es kann angenommen werden, dass auch die für das Sommerhalbjahr<br />

1807 angekündigte Vorlesung ‚Einleitung in die Heilung des Gemüths‘<br />

trotz des Einmarsches der napoleonischen Truppen 1806 in <strong>Leipzig</strong> zustande<br />

kam, denn Heinroth äußerste dies selbst, und die akademischen Lehrkataloge<br />

wiesen auch während der Zeit der Besatzung ungebrochen Lehrveranstaltungen<br />

aus. Wenngleich generell die ungünstigen äußeren Umstände sich der Förderung<br />

der Karriere des ehemaligen Nikolaischülers und Medizinstudenten der Alma<br />

mater Lipsiensis sicherlich als wenig zuträglich erwiesen. Obgleich er wenigstens<br />

1806/07 und 1813 in der Stadt in französischen Militärlazaretten Dienst<br />

tat, kam er von seinem eigentlichen Interesse an seelenheilkundlichen Fragen<br />

nicht ab. Schon während seines Studiums war er unter den Einfluss des Ersten<br />

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