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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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auch an den Musikaufführungen in der Paulinerkirche teilnehmen wollten. In<br />

diesem Zusammenhang ist Fabricius’ Berufung zum ersten offiziellen <strong>Universität</strong>smusikdirektor<br />

zu sehen. Man benötigte eine Person, die – wie Rosenmüller<br />

zuvor – weiterhin in der Lage war, die verschiedenen studentischen Kräfte zu<br />

bündeln und die Leitung der Aufführungen zu übernehmen. Als Antrittsstück in<br />

diesem Amt ist seine anlässlich des 100. Jahrestages des Augsburger Religionsfriedens<br />

(25. September 1655) verfasste Festmusik „Jauchzet ihr Himmel“ zu<br />

sehen. Das neue Amt behielt Fabricius bis zu seinem Tode im Jahr 1679.<br />

Wer war nun jener Werner Fabricius? Im Gefüge der vielen um 1650 in <strong>Leipzig</strong><br />

lebenden musikalischen Studenten dürfte er als Norddeutscher ein Exot gewesen<br />

sein. 1650 war der in Itzehoe (Holstein) Geborene 17-jährig nach <strong>Leipzig</strong><br />

gekommen, um hier Jurisprudenz und Mathematik zu studieren. Zuvor hatte<br />

er seine musikalische Ausbildung in Hamburg bei Thomas Selle und Heinrich<br />

Scheidemann erfahren.<br />

In <strong>Leipzig</strong> etablierte er sich schnell als Verfasser von textlich noch heute vorliegenden<br />

Huldigungsmusiken und als Initiator eines studentischen Collegium<br />

musicum. Nach seiner Berufung zum <strong>Universität</strong>smusikdirektor wurde er ab<br />

1658 außerdem Organist an der Nikolaikirche – vermutlich, weil der <strong>Universität</strong>sposten<br />

finanziell gesehen mehr Titel als Amt gewesen ist. Versuche, 1657<br />

Thomaskantor und 1663 Musikdirektor in Hamburg zu werden, schlugen fehl.<br />

Für Fabricius’ Wirken als Komponist in der Paulinerkirche liegen vor allem aus<br />

der Anfangszeit „hörbare“ Zeugnisse vor. Sie zeigen, dass er an die großartigen<br />

Musikaufführungen unter Rosenmüller anzuknüpfen suchte. Am deutlichsten<br />

sichtbar wird dies in einer 1662 gedruckten Sammlung von Geistlichen Arien,<br />

Dialogen und Concerten. Die Stücke dokumentieren das in seinen ersten fünf<br />

Jahren als <strong>Universität</strong>smusikdirektor aufgeführte Repertoire für die hohen Festtage:<br />

zwei Weihnachtsarien, zwei dialogisch vorgetragene Osterstücke und zwei<br />

klanggewaltige Pfingstkonzerte. Kein Geringerer als Heinrich Schütz betätigte<br />

sich als Vorredner in diesem seinerzeit vielfach verkauften Druck.<br />

Es ist merkwürdig: Nach dieser anfänglich dokumentierten Produktivität wird<br />

es um Fabricius’ Wirken als „Academiae Musicus“ still. Nachweislich aus der<br />

Zeit nach 1662 stammt lediglich eine Motette. Die zeitgenössischen Äußerungen<br />

betreffen denn auch überwiegend den „weitberühmten Organisten Wernern“, der<br />

großes Ansehen als Orgelsachverständiger genoss und „nebenher“ als Notarius<br />

publicus Caesareus wirkte. Es ist daher fraglich, ob Fabricius tatsächlich bis zum<br />

Ende seines Leben stets als Leiter der musikalischen Aufführungen in der Pau-<br />

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