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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Dies geschah zu einem Zeitpunkt, da in vielen europäischen Ländern, darunter<br />

Russland 1860, Frankreich 1863, Schweiz 1864, England 1870, Niederlande<br />

1875, Italien 1876, Österreich 1897, Frauen nicht nur bereits studiert, sondern<br />

auch promoviert haben. Als 1906 in Sachsen Frauen zum Studium zugelassen<br />

wurden, hatte Marie Curie bereits ihre ordentliche Professur an der Pariser Sorbonne-<strong>Universität</strong><br />

inne.<br />

Worin bestanden nun die Bedingungen und Besonderheiten der Etablierung des<br />

Frauenstudiums in <strong>Leipzig</strong>?<br />

Das Höhere Mädchenschulwesen war in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein<br />

Sammelsurium aus unterschiedlichen Bildungsangeboten ohne festen Lehrplan.<br />

Es sah eine Schulbildung und Berufsausbildung über die Konfirmation hinaus in<br />

der Regel nicht vor. Für die Mädchen der Höheren Stände schlossen sich häufig<br />

noch zwei Jahre Privatunterricht an, der auf Konversations-, Klavier-, Gesangs-<br />

und Malunterricht ausgerichtet war. Die bildungsmäßigen Voraussetzungen für<br />

ein universitäres Studium waren damit nicht gegeben.<br />

Vor 140 Jahren wurde im Oktober 1865 in <strong>Leipzig</strong> der Allgemeine Deutsche<br />

Frauenverein (ADF) gegründet. Es war dies der organisatorische Beginn der<br />

bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland. Die Auftaktveranstaltung, zu der<br />

300 Frauen aus allen deutschen Ländern nach <strong>Leipzig</strong> kamen, fand in der Deutschen<br />

Buchhändlerbörse, Ritterstr. 12 – heute: Gästehaus der <strong>Universität</strong> – statt.<br />

Ziel des ADF war es, zur Verbesserung der Bildungs- und Berufsausbildungsmöglichkeiten<br />

für Frauen beizutragen und den Zugang zu den <strong>Universität</strong>en zu<br />

eröffnen. Ab 1869 wurden dazu zahlreiche Petitionen an die Regierungen der<br />

deutschen Länder gerichtet. 1879 wurde vom ADF eigens ein Stipendienfonds<br />

für <strong>Universität</strong>sstudien der Frauen ins Leben gerufen.<br />

An der <strong>Leipzig</strong>er <strong>Universität</strong> waren Frauen seit 1870/71 bereits als Gasthörerinnen<br />

zugelassen, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur vollen Immatrikulation.<br />

Gasthörerinnen war es allerdings untersagt, Prüfungen abzulegen. Neben der<br />

<strong>Universität</strong> Heidelberg, die die Gasthörerschaft für Frauen schon ab 1869 ermöglichte,<br />

nahm die <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong> eine Pionierrolle unter den deutschen<br />

<strong>Universität</strong>en ein.<br />

1894 gründete der ADF „Realgymnasialkurse für Mädchen“ in <strong>Leipzig</strong>. Nach<br />

Karlsruhe (1893) und Berlin (1893) war dies deutschlandweit die dritte Möglichkeit<br />

für Frauen, das Abitur abzulegen, eine elementare Voraussetzung für die<br />

Zulassung zum <strong>Universität</strong>sstudium. Um 1900 gab es die ersten Abiturientinnen,<br />

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