Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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elativ kleine Publikation, die den Namen Roßmäßler bei den Naturfreunden bis<br />
heute lebendig erhalten hat. Der dem Namen oft nachgestellte Satz: “Vater der<br />
Aquaristik“ kann wohl für Deutschland gelten, bedingt aber auch, dass seine<br />
großen Leistungen für die Pädagogik, die Malakologie, den Landschafts- und<br />
Naturschutz übersehen werden. Einige weitere Titel: „Das Wasser“ (1858), ein<br />
Meisterwerk, das sich auf seine Studien in der Schweiz stützt, 2. Auflage 1860,<br />
außerdem Übersetzungen ins Holländische und Russische; „Der Wald“ (1862),<br />
eine noch heute interessante Monographie, in der die botanischen und forstwirtschaftlichen<br />
Aspekte von Wald und Forst erschöpfend behandelt werden; Nachauflagen<br />
1870 und 1881, ergänzt und verbessert von M. Willkomm; „Die Tiere<br />
des Waldes“ (1867), mit E. A. Brehm ediertes zweibändiges Fachbuch, im 1.<br />
Bd. die Wirbeltiere von Brehm, im 2. Bd. die wirbellosen Tiere von Roßmäßler;<br />
„Mein Leben und Streben im Verkehr mit der Natur und dem Volke“ (1874),<br />
posthum von K. Ruß herausgegebene Selbstbiographie.<br />
Ungewöhnlich vielseitig waren aber auch Roßmäßlers Aktivitäten für Zeitschriften.<br />
In der Wochenzeitung „Die Natur“ erschienen 1852 bis 58 etwa 22<br />
Beiträge. In seinem eigenen, von E. A. Brehm unterstützten, vor allem auf<br />
die Bildung der einfachen Stände orientierten Volksblatt „Aus der Heimat“<br />
(1859 – 1866) schrieb er die meisten Beiträge selbst. Auch für das Familienblatt<br />
„Die Gartenlaube“ lieferte er Artikel, von denen „Der See im Glase“ bis heute<br />
als Vorläufer des Buches „Das Süßwasser-Aquarium“ erwähnt wird. Insgesamt<br />
sind Roßmäßlers populärwissenschaftliche Schriften eine großartige pädagogische<br />
Leistung. Niemand hat dies besser verdeutlicht als Gustav Schneider mit<br />
seiner Dissertation: „Emil Adolf Roßmäßler als Pädagog“, eingereicht 1902<br />
an der philosophischen Fakultät der <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong>. Schneider stellt Roßmäßler<br />
in die Reihe der großen deutschen Pädagogen, die bemüht waren, die<br />
Anregung des Bildungsreformators J.H. Pestalozzi (1746 – 1827) im deutschen<br />
Schulwesen zu verwirklichen. Roßmäßler forderte dazu, ähnlich wie F. A. W.<br />
Diesterweg (1790 – 1866), eine einheitliche Schulorganisation und Lehrerbildung<br />
sowie die staatliche Fachaufsicht statt kirchlicher Schulaufsicht. Im Gegensatz<br />
zu Diesterweg versteifte er sich jedoch auf die Vorstellung, dass bei der<br />
Förderung der Volksbildung die naturgeschichtliche Bildung eine Schlüsselrolle<br />
einnehmen müsse, eine Forderung, die in seiner Zeit utopisch erscheinen musste.<br />
Aber auch dort, wo Bereitschaft zur Unterstützung seiner Vorstellungen gegeben<br />
war, haben seine öfter auffallend polemischen Äußerungen und auch seine politischen<br />
Aktivitäten kritischer Distanz bis rigoroser Ablehnung Vorschub geleistet.<br />
Noch verstehen könnte man seine abwertenden Äußerungen über die Lehre und<br />
Bildung an den Hochschulen, schließlich hatte er selbst schlechte Erfahrungen<br />
gemacht, auch seine unsachlichen Bemerkungen über die Naturphilosophie<br />
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