Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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Der eigentliche Beginn des Ausländerunterrichts in <strong>Leipzig</strong> wird – fast schon legendenhaft<br />
– mit elf Nigerianern in Verbindung gebracht. Die noch junge DDR<br />
hatte sich mit Erfolg für den Sommer 1951 um die Ausrichtung der III. Weltfestspiele<br />
der Jugend und Studenten in Berlin /Ost beim Weltbund der demokratischen<br />
Jugend beworben. Die Idee, den Nigerianern ein kostenloses Studium<br />
an der <strong>Leipzig</strong>er <strong>Universität</strong> zu ermöglichen, sollte als Akt der Solidarität mit<br />
nigerianischen Bergarbeitern gewertet werden, deren Aufstand 1949 in Enugu<br />
durch die britische Kolonialmacht niedergeschlagen worden war. Es war Signal<br />
dafür, dass ein internationales Projekt einem wirtschaftlich schwachen Land<br />
Bildungshilfe gewährt. Die elf nigerianischen Studenten, zehn Männer und eine<br />
Frau im Alter von 13/14 bis 28 Jahren, wurden in der damaligen Arbeiter- und<br />
Bauernfakultät (ABF) <strong>Leipzig</strong> eingeschrieben. Wegen der äußerst unterschiedlichen<br />
Bildungsvoraussetzungen war der Nachweis eines deutschen Abiturs<br />
Zulassungsvoraussetzung. Ein „Sonderlehrgang zur Erlernung der deutschen<br />
Sprache“ wurde eingerichtet. Die Ausbildung umfasste zwei Jahre. Zu diesen elf<br />
Nigerianern kamen 1951 noch vier bulgarische Studenten dazu. Im Studienjahr<br />
1952/1953 entsandte die Koreanische Volksdemokratische Republik, schon auf<br />
der Grundlage eines Regierungsabkommens, 102 Studenten. Es war die Zeit des<br />
Krieges in Korea. Weitere ausländische Studenten folgten.<br />
Die Gründung des Instituts für Ausländerstudium am 1. September 1956 war<br />
lediglich ein Verwaltungsakt, dem gewachsenen Ansehen geschuldet. Die Abteilung<br />
Ausländerstudium wurde aus der ABF herausgenommen. Amtierender<br />
Direktor blieb noch bis 1958 Paul Leonhardt.<br />
1958 übernahm eine Frau das Direktorenamt: Katharina Harig. Sie wurde mit<br />
einer Professur für Erziehungswissenschaft an das Institut berufen. Mit ihr begann<br />
das besondere pädagogische Bemühen im Unterrichtsprozess der sprachlichen<br />
und fachlichen Vorbereitung auf ein Hoch- bzw. Fachschulstudium in<br />
der DDR, die Entwicklung von Lehrmaterialien und Lehrmethoden und die<br />
Anleitung der Sprachabteilungen der <strong>Universität</strong>en, die schon seit 1954 studienbegleitenden<br />
Deutschunterricht erteilten. Der Deutsch- und Fachunterricht für<br />
Ausländer war in den Anfangsjahren für die Lehrenden Neuland. Nicht nur die<br />
deutsche Sprache war an Ausländer zu vermitteln, sondern auch ein natur- und<br />
geisteswissenschaftlicher, biologischer und medizinischer Fachwortschatz. Die<br />
moderne Fremdsprachenvermittlung steckte noch in den Kinderschuhen. Auch<br />
Russischlehrer, oft selbst gerade als Neulehrer mit der Ausbildung fertig geworden,<br />
nahmen das in die Hand. Das erste „Lehrbuch der deutschen Sprache für<br />
Ausländer“ (Teil 1 – 4) von Wolfgang Böttcher, Gertraud Hennlich, Karl-Heinz<br />
Nentwig erschien 1954.<br />
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