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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Abscheidung überwiegend aus dem magmatischen Schmelzfluss erfolgt. Weiss,<br />

der sich bei späteren Studienreisen in die Vulkangegend der Auvergne von der<br />

Unhaltbarkeit des Neptunismus überzeugen musste, hat sich aber zu dieser Zeit<br />

nie öffentlich zu diesem Streit geäußert. Die Freundschaft zu Werner, der ihn<br />

selbst als seinen besten Schüler bezeichnet hatte, hat ihn offenbar davon abgehalten,<br />

was später dazu geführt hat, dass man Weiss vorgehalten hat, Werners Lehre<br />

unkritisch an die Studenten weiterzugeben.<br />

Der damals ungelöste Streit zwischen Neptunisten und Plutonisten mag auch<br />

einer von vielen Gründen gewesen sein, dass sich Weiss lieber kristallographischen<br />

Problemen zugewandt hat. Die Wernersche Lehre von den Kristallformen<br />

als äußeres Kennzeichen der Minerale war hierbei ein wesentlicher Ansatzpunkt.<br />

Ein weiterer ergab sich aus seiner Übersetzungstätigkeit von Haüys Lehrbuch<br />

der Mineralogie, durch die er sich nicht nur profunde Kenntnisse in Mineralogie<br />

und Kristallographie aneignete, sondern auch bis dahin bestehende Unstimmigkeiten<br />

in Haüys Kristallstrukturlehre erkannte. Von Ostern 1803 bis zum Herbst<br />

1805 hielt Weiss als Privatdozent an der <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong> Vorlesungen über<br />

Mineralogie, Geologie, Chemie und Physik. Bereits hier entwickelte er seine<br />

kristallographische Grundauffassung, die er Haüys Kristallstrukturlehre entgegensetzte<br />

und 1804 in seiner Schrift „Dynamische Ansicht der Krystallisation“<br />

als Anhang zur deutschen Übersetzung des ersten Bandes von Haüys Lehrbuch<br />

der Mineralogie veröffentlichte.<br />

Im Herbst 1805 ließ sich Weiss für eine längere Studienreise von der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> beurlauben und wandte sich zunächst nach Berlin, 1806 dann nach Wien.<br />

Von da an erhielt er auf ein Gesuch hin vom Sächsischen Kurfürsten Friedrich<br />

August III. 200 Taler pro Jahr Unterstützung, um seine geplanten Reiseziele<br />

Steiermark, Salzburg, Bayern, Tirol, Oberitalien, die Schweiz und Frankreich<br />

realisieren zu können. Als Gegenleistung forderte der Kurfürst einen Bericht<br />

über alle neuartigen Geräte, Vorrichtungen und Versuche, die Weiss auf seiner<br />

Reise an wissenschaftlichen Einrichtungen kennenlernte. Während dieser Reise<br />

machte sich Weiss eingehend mit den geologischen Verhältnissen der besuchten<br />

Länder vertraut und besichtigte die bereits damals bedeutenden Mineraliensammlungen<br />

in Wien und Paris. Hier traf Weiss auch auf Haüy, der dem jungen<br />

Gelehrten zunächst sehr zugetan war, sein Interesse aber in schroffe Abneigung<br />

wandelte, als er von den entgegengesetzten Ansichten seines Gesprächspartners<br />

über die Kristallisation erfuhr.<br />

Am 01.08.1808 wurde der noch in Paris weilende Weiss auf eine ordentliche<br />

Professur für Physik an die <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong> berufen. Am 08.03.1809 hielt<br />

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