Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1929 wurde Roßmäßler von der Anregung überrascht, sich um die vakante Professur<br />
für Zoologie an der Königlichen Sächsischen Akademie für Forst- und<br />
Landwirte zu bewerben. Der Vorschlag kommt von Hofrat Prof. Reichenbach<br />
in Dresden, dem er mehrfach Herbarmaterial relativ seltener Pflanzen geschickt<br />
hatte. Sinngemäß habe ihm sein Förderer, annehmend, er sei inzwischen promoviert,<br />
geschrieben: „…ich weiß recht wol, dass Sie nicht Zoolog sind; wer<br />
sich aber so gründlich und so wissenschaftlich mit der Botanik beschäftigt hat,<br />
der arbeitet sich schnell so weit in die Zoologie hinein, als es für den Unterricht<br />
auf der Anstalt erforderlich ist.“ Bei der Vorstellung in Dresden verweigerte<br />
der zuständige Minister, Graf Einsiedel, in Anbetracht des ausstehenden Hochschulabschlusses<br />
und der fehlenden Promotion vorerst den Titel Professor und<br />
reduzierte die bisherige Besoldung der Stelle erheblich. Aber Roßmäßler nahm<br />
die Einschränkungen in Kauf, die Berufung an die Akademie erreichte ihn kurz<br />
vor Ostern 1830 in Weida, anschließend verlobte er sich in <strong>Leipzig</strong> mit Emilie<br />
Neubert, seiner späteren Frau, und trat Mitte Juni 1830 sein neues Amt in Tharandt<br />
an.<br />
Da einschlägige Fachliteratur für Studierende der Forst- und Landwirtschaft damals<br />
fast vollständig fehlte, erarbeitete er, gefördert von dem Gründer und ersten<br />
Direktor der Akademie, Oberforstrat Heinrich Cotta, zunächst Lehrmaterialien<br />
für seine Vorlesungen. Schon 1832 erschien das Lehrbuch „Systematische Übersicht<br />
des Thierreichs“ mit 12 selbstgezeichneten Atlastafeln. 1834 folgte das<br />
Fachbuch „Forstinsekten, Naturgeschichte derjenigen Insekten, welche den bei<br />
uns angebauten Holzarten am meisten schädlich werden“. Die Übernahme der<br />
pflanzenphysiologischen Vorlesungen gab die Anregung für das Kompendium<br />
„Das Wichtigste vom Bau und Leben der Gewächse, für den praktischen Landwirt<br />
faßlich dargestellt“ mit 4 Steindrucktafeln (1843) und schließlich das forstwirtschaftlich<br />
orientierte Buch „Charakteristik des Holzkörpers der wichtigeren<br />
deutschen Bäume und Sträucher“ (1847).<br />
Aber all diese Publikationen berührten nicht eigentlich sein zoologisches Hauptinteresse,<br />
die Mollusken. Erst während einer 7-wöchigen Reise nach Wien<br />
(1832), wo er die großen Conchyliensammlungen von Ziegler und Mühlfeldt und<br />
mit Hilfe von Partsch die Bestände des Hofnaturalienkabinetts sichten konnte<br />
und wo er neue und besonders interessante Arten zeichnete, wurde die Begeisterung<br />
für die Malakozoologie zur Faszination. Nun musste er seine Vision von einem<br />
großen Tafelwerk realisieren. Das 1. Heft der „Iconographie der Land- und<br />
Süßwasser-Mollusken, mit vorzüglicher Berücksichtigung der europäischen,<br />
noch nicht abgebildeten Arten“ erschien im Großquart-Format im April 1835.<br />
Schon mit der letzten Tafel des Heftes wurde deutlich, dass er seine Zeichnungen<br />
41