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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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ken, Halsgeschmeide bis zu 200 Gulden Wert und einen Kopfputz bis zu 50<br />

Gulden tragen durfte – und da sie es durfte, wird sie es auch wohl getan haben –,<br />

so schleppte sie eben an ihrem Leibe den ganzen Jahresgehalt des gelehrten Gemahls<br />

umher, der eben dann durch private Vorlesungen und Disputationen sowie<br />

durch Praxis die Ebbe seiner Kasse ausgleichen mußte.“<br />

Auch zwischen den Fakultäten erzeugte das Promotionsrecht so manchen Zwist<br />

über die interne Hierarchie. 1526 kam es zu einem bewaffneten Zusammenstoß<br />

der baccalarei juris mit den Magistern der Artistenfakultät, als die Juristen den<br />

Vorrang beim Fronleichnamsfest beanspruchten. Die nachfolgenden Schlichtungsbemühungen<br />

des Rektors erkannten die Juristen nicht an, da sie nur ihren<br />

eigenen Dekan als Oberhaupt akzeptieren wollten. Erst dem Spruch des Landesherrn<br />

beugten sie sich. Im Jahre 1642 erwirkten die Juristen ein landesherrliches<br />

Reskript, dass die juristischen Doktoren denen der Medizin im Rang vorgehen<br />

sollten. Noch 1776 geriet die Juristenfakultät in einen Streit mit den Theologen<br />

über das Anschlagsrecht an Kirchentüren, das allein juristischen Doktoren seit<br />

altersher zustehen würde.<br />

Für die Akzeptanz der <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong> als einer universellen Ausbildungsstätte<br />

für alle tradierten Fächer war jedoch das Graduierungswesen der höheren<br />

Fakultäten ein entscheidender und stabilisierender Faktor. Die Möglichkeit, in<br />

den scientia lucrativa zu einem akademischen Grad zu gelangen und dadurch in<br />

der sozialen Hierarchie zu steigen und zu materiellem Wohlstand zu gelangen,<br />

bewirkte eine anhaltende Attraktivität der <strong>Universität</strong>. Das Graduierungswesen<br />

der höheren Fakultäten sorgte für den notwendigen Zulauf an Studierenden,<br />

garantierte einen erheblichen Zuwachs an Gebühreneinnahmen und beinhaltete<br />

eine weitere Steigerung der wissenschaftlichen Reputation. Mit der ersten<br />

datierbaren medizinischen Promotion im Jahre 1431 bekräftigte die <strong>Leipzig</strong>er<br />

<strong>Universität</strong> ihren Anspruch, insbesondere gegenüber der Mutteruniversität Prag,<br />

wie auch gegenüber den älteren <strong>Universität</strong>en, als beständige und gleichrangige<br />

Bildungsstätte zu gelten.<br />

Jens Blecher<br />

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