Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Karl-Sudhoff-Institut Zum 100. Jahrestag der Gründung am 1. April 2006 Das 1906 aus privaten Stiftungsmitteln gegründete und 1938 nach seinem Gründer benannte Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften ist das älteste medizinhistorische Institut der Welt. Es ist an der Medizinischen Fakultät angesiedelt und vermittelt dort den Studierenden die geisteswissenschaftlichen Aspekte der Medizin (medical humanities). 49
Die Geschichte des Leipziger Instituts für Geschichte der Medizin beginnt mit dem Nachlass Marie Caroline Cäcilie Puschmanns (1845 – 1901), der wohlhabenden Witwe des Wiener Medizinhistorikers Theodor Puschmann (1849 – 1899). Nach einem längeren Rechtsstreit mit der Familie der Erblasserin fielen im Mai 1903 schließlich 500.000 Mark an die Universität Leipzig, und zwar speziell zur „Förderung wissenschaftlicher Arbeiten auf dem Gebiete der Geschichte der Medizin“. Durch einiges universitätsinternes Hin und Her bezüglich der Frage, an welcher Fakultät die Medizingeschichte verankert werden sollte, dauerte es über ein Jahr, bis am 21. Dezember 1904 vom akademischen Senat die relativ allgemein gehaltenen „Vorschriften für die Puschmann-Stiftung bei der Universität Leipzig“ beschlossen wurden: Ein interdisziplinäres Kuratorium sollte die Zinsen aus dem Stiftungskapital zweckgebunden verwalten. Nunmehr ergriff die Medizinische Fakultät die Initiative. Der amtierende Dekan, der Internist Heinrich Curschmann (1846 – 1910), nahm im Frühjahr 1905 zunächst inoffiziellen Kontakt mit Karl Sudhoff (1853 – 1938) auf, dem damals renommiertesten Medizinhistoriker. Sudhoff war zu dieser Zeit erfolgreich als niedergelassener Arzt in Hochdahl bei Düsseldorf tätig und erledigte seine medizinhistorischen Forschungen „nebenbei“ in den frühen Morgenstunden. Er war ausgewiesener Paracelsus-Spezialist und hatte neben einer ansehnlichen Fachbibliothek auch eine umfangreiche private Sammlung von medizinischen Handschriften und Frühdrucken zusammengetragen. Obwohl die Professur mit erheblichen finanziellen Einbußen verbunden war, ergriff Sudhoff die Gelegenheit, die Medizingeschichte zu seinem Beruf zu machen und höchstpersönlich an der Universität zu etablieren; er begann im April 1906 seine Tätigkeit als „etatmäßiger außerordentlicher Professor“ und erhielt erst 1919 das ersehnte Ordinariat. Sudhoffs medizinhistorische Forschungen in seinen Leipziger Jahren waren philologisch orientiert, mit einem Schwerpunkt auf Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit. Er setzte auch nach seiner Emeritierung 1925 unermüdlich seine Arbeit fort, übernahm sogar 1932 – 1934 noch einmal interimistisch die Leitung des Instituts. Außerdem begann Sudhoff mit dem Aufbau einer medizinhistorischen Sammlung, die bis heute ein besonderer Schatz des Instituts ist. Die Stiftungsmittel ermöglichten ferner den systematischen Ankauf der gesamten einschlägigen Fachliteratur, sodass in der Bibliothek auch relativ seltene ältere Titel zu finden sind. Sudhoffs Nachfolger war Henry Ernest Sigerist (1891 – 1957), ein polyglotter und weltgewandter Schweizer, der sich mit einem ihm von Sudhoff überlassenen Thema in Zürich habilitiert hatte. Er interessierte sich besonders für den gesellschaftlichen und kulturellen Kontext der Medizin und öffnete das Institut 50
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