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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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linerkirche wirkte oder ob mit dem Antritt des neuen Thomaskantors Sebastian<br />

Knüpfer (ab 1657) gelegentlich wieder die von Alters her gängige Praxis Einzug<br />

hielt und Fabricius dann lediglich die Orgel während des Gottesdienstes bespielte.<br />

Nach Fabricius’ Tod wurde das Amt jedenfalls vorerst nicht wieder besetzt.<br />

Immerhin stellte aber der Pastor Valentin Thilo in der Leichenpredigt auf Werner<br />

Fabricius gerade dessen Bedeutung und Fähigkeit als Vokalkomponist heraus.<br />

Bewundernd heißt es in diesem zentralen Nachruf:<br />

170<br />

Manchen schönen Text hat er seinem Gott zu Ehren komponiert! Wie<br />

herrliche Instrumenta, Orgelwerk, Positive, Psalter und Harfen hat der<br />

dazu gebraucht! Wie eine gravitätische Manier hat er auch dabei angewendet<br />

und sowohl seine eigene Herzensandacht dadurch zu erkennen<br />

gegeben, als auch die Zuhörer dazu angereizet. Man betrachte seine<br />

herrlichen Concerten, Motetten und Leichgesänge: was für ein sonderbar<br />

Geist der Andacht und Herzbewegung ereignet sich doch darinne!<br />

Da wird man ja nichts Liederliches, nichts Unbescheidentliches darinne<br />

finden, sondern was ehrbar ist, was wohl lautet, was gerecht, was keusch,<br />

was lieblich ist; ist etwa eine Tugend, so hat er solche in seiner Musik mit<br />

herrlichen Inventionen zu exprimieren nachgedacht.<br />

Erst mit der Einrichtung des „neuen“ – also wöchentlich stattfindenden – Gottesdienstes<br />

in der Paulinerkirche kam es 1716 zur festen Anstellung eines<br />

<strong>Universität</strong>smusikdirektors. Anfänglich war aber noch immer unklar, wie die<br />

Kompetenzen zwischen ihm und dem Thomaskantor aufgeteilt waren, bzw.<br />

was alles zum Aufgabenbereich eines UMD gehörte. Gleich zu Beginn seiner<br />

<strong>Leipzig</strong>er Jahre sah sich Johann Sebastian Bach deshalb genötigt, die Frage, wer<br />

denn eigentlich in der Paulinerkirche musizieren darf – und vor allem, wer dafür<br />

kassiert! – von den Dresdner Hofbehörden klären zu lassen. Es sollte dennoch<br />

lange Zeit andauern, bis sich ein festes Tätigkeitsfeld für das Amt des „Jubilars“<br />

herauskristallisierte.<br />

Michael Maul

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