Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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Zwecken zu dienen: 1. als Anstalt der <strong>Universität</strong>, zum Unterricht und zur<br />
Forschung in der pathologischen Anatomie und der allgemeinen Pathologie;<br />
2. als Leichenschauhaus für das städtische Krankenhaus …“<br />
Hinter dieser sachlich nüchternen Beschreibung zu einem nach wie vor sensiblen<br />
Thema verbirgt sich allerdings ein sehr komplexes Tätigkeitsfeld. Zu den Hauptaufgaben<br />
gehört eben nicht nur die Klärung der Todesursache durch Obduktion,<br />
sondern, in enger Zusammenarbeit mit der klinischen Medizin, auch die Prüfung<br />
von Organveränderungen durch Gewebe- und Blutuntersuchungen. Die Analyse<br />
makroskopischer und mikroskopischer Befunde dient in jedem Fall dazu, krankhafte<br />
Veränderungen zu erkennen, die gestörte Funktion zu verstehen und ein<br />
fundiertes Verständnis klinischer Krankheitsbilder zu ermöglichen.<br />
Die für Außenstehende nicht vermutete Nähe der Pathologie zur klinischen<br />
Medizin zeigte sich an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert vor allem in<br />
den vielfältigen Beziehungen zu anderen medizinischen Fachgebieten. Um 1900<br />
hatten sich aus den klassischen Fachgebieten Anatomie, Physiologie, Pathologie,<br />
Innere Medizin, Chirurgie und Entbindungskunst weitere Lehrgebiete entwickelt.<br />
Als Folge davon siedelten sich innerhalb kürzester Zeit weitere Instituts- und<br />
Klinikneubauten an der Liebigstraße an. Bis 1912 eröffneten das Anatomische<br />
Institut (1875), der Klinische Hörsaal (1879), die Augenklinik (1883), das Pharmakologische<br />
Institut und die Medizinischen und Chirurgischen Polikliniken<br />
(1883), das Rote Haus, als Medizinische Klinik genutzt (1889), die alte Frauenklinik<br />
(1892), die Chirurgische Klinik (1900), die Zahnklinik (1910) und die<br />
HNO-Klinik (1912). In dieser Zeit entstand der Name <strong>Leipzig</strong>er Medizinisches<br />
Viertel. Er wurde als Hinweis auf die Funktion des Stadtteils geprägt, bezog sich<br />
aber auch auf die beachtliche Anzahl weltbekannter Ärzte und Wissenschaftler,<br />
die in den Instituten und Kliniken arbeiteten. An der Wende vom 19. zum<br />
20. Jahrhundert erlebte die <strong>Leipzig</strong>er <strong>Universität</strong>smedizin ihre Blütezeit.<br />
Das Medizinische Viertel wurde im Zweiten Weltkrieg, vor allem bei dem<br />
schweren Bombenangriff in der Nacht des 4. Dezember 1943, schwer zerstört.<br />
Auch das Pathologische Institut blieb davon nicht verschont. Der Hörsaal im<br />
Ostflügel und das Dachgeschoss der Institute für Pathologie und für Gerichtsmedizin<br />
brannten vollständig aus. Die wertvolle Präparatesammlung und die<br />
Bibliothek des Pathologischen Instituts konnten glücklicherweise zum überwiegenden<br />
Teil gerettet werden. Auch der im Mittelbau gelegene Hörsaal für die<br />
klinischen Demonstrationskurse blieb unversehrt. Mit seinen amphitheatralisch<br />
angeordneten Sitzplätzen bietet er ausgezeichnete Sichtverhältnisse und wird<br />
deshalb noch immer für den Unterricht genutzt.<br />
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