Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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Schriften) einführte. In Oxford entwickelte sich eine enge Beziehung zum Pionier<br />
der europäischen Sanskrit-Studien Horace Hayman Wilson, dem wir das<br />
erste Sanskrit-Englisch-Wörterbuch verdanken. Als Brockhaus 1835 in seine<br />
Heimat zurückkehrte, war ihm kein deutscher Gelehrter an Kenntnissen in der<br />
Sanskrit-Philologie überlegen. Schon damals meinte er, „die wahre Bedeutung<br />
und Würde“ der orientalischen Studien zu erkennen, nämlich: „dem erstarrenden<br />
Morgenlande neues Leben einzuhauchen“ (so sein Schüler Hermann Camillo<br />
Kellner). Damit der Orient nicht bloß eine schale Kopie des Okzidents werde,<br />
müsse er aus seinen Quellen erforscht werden.<br />
Nach einem kurzen Aufenthalt in <strong>Leipzig</strong> ließ sich Brockhaus als Privatgelehrter<br />
in Dresden nieder. Schon in London hatte er die Arbeit an seinem Lebenswerk<br />
begonnen, einer Ausgabe der umfangreichen, 45 000 Strophen umfassenden altindischen<br />
Märchensammlung Kathāsaritsāgra („Der Ozean der Erzählungsströme“)<br />
des kaschmirischen Autors Somadeva (11. Jh.), eine der größten Sammlungen<br />
indischer Fabeln, Märchen und Erzählungen in Gedichtform. Brockhaus’<br />
erste Veröffentlichung, Gründung der Stadt Pataliputra und Geschichte der<br />
Upakosa, beinhaltet die Sanskrit-Erstausgabe und deutsche Übersetzung einer<br />
Episode dieses Werkes. Sie brachte ihm 1838 die philosophische Doktorwürde<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong> ein. Die vollständige Ausgabe erfolgte in drei Bänden in<br />
den Jahren 1832 (mit Übersetzung), 1862 und 1866. Gleichzeitig mit seinen Somadeva-Studien<br />
bereitete er die Erstausgabe des originellen allegorisch-philosophischen<br />
Sanskritdramas Prabodhacandrodaya („Mondaufgang der Erkenntnis“)<br />
vor, in welcher personifizierte Begriffe wie die Weisheit, das Ego, die Scheinheiligkeit<br />
usw. als Handelnde auftreten (etwa wie im Everyman von Anonymus).<br />
Im Frühjahr 1836 heiratete Brockhaus Ottilie Wagner (1811 – 1833), die jüngste<br />
der fünf Schwestern Richard Wagners. Zwei Söhne und zwei Töchter gingen aus<br />
dieser Ehe hervor. Der älteste Sohn, Friedrich Clemens, wurde <strong>Universität</strong>slehrer<br />
und Pastor an der Johanniskirche in <strong>Leipzig</strong>, der jüngere wirkte als Professor<br />
der Rechtswissenschaft an der <strong>Universität</strong> Jena.<br />
Im Jahr 1839 wurde Brockhaus als außerordentlicher Professor der orientalischen<br />
Sprachen an die <strong>Universität</strong> Jena berufen. Ab Wintersemester 1840/41<br />
unterrichtete er dort Hebräisch und Sanskrit; er selbst studierte Gälisch und Finnisch.<br />
1841 erhielt er den Ruf an die <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong>, wo er 35 Jahre lang, bis<br />
zu seinem Tode, lehrte. Brockhaus war ein beliebter Lehrer. Einer seiner ersten<br />
Schüler war Friedrich Max Müller; ein anderer war Ernst Windisch, der sein<br />
Nachfolger wurde.<br />
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