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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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er seine Antrittsvorlesung. In dieser und in einer drei Tage später vorgetragenen<br />

Dissertation gab er einen Überblick über seine dynamische Theorie zur Kristallisation<br />

und vorliegende kristallographische Beobachtungen an Mineralen.<br />

Weiss blieb jedoch nicht lange in <strong>Leipzig</strong>. Die neu gegründete <strong>Universität</strong><br />

Berlin machte talentierten Wissenschaftlern der alten <strong>Universität</strong>en günstige<br />

Angebote, und es verwundert nicht, dass Weiss unter ihnen war. Am Ende des<br />

Sommersemesters 1810 verließ Weiss seine Heimatstadt, um einem Ruf nach<br />

Berlin als ordentlicher Professor für Mineralogie, Aufseher des Königlichen<br />

Mineralienkabinetts und Assessor in der Bergbau-Direktion zu folgen. An der<br />

Berliner <strong>Universität</strong>, der Weiss zeit seines Lebens die Treue hielt, zählte er bald<br />

zu den angesehensten Professoren, was sich unter anderem darin äußerte, dass<br />

er fünfmal zum Dekan der philosophischen Fakultät und zweimal zum Rektor<br />

gewählt wurde. Seine Leistungen wurden auch durch zahlreiche Mitgliedschaften<br />

in wissenschaftlichen Vereinigungen gewürdigt. So war Weiss bereits 1803<br />

Mitglied der Münchener Akademie der Wissenschaften geworden, weil er deren<br />

Preisaufgabe gelöst hatte. 1815 wurde er Mitglied der Königlichen Akademie<br />

der Wissenschaften in Berlin und 1816 ordentliches Mitglied der Gesellschaft<br />

der naturforschenden Freunde zu Berlin.<br />

Weiss gilt als Begründer der modernen mathematisch fundierten Kristallographie.<br />

Er entdeckte bereits 1804, dass die am Kristall auftretenden Flächen im<br />

Zonenverband vorliegen. In einer Zone liegende Flächen sind dadurch charakterisiert,<br />

dass sie parallel zueinander verlaufende Kanten besitzen. Aus drei<br />

Flächen, die nicht in einer Zone liegen, leitete Weiss als erster sämtliche am<br />

Kristall möglichen Flächen ab (Zonenverbandsgesetz). Zur mathematischen<br />

Beschreibung der Flächen führte Weiss kristallographische Achsensysteme ein<br />

und charakterisierte die räumliche Lage einer Kristallfläche durch ihre Achsenabschnitte.<br />

Er erkannte weiterhin, dass am Kristall nur solche Flächen auftreten<br />

können, deren Achsenabschnitte rationale Vielfache der Achsenabschnitte einer<br />

Grundfläche verkörpern (Rationalitätsgesetz). Bei der Aufstellung der kristallographischen<br />

Achsensysteme unterschied Weiss nur fünf verschiedene Fälle, weil<br />

er die schiefwinkligen (monoklin und triklin) noch nicht berücksichtigte. Dies<br />

korrigierte 1822 sein Schüler Friedrich Mohs. Mit diesen Erkenntnissen war es<br />

Weiss möglich, eine mathematisch fundierte Theorie der Kristallmorphologie<br />

auszuarbeiten, die lehrbar, erlernbar und praktisch anwendbar war. Er schuf<br />

damit wesentliche Voraussetzungen für die Entwicklung der Kristallographie zu<br />

einer selbstständigen naturwissenschaftlichen Disziplin. Die Jahre, die Christian<br />

Samuel Weiss an der <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong> verbrachte, setzten dafür wichtige Meilensteine:<br />

Hier bekam er eine breite naturwissenschaftliche Grundausbildung<br />

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