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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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uch der Hebammenkunst“ heraus, in dem er den regelmäßigen und regelwidrigen<br />

Verlauf der Schwangerschaft, die Geburt, das Wochenbett und die jeweilige<br />

Behandlung der Wöchnerinnen durch die Hebamme sowie die Pflichten der Hebamme<br />

in kirchlichen (Nottaufe und Taufe zur regulären Zeit) und gerichtlichen<br />

Angelegenheiten (Feststellung einer Schwangerschaft, die Fähigkeit zu erkennen,<br />

ob eine Frau vor kurzem ein Kind geboren hat) abhandelte. Hebammen waren<br />

verpflichtet, unehelich Schwangere sowie Frauen, die eine Schwangerschaft<br />

verbargen, anzuzeigen.<br />

Der Unterricht der Studenten fand im Auditorium, im Zimmer der Schwangeren,<br />

am Geburts- und Wochenbett und bei Sektionen von Frauen- und Kinderleichen<br />

statt. Studenten mussten Übungen an verstorbenen Frauen und Kindern, an<br />

Phantomen und an lebenden Personen durchführen. Zur Ausbildung gehörte<br />

auch das Vorführen von Präparaten, von Wachsnachbildungen und von Instrumenten.<br />

Einmal pro Woche erfolgten 4 Stunden Vorlesung, wobei die Vorstellung<br />

von Schwangeren, Gebärenden, Wöchnerinnen und Neugeborenen und die<br />

Verwendung von Phantomen, Leichen, Trocken-, Feucht- und Wachspräparaten,<br />

Kupferstichen und Holzschnitten den theoretischen Stoff illustrierten. Auch geburtshilfliche<br />

und chirurgische Instrumente wurden vorgestellt und ihr Einsatz<br />

erklärt. Bei geburtshilflichen Operationen sah Jörg zwei Arten: vorbereitende<br />

Eingriffe wie die Wendung und Operationen, die zur Herausbeförderung des<br />

Kindes gedacht waren wie Kaiserschnitt, Benutzung der Zange und des Perforatoriums.<br />

Um 1850 war die geburtshilfliche Ausbildung in den Studienablauf integriert.<br />

Die Vorlesung fand im 6. Semester statt, im 8. Semester folgten Auskultieren<br />

und Übungen in der medizinischen, chirurgischen und geburtshilflichen Klinik<br />

sowie Vorlesungen über „Weiberkrankheiten“. Weitere klinische Praktika lagen<br />

im 9. Semester. Um als Geburtshelfer tätig sein zu können, musste die Ausbildung<br />

in einer mit einem Entbindungsinstitut verbundenen, unter öffentlicher<br />

Autorität bestehenden Lehranstalt nachgewiesen werden.<br />

In den Jahren 1841/42, 1849/50 und 1852/53 wirkte Jörg als Dekan der Medizinischen<br />

Fakultät der <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong>. Er starb am 20.09.1856 kurz vor seiner<br />

Emeritierung.<br />

Zu seinen bedeutenden Schülern zählen Carl Gustav Carus (1789 – 1869), Professor<br />

der Entbindungskunst an der medizinisch-chirurgischen Akademie und<br />

Direktor der königlichen Hebammenschule in Dresden, Friedrich Ludwig Meissner<br />

(1795 – 1860), der eine geburtshilfliche Poliklinik in <strong>Leipzig</strong> errichtete;<br />

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