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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Alt trat die <strong>Leipzig</strong>er Professur jedoch nicht sofort an, sondern ließ sich zunächst<br />

von 1921 – 1923 nach Jerusalem beurlauben, um dort als Direktor des Deutschen<br />

Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes und als<br />

Propst der deutschen evangelischen Gemeinde der Erlöserkirche die deutschen<br />

kirchlichen und wissenschaftlichen Beziehungen auszubauen. Damit war das<br />

Fundament für die äußerst fruchtbare Verbindung von Lehre und Forschung<br />

gelegt, die seine Tätigkeit ab 1923 in <strong>Leipzig</strong> auszeichnen sollte. Jeweils in den<br />

Sommerferien veranstaltete Alt von 1924 bis 1933 Lehrkurse des Jerusalemer<br />

Instituts, über die er im Palästinajahrbuch zu berichten pflegte, und trieb eigene<br />

territorialgeschichtliche und topographische Studien. Seine Lehrkurse genossen<br />

legendären Ruf. Vorwiegend jüngere deutsche Gelehrte, aber auch solche aus der<br />

Schweiz, den Niederlanden, aus Dänemark, Finnland und Amerika wurden von<br />

ihm in die Palästinawissenschaft eingeführt. Die Vielseitigkeit der Institutsarbeit<br />

war wiederum Gewinn aus einem Verzicht. Alt hat selbst keine Ausgrabungen<br />

vorgenommen oder sich daran beteiligt. Die archäologische Arbeit beschränkte<br />

sich auf die Oberflächenforschung in Form der Auswertung der Keramik. Seit<br />

1925 war Alt Vorsitzender des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas<br />

und von 1927 bis 1941 Herausgeber des Palästinajahrbuches. Die deutschen Verhältnisse<br />

seit 1934 verhinderten die Fortsetzung der Lehrkurse. Nur 1935 weilte<br />

Alt noch einmal zu einer Forschungsaufgabe in Palästina, danach bis zu seinem<br />

Tode nicht mehr. Aber auch als der Weg nach Palästina verschlossen blieb, hat<br />

er, nun auf literarische Art, an der Palästinaforschung weiterhin maßgeblich<br />

teilgehabt.<br />

In das Jahrzehnt nach seinem Beginn in <strong>Leipzig</strong> fallen die wichtigsten und<br />

grundlegendsten Arbeiten Alts. Es sind zum ganz überwiegenden Teil Arbeiten<br />

zur Geschichte Israels. In ihnen gelangte er zu fundamentalen Thesen über die<br />

Entstehung und Struktur des alten Israel und seines Rechts. Religionsgeschichtliche<br />

Arbeiten sind in der Minderzahl, aber auch dort hat er eine Diskussion<br />

angestoßen, die bis heute fortdauert. Alt war in erster Linie Historiker, freilich<br />

„theologischer Historiker“, wie er sich gern selbst genannt haben soll, denn<br />

er blieb immer auch Exeget des Alten Testaments. Zwei seiner wichtigsten<br />

Arbeiten analysieren Prophetentexte (Jesaja 8,23-9,6 und Hosea 5,8-6,6) und<br />

versuchen, sie von einem möglichen historischen Hintergrund her zu verstehen.<br />

Er arbeitete mit an der dritten Auflage der „Biblia Hebraica“ von Rudolf<br />

Kittel, einer textkritischen Ausgabe des Alten Testaments, und deren weiteren<br />

Auflagen. Zu Recht gilt Alt aber als Klassiker der Geschichte des Volkes Israel<br />

und seiner Nachbarn, ohne freilich je ein zusammenfassendes Werk dieses Titels<br />

geschrieben zu haben. Es gibt keine dickleibigen Bücher aus seiner Feder. Er bevorzugte<br />

die kleine Form des Aufsatzes, war „seinem Wesen nach Essayist“ (M.<br />

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