Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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men musste, und in der Hauptfacade hervortretend, sowohl eine reichere … und<br />
der inneren Decoration des Saales entsprechende Architectur“ (ebd.) aufwies.<br />
An die Aula schlossen sich als die symbolischen Hauptorte wissenschaftlichen<br />
Lebens <strong>Universität</strong>sbibliothek, Hörsäle und wissenschaftliche Sammlungen an.<br />
Ein figurengeschmückter Dreiecksgiebel und ein in seinen klassischen Proportionen,<br />
seinem anspruchsvollen Bildprogramm und seiner Größe beeindruckendes<br />
Pilasterportal am Mittelrisalit vermittelten nach außen die Idee des<br />
„Bildungstempels“.<br />
Obwohl durch die Anlage von drei Eingängen auf der schmucklosen Hofseite<br />
dem traditionell üblichen Verkehrsstrom im alten Paulinum Rechnung getragen<br />
wurde, war die Schaufassade mit ihrem breitgelagerten Dreiecksgiebel und dem<br />
Hauptportal auf den Augustusplatz gerichtet. Städtebaulich war dies eine höchst<br />
wichtige Entscheidung. Denn das neue Hauptgebäude bildete nicht nur den<br />
eigentlichen Anfang für jenes moderne bürgerliche „Bildungsforum“, als der<br />
sich in den nächsten Jahren der Augustusplatz entwickeln sollte, sondern formulierte<br />
auch den ästhetischen Anspruch an die öffentlichen Nachfolgebauten<br />
(1836 – 1838 Post, 1855 – 1858 Bildermuseum, 1864 – 1868 Neues Theater).<br />
Mit der „äußere(n) Ausschmückung des Augusteums, welches die Ständeversammlung<br />
als das Charakteristische eines Denkmals ansah“ (Hasse), wurde der<br />
bereits für das Dresdener Denkmal in Anspruch genommene, inzwischen an der<br />
dortigen Kunstakademie lehrende Bildhauer Ernst Rietschel beauftragt. Für das<br />
Hauptportal (1832 – 1835) stand ihm Schinkels Entwurf mit seinem reichen, auf<br />
den Ursprung der Wissenschaft bezogenen Bildprogramm zur Verfügung (als<br />
„Schinkel-Portal“ nach 1891 dreizügig erweitert und frei aufgestellt). In üppigen<br />
Blätter- und Früchteschmuck eingebundene Genien der Kunst und Wissenschaft<br />
auf den Pilastern wiesen zusammen mit den geflügelten Genien von Ruhm und<br />
Unsterblichkeit auf dem Gebälk und den frei darüber stehenden Musen als Verkörperungen<br />
von Vernunft und Erfahrung der lernbegierigen Jugend den Weg in<br />
das „Heiligthum der Weisheit“ (C. F. Günther). Der Giebel (1833 – 1835) vereinte<br />
die vier Fakultäten, jeweils als ein Paar aus weisem Lehrer und lernendem<br />
Jüngling begriffen und unter den Fiat-lux-Gestus des in der Mitte heranschwebenden<br />
Genius gestellt, zu einem neuartigen Abbild der <strong>Universität</strong>, das ganz<br />
Rietschels Intention entsprang. Ihm verdankte auch die Aula ihren wichtigsten<br />
bildnerischen Schmuck: den in zwölf großen Reliefs (1836 – 1839) unter dem<br />
Deckengesims angeordneten, in seiner engen Parallele zu Hegels Geschichtsphilosophie<br />
hochinteressanten Zyklus zur Kulturgeschichte der Menschheit. Für<br />
die verbliebenen Mittel sollte Rietschel, getreu dem Konzept der Verbundenheit<br />
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