Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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(1729 – 1812) zu seinen wichtigsten Schülern. Er führte die neue Wissenschaft in Göttingen ein und hielt dort als eigentlicher Begründer der Archäologie an deutschen Universitäten regelmäßig archäologische Vorlesungen. Heyne war es auch, der über die antiken Originale hinaus die Bedeutung von Gipsabgüssen als Anschauungsmittel für den akademischen Unterricht erkannte und 1767 in Göttingen den Grundstock der weltweit ältesten universitären Abgusssammlung legte, die Vorbild vieler späterer Universitätssammlungen wurde. Von Christs Antikenkabinett und dessen Schicksal ist kein klares Bild mehr zu gewinnen. Auch gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass es in Universitätsbesitz übergegangen wäre und die Keimzelle des heutigen Antikenmuseums gebildet hätte. Indes besaß nicht jeder Gelehrte, der nach Christ in Leipzig Archäologie lehrte, eine private Sammlung, um den Studierenden antike Denkmäler vor Augen zu führen. So lässt sich eine universitätseigene Kunstsammlung erstmals zu Beginn des 19. Jahrhunderts nachweisen. Bei dem in der Universitätsbibliothek untergebrachten „Kabinett für Archäologie und Kunst“ dürfte es sich allerdings eher um ein „Raritätenkabinett“ gehandelt haben, das ohne einheitlichen Plan angelegt wurde. Als sich an der Universität Leipzig die archäologische Lehrtätigkeit immer mehr spezialisierte, wurde die Gründung einer tatsächlich dem Studium dienenden Antikensammlung umso dringlicher. Nach der Bereitstellung erster Gelder und eines Ortes zur Aufstellung von Gipsabgüssen und antiken Originalen im Mittelpaulinum begann ab 1840 der systematische Aufbau einer schnell wachsenden Lehr- und Studiensammlung. Die institutionelle Organisation der Klassischen Archäologie als akademische Lehreinrichtung und ihre fachspezifische Abgrenzung von anderen Universitätsinstituten erfolgten in Leipzig erst viel später. Im Jahre 1874 ging aus einer älteren und im Wesentlichen aus privaten Mitteln der Leipziger Bürgerschaft bestrittenen „antiquarischen Gesellschaft“ das Archäologische Seminar bzw. Institut der Universität hervor. Der erste Lehrstuhlinhaber, zu dessen Lehraufgaben die Archäologie innerhalb dieses Seminars ausdrücklich gehörte, war Johannes Overbeck (1826 – 1895). Als nunmehr offizielle Einrichtung wurde es vom sächsischen Kultusministerium mit finanziellen Mitteln nicht nur für Stipendien, sondern auch zur „Vervollständigung des Interpretations-Apparates“ ausgestattet. Sie waren die Voraussetzung dafür, dass am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Leipziger Archäologische Institut und das ihm angeschlossene Antikenmuseum mit Unterstützung privater Stiftungen Leipziger Bürger und durch Schenkungen auswärtiger Mäzene planmäßig und großzügig ausgebaut werden konnten. Nach wechselvoller Geschichte ist das Antikenmuseum seit 1994 im historischen Gebäude der Alten Nikolaischule untergebracht. Was 113
Christ aus gelehrter Liebhaberei und mit seiner privaten Kunstsammlung begonnen hat, findet hier auf zeitgemäßem Niveau seine Fortsetzung: den Studierenden der Klassischen Archäologie eine direkte Anschauung und einen ausreichenden Überblick von der antiken Kunst des Mittelmeergebietes zu ermöglichen und ihnen die Gelegenheit zu geben, anhand von Originalwerken und Gipsabgüssen die Grundlagen des Faches zu erlernen und zu üben. Hans-Peter Müller
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